Schweiz: Mit angezogener Handbremse durch dick und dünn

Trotz UBS und Credit Suisse halten sich Schweizer Blue Chips Fonds vergleichweise wacker. Die Stabilisatoren sind die Schwergewichte Nestle, Roche und Novartis.

Simon Nöth 25.04.2008
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Das Marktumfeld für Aktien wird seit gut neun Monaten durch die US-Subprimekrise und deren Folgen für die US-Konjunktur und die globale Wirtschaft geprägt. Die großen Bankhäuser und Investmentbanken mussten Verluste abschreiben, Kapitalerhöhungen durchführen oder vom Staat bzw. mit Hilfe des Staates vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Auch die großen Schweizer Finanzinstitute wie die UBS, Credit Suisse oder Suisse Re blieben nicht davor verschont. Im Gegenteil: Kapitalerhöhungen und Abschreibungen stehen auch für das 1. Quartal 2008 an. Vor einem Jahr hatten die drei Aktien im MSCI Switzerland noch ein Gewicht von 26%. Heute sind es 16%. Insgesamt hat sich der Anteil der Finanzwerte innerhalb eines Jahres von 31% auf 24% verringert, wohingegen sich die Anzahl der Finanztitel von 5 auf j

etzt 9 erhöht hat.

Struktur des Schweizer Aktienmarktes

Der Schweizer Aktienmarkt markierte bereits in der ersten Juni Woche 2007 seinen Höhepunkt, bevor die Kurse nachgaben. Seitdem hat der MSCI Switzerland 20% an Wert verloren. Seit Jahresanfang verlor der Index, der 38 Aktien umfasst, rund 10%. Europäische und US Blue Chips verloren im gleichen Zeitraum 13% bzw. 14%. Betrachtet man den Zeitraum der letzten Baisse von 2000 bis 2002, ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Schweizer Aktienmarkt büßte insgesamt 28% ein. Der S&P verlor 41%, der Dax sogar 58%.

Der Grund liegt in der traditionell starken Gewichtung defensiver Sektoren. Unternehmen wie Nestle (21%), Roche (14%) und Novartis (13%) dominieren den Index mit zusammen fast 50% Gewicht. Nach dem deutschen Investmentgesetz darf eine Aktie nicht mit mehr als 10% in einem Fonds gewichtet sein. In Indexfonds und Exchange Traded Funds (ETFs) ist dies jedoch erlaubt. Dennoch kommen die Fondsmanager der 34 unterschiedlichen Fonds aus der Kategorie Aktien Schweiz Standardwerte nicht ohne diese Schwergewichte aus. Nestle ist in den Fonds durchschnittlich mit 9%, Roche ebenso mit 9% und Novartis mit 8% vertreten. Damit bilden sie in den allermeisten Fällen die Top Positionen. In der Sektoraufteilung sind Unternehmen aus dem Gesundheitsbranche mit 28% vertreten, Konsumgüter mit 21% und die Finanzwerte noch mit 25%. Die Performance der Fonds ist auch seit Jahresbeginn gleich dem des MSCI Switzerland mit -10%.

Fonds und ETFs für die Schweiz

Anleger, die indexnahe Produkte bevorzugen, haben die Wahl zwischen einem Indexfonds und zwei ETFs. Der Indexfonds von Statestreet (0,6% Verwaltungsgebühr pro Jahr) bildet den MSCI Switzerland ab. Die beiden ETFs von db-xtrackers (0,3% Verwaltungsgebühren pro Jahr) und iShares (0,5% Verwaltungsgebühren pro Jahr) bilden den Swiss Market Index (SMI) ab. Der SMI fasst die 20 größten und liquidesten Schweizer Unternehmen zusammen. Auf diesen Index entfallen 85% der freihandelbaren Schweizer Aktien. Im SMI haben Nestle (20,5%), Novartis (15,5%) und Roche (13,8%) ein Gewicht von über 50%. In volatilen Märkten freut sich das Anlegerherz über den defensiven Charakter dieser drei Aktien. Die Finanzwerte haben im SMI noch ein Gewicht von 26%, was Rückschlagspotential in sich bergen könnte. Nach einer Studie von der Commerzbank haben die Schweizer Finanzinstitute bisher 40% ihres Buchwertes abschreiben müssen, US-Banken dagegen nur 20%. Zusätzlich sollten Investoren aus dem Euroraum den Währungseinfluss nicht vergessen. In den letzten fünf Jahren hat der Schweizer Franken gegenüber dem Euro 9% abgewertet.

