Mehr als Zölle: Was hinter dem Verfall des US-Dollars steckt

Der Rückgang des Dollars spiegelt die Besorgnis von Anlegern weltweit wider. Hier erfahren Sie, was das für Portfolios bedeutet.

Sarah Hansen 23.05.2025
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Collage-Illustration mit einer Ein-Dollar-Münze, einer Tickertafel, die einen negativen Markttrend anzeigt, und einem Bürogebäude.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Nach einem Jahrzehnt der Stärke fiel der US-Dollar seit Anfang 2025 um 7,5%.
  • Anleger sind besorgt über die Handelspolitik, die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft und die allgemeine Sicherheit von US-Investments.
  • Weitere Rückgänge sind möglich, aber der US-Dollar dürfte seine wichtige Rolle als Reservewährung für Zentralbanken und Unternehmen weltweit behalten.

Der US-Dollar musste in den letzten Monaten viel einstecken. Viele Analysten sind der Meinung, dass das wirtschaftliche und geopolitische Umfeld auf weitere Kursverluste hindeutet.

Seit Anfang 2025 verringerten mehrere Faktoren zusammen den Wert des US-Dollars gegenüber anderen Währungen. Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegenüber einem Korb anderer Währungen abbildet, fiel in diesem Jahr bisher um 7,5%.

Dieser Rückgang war besonders während der globalen Marktturbulenzen Anfang April zu beobachten, die auf die Ankündigung aggressiver Zölle gegen Dutzende von Ländern durch US-Präsident Donald Trump folgten. In Zeiten der Marktvolatilität sehen globale Anleger den Dollar normalerweise als sicheren Hafen an. Diesmal jedoch nicht.

Im Hintergrund verweisen Analysten auf ein Zusammentreffen von Faktoren, die die Stimmung für den US-Dollar verschlechtern. Dazu gehören Sorgen über eine Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums und eine höhere Inflation aufgrund höherer Zölle sowie ein wachsendes Unbehagen nicht-amerikanischer Anleger über die Finanzpolitik in den Vereinigten Staaten. Das wurde in der letzten Woche deutlich, nachdem die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit des Landes herabgestuft hatte, was den US-Dollar nach einer Erholung am US-Aktienmarkt wieder nach unten drückte.

“Wichtig ist, dass Anleger das nicht nur als ein Problem im Zusammenhang mit den Zöllen sehen”, sagt Steve Englander, Leiter des globalen G10-Währungs-Research bei Standard Chartered. “Es war ein Problem, das mit einer viel breiteren Palette von Maßnahmen zusammenhing.”

Devisenmarktstrategen erwarten in den nächsten Monaten einen weiteren Rückgang des US-Dollars. Ein schwächerer Dollar könnte sich auf die Märkte in den USA und im Ausland auswirken. Strategen zufolge könnten internationale Aktien Auftrieb erhalten, während in den USA ansässige Importeure einen Rückschlag erleiden könnten. Die Zölle und ihre Folgen könnten einen Aufschwung für in den USA ansässige Unternehmen dämpfen, die auf ausländischen Märkten tätig sind, da US-Waren im Ausland billiger werden. Die Strategen gehen jedoch nicht davon aus, dass der Dollar in absehbarer Zeit seinen Status als globale Reservewährung verlieret.


Ein weiterer Faktor, der den Dollar in den nächsten Monaten belasten wird, ist ein anhaltendes Umdenken bei globalen Vermögensverwaltern, die offenbar die Risiken einer Übergewichtung von US-Investments im derzeitigen Umfeld neu berechnen. Diese Strategie war jahrelang erfolgreich, aber die gesunkenen Aussichten für das Wirtschaftswachstum und die Zweifel an der fiskalischen Stabilität der USA werfen nun einen Schatten."

“Die strukturelle Baisse gegen den Dollar hat begonnen, sich auszuwirken: Die Anleger überdenken ihre nicht ausreichend gesicherten Engagements in den USA, die zu einer anhaltenden Bewertungsanpassung nach unten führen könnten”, schrieben die Strategen der Bank of America letzte Woche.

Fazit für Investoren

Strategen sagen, dass ein geringfügig schwächerer Dollar zwar wahrscheinlich keine großen Auswirkungen auf die Portfolios von in den USA ansässigen Anlegern haben wird, dass es für diese Anleger aber wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt ist, ihre internationalen Allokationen zu überdenken.

Ein Portfolio, das zu stark in US-Anlagen investiert ist, könnte eine weitere Rallye an den internationalen Märkten verpassen, wie sie zu Beginn dieses Jahres stattfand, als die US-Märkte in einer Flaute steckten. Zief meint, dass ein schwächer werdender Dollar internationalen Anlagen Rückenwind verleihen würde. Er verweist auf den MSCI World Index, eine beliebte Benchmark für globale Aktien, der immer noch zu 71% aus US-Firmen und zu 29% aus Unternehmen außerhalb der USA besteht.

“Ich würde wetten, dass viele auf US-Dollar basierende Anleger nicht einmal so viel internationales Engagement haben”, sagt Zief. “In diesem Umfeld ist es wichtig, die richtige Benchmark zu finden”. Anlegern mit Portfolios außerhalb der USA rät Zief, dafür zu sorgen, dass ihr US-Dollar-Engagement mit ihren langfristigen Zielen übereinstimmt und dass sie keine unangemessenen Währungsrisiken eingehen.


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Über den Autor

Sarah Hansen  Marktreporterin bei Morningstar