Globale Handelskriege stellen im Jahr 2025 das größte Anlagerisiko dar, gefolgt von größeren geopolitischen Konflikten und höherer Inflation. Dies geht aus dem jüngsten UBS Global Family Office Report 2025 hervor, der Erkenntnisse von 317 einzelnen Family Offices in mehr als 30 Märkten rund um den Globus enthält.
Family Offices sind private Unternehmen, die von wohlhabenden Familien gegründet wurden, um ihre finanziellen Angelegenheiten und Investitionen zu beaufsichtigen und zu verwalten. Ihre Investitionsentscheidungen geben Aufschluss darüber, wie professionelle Anleger ihr Kapital einsetzen.
Hedgefonds in der Gunst der Risikoverwaltung
Auf die Frage nach Bedrohungen für ihre finanziellen Ziele in den nächsten 12 Monaten nannten mehr als zwei Drittel (70 %) der Family Offices Handelskriege. Die zweitgrößte Sorge für mehr als die Hälfte (52 %) waren größere geopolitische Konflikte, gefolgt von höherer Inflation. Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre stieg die Zahl derer, die sich Sorgen über einen größeren geopolitischen Konflikt machen, auf 61 %, und 53 % befürchteten eine weltweite Rezession. 50 % der Family Offices befürchteten laut der Umfrage auch eine mögliche Schuldenkrise und verwiesen dabei auf die Gefahren einer erhöhten staatlichen Kreditaufnahme.
Trotz dieser Bedenken planen 59 % der Family Offices, im Jahr 2025 das gleiche Portfoliorisiko einzugehen wie im Jahr 2024 und dabei ihren Anlagezielen treu zu bleiben. Allerdings wiesen 29 % von ihnen auf die Unvorhersehbarkeit “traditioneller” sicherer Anlagen in einer Zeit der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit hin. Die Umfrage wurde vom 22. Januar bis zum 4. April 2025 durchgeführt.
Infolgedessen sehen 40 % der Befragten in der Auswahl von Managern und/oder aktivem Management einen wirksamen Weg, um die Diversifizierung des Portfolios aufrechtzuerhalten, gefolgt vom Einsatz von Hedgefonds (31 %). Edelmetalle, in die weltweit fast ein Fünftel der Family-Office-Portfolios (19 %) investiert sind, scheinen immer beliebter zu werden. So rechnen 21 % mit einer deutlichen oder moderaten Erhöhung ihrer Allokation in den nächsten fünf Jahren.
Weniger Schwellenländer in den Portfolios
In einer für den Handel und die Weltwirtschaft unsicheren Zeit ist eine Verlagerung der strategischen Vermögensallokation im Gange. Der Anteil der Aktien aus Industrieländern stieg im Jahr 2024 im Durchschnitt auf 26 %, und Family Offices, die für 2025 Änderungen planen, wollen diesen Anteil weiter auf 29 % erhöhen. In den nächsten fünf Jahren rechnet fast die Hälfte (46 %) der Family Offices mit einer deutlichen oder moderaten Erhöhung ihrer Allokation in Aktien der entwickelten Märkte.
Gleichzeitig sind Family Offices in den USA und Europa nach einer längeren Phase enttäuschender Renditen, in der sich das Wirtschaftswachstum in der Regel nicht in Aktienmarktrenditen niederschlägt, gegenüber den Schwellenländern vorsichtig, und zwar stärker als ihre Kollegen im asiatisch-pazifischen Raum, in Lateinamerika und im Nahen Osten. Weltweit haben Family Offices im Jahr 2024 nur 4 % in Aktien aus Schwellenländern und 3 % in Anleihen aus Schwellenländern investiert, wobei sie ihr Engagement in Indien und China in den nächsten 12 Monaten am ehesten erhöhen werden. Zu den Hindernissen für Investitionen in Schwellenländer gehören geopolitische Bedenken (56 %), politische Unsicherheit und das Risiko von Staatsbankrotten (55 %).
Insgesamt bleiben Nordamerika (53 %) und Westeuropa (26 %) die bevorzugten Investitionsziele, auf die fast vier Fünftel aller Vermögenswerte entfallen. Dies setzt den Trend der letzten Jahre fort. Die Zuweisungen für den asiatisch-pazifischen Raum (ohne China) und den Großraum China gingen auf jeweils 7 % zurück.
Eine Vorliebe für aktives Management
Dem Bericht zufolge wird im Durchschnitt ein größerer Anteil der Aktienanlagen von Family Offices aktiv verwaltet, während etwas mehr als ein Drittel (36 %) passiv verwaltet wird. Die Ergebnisse variieren jedoch je nach Region - bei Family Offices in den USA ist der Anteil deutlich höher (53 %) und im asiatisch-pazifischen Raum am niedrigsten (22 %). Obwohl einige Family Offices einen hohen Anteil an aktivem Management beibehalten, scheinen sie ihre Portfolios umschichten zu wollen. Etwa 43 % der europäischen Family Offices, die in Aktien investieren, wollen mehr in rein indexbasierte Strategien investieren, ebenso wie 38 % der Family Offices in Lateinamerika.
Was die verschiedenen Anlagestile betrifft, so sind Family Offices mit aktiv verwalteten Aktienanlagen über eine Reihe von Stilen diversifiziert. Mehr als sechs von zehn (62 %) bevorzugen Wachstum, ähnlich viele setzen auf Value (58 %) und Qualität (62 %).
Für vier von zehn (43 %) Family Offices, die sich für aktiv verwaltete Aktienanlagen entscheiden, spielt auch die Größe eine Rolle. Diese Erkenntnis lässt vermuten, dass sie trotz der Outperformance von Large-Cap-Aktien in den letzten Jahren weiterhin in Small-Cap-Aktien investieren werden.
Das Gerangel um die Nachfolge des Reichtums
Eine der wichtigsten Aufgaben von Family Offices ist die Sicherstellung eines effektiven Generationentransfers von Vermögen. Der UBS-Bericht zeigt, dass nur etwas mehr als die Hälfte (53%) der Family Offices weltweit Pläne zur Vermögensnachfolge für Familienmitglieder haben. Mehr als ein Fünftel (21 %) gab an, dass die Eigentümer noch nicht entschieden haben, wie ihr Vermögen aufgeteilt werden soll, während fast ebenso viele (18 %) angaben, dass die Eigentümer dies noch nicht besprochen haben.
Bei Familien, die eine Nachfolgeplanung haben, besteht die größte Herausforderung nach Ansicht von fast zwei Dritteln der Befragten (64 %) nach wie vor darin, die Übertragung des Vermögens auf möglichst steuereffiziente Weise sicherzustellen. Mehr als vier von zehn (43 %) sehen eine weitere große Herausforderung darin, die nächste Generation darauf vorzubereiten, das Vermögen verantwortungsvoll und im Einklang mit den Zielen der Familie zu übernehmen. Nur 26 % beraten sich mit der nächsten Generation von Anfang an über die Nachfolgeplanung.
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