Luxusgüterfonds: Reich werden mit Gütern für Reiche

Wer zu viel Geld kommt, will meistens auch zeigen, dass er es geschafft hat und zu den Gewinnern zählt. Vor allem in den Emerging Markets finden Luxusartikel einen reißenden Absatz.

Alexander Ehmann 18.01.2008
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In den vergangenen Jahren haben sich die Vermögen weltweit erhöht. Besonders in den Schwellenländern sind die Einkommen im Durchschnitt am stärksten gestiegen und mit ihnen auch die Wünsche und Bedürfnisse. So wollen immer mehr Menschen, vor allem Frauen, in den Emerging Markets ihren frisch gewonnenen Reichtum durch Luxusartikel wie einer Sonnenbrille von Prada, einer originalen Handtasche von Louis Vuitton oder einem Collier von Cartier zur Schau stellen. Der Großteil des reichsten 1% der Weltbevölkerung stammt zwar noch aus dem angelsächsischen Raum, jedoch holt insbesondere China auf. Studien erwarten, dass die Chinesen 2015 der größte Abnehmer für Luxusartikel sein werden. Anleger können sich an dieser Thematik mit sogenannten Luxusgüterfonds beteiligen.

Die meisten in Deutsc

hland zum Vertrieb zugelassenen Luxusgüterfonds haben den MSCI World Consumer Discretionary als Benchmark. Dieser Sektorenindex besteht derzeit aus fast 240 verschiedenen Unternehmen, überwiegend aus der Konsumgüterindustrie. Die 20 größten Positionen machen insgesamt 37% vom Portfolio aus. Darunter sind mit Daimler (Premium Automobile), der Compagnie Financiere Richemont und LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy) drei Unternehmen enthalten, die überwiegend Luxusgüter produzieren. Letztere sind die absoluten Schwergewichte der Luxusgüterindustrie. Zu Richemont gehören unter anderem der Schmuckdesigner Cartier, der Schreibwarenhersteller Montblanc sowie die Uhrenmanufakturen Lange & Söhne, IWC und Jaeger-Le Coultre. Zu LVMH zählen der vor allem für seine Handtaschen bekannte Designer Louis Vuitton, der Uhrenhersteller Tag Heuer, der Parfumhersteller Christian Dior und die überwiegend in Asien angesiedelte Luxuskaufhauskette DFS Galleria. Die Aktie von Richemont konnte im Jahr 2007 um 1,3% zulegen, während die LVMH-Aktie 4,3% verlor. Bezüglich der Ländergewichtung sind im MSCI World Consumer Discretionary die USA mit 44% und Japan mit 20% mit dem größten Anteil vertreten. Deutschland, Frankreich und Großbritannien folgen mit jeweils 8%. Im 5-Jahresdurchschnitt betrug die annualisierte Performance des Index 6%, im 3-Jahresdurchschnitt 3,3%. Im vergangenen Jahr konnte sich der MSCI World Discretionary nicht der Entwicklung der internationalen Finanzmärkte entziehen und verlor ganze 13%.

Kein ETF, aber ein Indexfonds

Bei einem Interesse für eine Investition in Luxusgüter-Aktien wird sich der Anleger schwer tun, einen reinen ETF zu finden. Zum einen gibt es keinen reinen Luxusgüter-Index, zum anderen gibt es noch keinen in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen ETF auf den MSCI World Consumer Discretionary. Allerdings gibt es von State Street Global Advisors einen Indexfonds, der den MSCI World Consumer Discretionary abbildet. Der Balzac Consumer Discretionary Index Fonds verfolgt einen passiven Ansatz und kann zur Indexnachbildung auch auf Derivate und andere Assetklassen zurückgreifen. Die jährliche Managementgebühr für diese Anlagemöglichkeit beträgt pro Jahr 1,2% vom verwalteten Fondsvermögen. Der maximale Ausgabeaufschlag beläuft sich auf 5,5%. Über die verschiedenen Online-Broker kann der Kauf jedoch um einiges günstiger sein.