OP Swiss Opportunity

Seit Auflage wird der Fonds von Thomas Michel betreut. Bis Ende 2007 war Michel bei Swiss Re beschäftigt, hat sich jedoch im Herbst vergangenen Jahres mit Michel & Cortesi Asset Management selbstständig gemacht. Obwohl Michel mit dem Rückversicherer Swiss Re keinen Großkonzern mehr im Rücken hat, ist Oppenheim dem Asset Manager treu geblieben. Auch Swiss Re vertraut Michel das Advisor Mandat für den Conning Swiss Equity Fund an, der immerhin 300 Mio. Euro an Fondsvolumen auf die Waagschale bringt.

Das Aktien Research wird von drei Leuten geschultert. Zu Swiss Re Zeiten war Michel hauptsächlich allein damit betraut, unterstützt durch hauseigenes und externes Research. Die Aktien werden von dem dreiköpfigen Team nach dem Bottom Up-Ansatz mit Hilfe der üblichen Bewertungskennzahlen ausgewählt. Der Fonds investiert in Schweizer Standardwerte und in Small- und MidCaps. In der Morningstar Style Box befindet sich der Fonds im Standardwerte Blend Bereich. Die interne Benchmark ist eine Kombination aus dem Swiss Performance Index (SPI) Large Companies und SPI Small & Middle Companies, die mit 70% bzw. 30% darin gewichtet sind. Die Rendite des Fonds und der eigenen Benchmark ist seit Auflage gleich. Allerdings schlägt der Fonds den MSCI Switzerland und den Kategoriedurchschnitt über drei und fünf Jahre. In den vergangene Jahren ist dem Fonds die Untergewichtung (im Vergleich zum Index) der defensiven Schwergewichte Nestle, Novartis und Roche zu gute gekommen.

Neue Positionen werden vor allem aus dem Small- und MidCap Bereich aufgebaut. So versucht das Fondsmanagement, Outperformance gegenüber dem Index zu generieren. Im Februar wurde die Position Petroplus, ein Schweizer Hersteller von Mineralölprodukten mit Raffinerien in Europa, um die Hälfte auf aufgebaut. Im Portfolio hat der Wert ein Gewicht von 1,9%. Das Unternehmen gehört mit einer Marktkapitalisierung von 2,7 Mrd. Euro zum Swiss Market Index Mid, dem mittleren Marktsegment. Ein 2008er KGV von 8 spricht für eine vernünftige Bewertung. Mit Medisisze wurde im Februar ein Nebenwert aus der Pharmabranche ins Portfolio gekauft, der es nur auf eine Marktkapitalisierung von 250 Mio. Euro bringt. Immerhin hat die Aktie einen Wert von 2,9% am Portfolio.

Der Fonds zählt mit einem Fondsvolumen von 37 Mio. Euro zu den kleineren seiner Kategorie. Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,5%. Mit einer Total Expense Ratio (TER) von 3,96% hat der Fonds im letzten Abrechnungszeitraum jedoch ganz schön hingelangt.

Fidelitiy Switzerland

Der Fidelity Switzerland wurde 1995 aufgelegt. Fondsmanager ist Alex Zavratsky, der Alexandra Hartmann abgelöst hat. Der Fonds ist mit 85% in Standardwerte investiert und damit in den Blue Chips stärker engagiert als der OP Swiss Opportunity. Auch ist das Portfolio des Fidelity Fonds mit 30 Aktien stärker konzentriert als das des obigen Fonds. Wie Eingangs erwähnt, kommt auch der Fidelity nicht an den drei Schwergewichten des Schweizer Aktienmarktes vorbei. Roche, Nestle und Novartis nehmen die ersten drei Plätze ein. Der Fonds bewegt sich im Standardwerte Growth Bereich. Es ist daher nicht überraschend, dass das durchschnittliche KGV seiner Aktien mit 14 etwas höher ist als das des SMI mit 13. In Finanzwerten ist der Fonds zum Kategoriedurchschnitt und dem Index untergewichtet, während die Industriematerialien zur Kategorie und zum MSCI Switzerland im Portfolio übergewichtet sind.

Seit Jahresbeginn hat der Fonds 12% an Wert verloren. Er schneidet damit schlechter als seine Kategorie und der Index (beide -10%) ab, was der höheren Konzentration in die Schweizer Standardwerte geschuldet ist. Der Schweizer Index, der die Small- und MidCaps abbildet, hat in den vergangenen drei Monaten nur 8,5% verloren.

Betrachtet man die Rendite auf fünf Jahre, so schneidet der Fonds besser als der MSCI Switzerland ab. Innerhalb seiner Kategorie gehört der Fonds zu den besten 5%. Das Fondsvolumen beläuft sich auf 460 Mio. Euro, angesichts dessen die jährlichen Verwaltungsgebühren mit 1,5% niedriger ausfallen könnten.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Fidelity Switzerland A-Dis-CHF77,55 CHF0,07Rating

Über den Autor

Simon Nöth  ist Fondsanalyst bei Mornigstar