Die Stärken und Schwächen der Fondsindustrie

Morningstars Weg seit der Gründung 1984.

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Als Morningstar 1984 gegründet wurde, waren in den USA 200 Mrd. US-Dollar in Fonds angelegt. In den folgenden zwei Jahren verdoppelte sich das verwaltete Vermögen, was für ein neu gestartetes Researchunternehmen willkommener Rückenwind war. 2007 erreichte die Fondsindustrie mit einem verwaltenden Vermögen von 10 000 Mrd. US-Dollar den Höhepunkt, um bis heute auf 7000 Mrd. US Dollar zurückzufallen.

Das meiste Geld floss anfangs in so genannte „Government Guarenteed“ (von der Regierung garantierte) Fonds. Diese Anleihefonds rentierten besser als der Geldmarkt und das Etikett „garantiert“ machte so manchen Anleger glauben, dass er kein Geld verlieren könnte. Als 1987 die Zinsen stiegen, geschah allerdings genau das. Kurz nach dem Debakel verbot die SEC (US Aufsichtsbehörde/eine Ar

t Bafin) das Label „garantiert“ auf den Broschüren dieser Fonds.

1987 war auch der Black Monday an der Wall Street. Ironischerweise profitierte Morningstar von diesem Unglück. Denn es schreckte Konkurrenten ab und wir konnten unser Unternehmen während sechs Jahren ungestört weiterentwickeln.

Oktober 1987 war auch die Geburtsstunde der „Tactical Asset Allocation Funds“. Von den Anhängern TAAs genannt, von den Gegnern dagegen eher als Wolf im Schafspelz verstanden. Die Pessimisten sollten recht behalten: Die TAAs prognostizierten sieben der kommenden zwei Aktienmarktkorrekturen. Während der 80er und 90er Jahre verschwanden sie irgendwann in der Versenkung, da sie an den steigenden Aktienmärkten nicht partizipierten.

Dann kamen die „Short-term Multimarket Funds“ (Fonds mit kurzlaufenden Fremdwährungsanleihen), die behaupteten - wie die „Government Guarenteed Funds“ zuvor –, die Renditen am Geldmarkt ohne Risiko übertreffen zu können. Sie kamen unter die Räder, als die europäischen Währungsmärkte 1992 in Turbulenzen gerieten. Die Fonds mit tiefroten Zahlen, die Anleger auf der Flucht: Wie die TAAs verschwanden die „Short-term Multimarket Funds“ als Anlagekategorie von der Bildfläche.

1990 stieg der Fidelity Magellan zum größten Publikumsfonds auf und lies die volumenstärksten Anleihefonds hinter sich. 15 Jahre später holte sich den Titel der Anleihefonds Pimco Total Return zurück.

Die 90er waren auch die Gründungszeit eines Publikumsfonds mit dem Namen "Shearson 1990s Fund", der versprach, von fünf säkularen und selbstverständlich einträglichen Megatrends der anstehenden Jahrzehnte zu profitieren. Dazu gehörten der Umweltschutz und die Erneuerung der Infrastruktur. Richtig gehört, das war vor zwei Jahrzehnten. Der Fonds wurde 1993 geschlossen und Shearson erlebte das Jahr 2000 nicht mehr.

Zwei zu dieser Zeit weniger bekannte Fondsgesellschaften mieden Spielereien wie TAAs, „Short-term Multimarket Funds“ oder Themenfonds. Weder American Funds (bekannt in Europa als Capital International) noch Vanguard gehörten 1984 zu den zehn größten Fondsanbietern. Aber ein Vierteljahrhundert später zählen sie zu den drei größten Kapitalanlagegesellschaften der USA. Es zeigte sich, dass derjenige Marktanteile gewann, der auf zweifelhafte und der Reputation abträgliche Fondskonzepte verzichtete.

Lesen Sie nächste Woche den zweiten Teil von „Die Stärken und Schwächen der Fondsindustrie“.

John Rekenthaler, CFA, ist Vice President of Research Morningstar.

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Über den Autor

John Rekenthaler, CFA  John Rekenthaler is Vice President of Research for Morningstar.