Der ING (L) Prestige & Luxe

Der ING investiert in erster Linie in Unternehmen, die Luxusgüter herstellen oder Premium-Dienstleistungen anbieten. Dabei achtet das 3-köpfige Managerteam um Jeroen Brand bei der Aktienauswahl auf 3 Merkmale: permanent hohe Qualität der Produkte, ein starkes Branding und ein innovatives Produktmanagement. Der bereits 1998 aufgelegte Fonds besitzt derzeit ein Volumen von ca. 80 Millionen Euro, was im Mittel der Luxusgüterfonds liegt. Der Fonds hält zwischen 20 und 30 Titel und ist damit deutlich konzentrierter aufgestellt als der Großteil seiner Konkurrenten. Ein Fonds, der sich auf Luxusgüter spezialisiert, kommt nur schwer an LVMH und Richemont vorbei, weshalb diese beiden Unternehmen mit jeweils 7% die größten Positionen im Portfolio darstellen. Aus diesem Grund hat Frankreich im Portfolio ein doppelt so hohes Gewicht wie der MSCI World Consumer Discretionary (16%), bei der Schweiz ist Anteil sogar sieben Mal so hoch (2%). Auf Monatsbasis konnte der Fonds im 5-Jahresdurchschnitt eine jährliche Rendite von 10%, im 3-Jahresdurchschnitt 7% erzielen. Damit schlägt er in beiden Zeiträumen seine Benchmark (3% bzw. 6%). Seinen Morningstar Kategoriedurchschnitt (9% in beiden Zeiträumen) konnte er jedoch nur über 5 Jahre schlagen. 2007 wurde der ING Prestige & Luxe in Mitleidenschaft gezogen und verlor fast 8%. Dies war jedoch deutlich weniger als der Index. Der Kategoriedurchschnitt lag bei 0%. Mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,2% ist der ING Prestige & Luxe der günstigste unter den Luxusgüterfonds. Die TER belief sich Ende Juni 2007 auf 1,53%. Ab 1.April 2008 wird die jährliche Managementgebühr jedoch um 0,25% auf 1,5% erhöht.

Der PF (LUX) Premium Brands

Auch dieser Fonds der Schweizer Fondsgesellschaft Pictet hat sich auf Luxusmarken spezialisiert. Das Investementteam um Caroline Reyl fokussiert sich auf Unternehmen, die im oberen Segment der Konsumbranche operieren und von einem weltweit bekannten Markennamen profitieren. Von den rund 40 Titeln aus denen das Portfolio besteht, bilden Richemont (5%), dem Premium-Spirituosen-Hersteller Diageo (Baileys, Smirnoff, Guiness und Johnny Walker) mit 5% und Christian Dior (4%) die Top 3- Positionen. Der Anteil an Aktien der Swatch Group, die zuvor an dritter Stelle rangierten, wurde über die vergangenen Monate leicht abgebaut. Im Vergleich zum MSCI World Consumer Discretionary sind Frankreich (23% vs. 8%) und die Schweiz (13% vs. 2%) deutlich übergewichtet. Frankreich ist traditionell einer der größten Hersteller für Luxusartikel. Der hohe Schweizanteil resultiert vor allem aus dem hohen Bestand an Richemont-Aktien. Japan (5% vs. 20%) und die USA (22% vs. 44%) sind im Vergleich zur Benchmark spürbar untergewichtet. Die „erzwungene“ Abweichung vom Index hat sich seit Auflage positiv auf den Fonds ausgewirkt. 2006 konnte er seine Benchmark um 7% schlagen, den Morningstar Kategoriedurchschnitt um 4,5%. Auch Der PF (LUX) Premium Brands wurde 2007 in Mitleidenschaft gezogen, schnitt jedoch deutlich besser als der MSCI World Consumer Discretionary ab. So verlor der Fonds lediglich 2%, während der Index fast 13% abgab. Der Kategoriedurchschnitt jedoch erzielte 2007 keinen Verlust. Für das Management zahlt der Anleger pro Jahr 1,6% des Fondsvolumens. Die durchschnittliche TER beträgt 1,91% pro Jahr, was den Fonds im mittleren Kostensegment ansiedelt.

Achtung: Starke Konzentration!

Grundsätzlich sollte der Anleger bei einer Investitionsabsicht in einen Luxusgüterfonds berücksichtigen, dass er sich einen stark konzentrierten Themenfonds kauft. Zudem „hinkt“ ein direkter Vergleich mit dem MSCI World Consumer Discretionay etwas, da letzterer viel breiter gestreut ist und auch in andere Konsumgüter als lediglich in Luxusgüter investiert. Ein viel stärker konzentrierter Luxusgüterfonds nimmt höhere Risiken in Kauf. Wenn die Wetten auf die einzelnen Unternehmen aufgehen, ist es für einen Luxusgüterfonds ein leichtes den Index zu schlagen. Wenn die Wetten nicht aufgehen, können die Verluste dafür umso größer sein. Sicher, Luxusgütern wird derzeit ein hohes Wachstumspotential nachgesagt, doch wer weiß schon wie das in ferner Zukunft sein wird. Branchen- und Themenfonds eignen sich daher weniger für einen Investoren mit langfristigem Anlagehorizont.
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Alexander Ehmann