„Der Fonds wird seit Oktober 2004 aktiver gemanagt.“

Morningstar fragte Reiner Hübner, Geschäftsführer von UBS Global Asset Management in Deutschland, nach den Veränderungen in der Anlagestrategie des europäischen Aktienfonds UBS (Lux) Equity Fund – European Opportunity.

Natalia Siklic, 03.02.2006
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Sie haben den UBS (Lux) Equity Fund - European Opportunity vor etwa einem Jahr umbenannt und umpositioniert. Was hat sich seither geändert?

Der Fonds wird seit Oktober 2004 aktiver gemanagt. Wies das Portfolio bis zu diesem Zeitpunkt einen Tracking Error von durchschnittlich 3% gegenüber der Benchmark auf, besteht nun die Möglichkeit, den Tracking Error auf bis zu 12% (maximal 15%) zu erhöhen. Dieses Risikobudget kann auf drei Ertragsquellen aufgeteilt werden: eine konzentrierte Auswahl der nach UBS-Modellen am attraktivsten bewerteten europäischen Blue chips; eine Beimischung von Small und Mid Caps sowie eine taktische Kasseposition (+ / - 20%). br>
Wie funktioniert die Aktienauswahl, welche Kriterien sind Ihnen

besonders wichtig? Welchen Anlagehorizont haben Sie?

Unsere Strategie zielt darauf ab, unterbewertete Titel am Markt ausfindig zu machen. Die Basis für die Bewertung eines Titels erarbeiten wir uns mit Hilfe einer zukunftsgerichteten Fundamentalanalyse. Diese basiert auf unserer global integrierten Research-Plattform, mit der wir den inneren Wert eines Unternehmens anhand von zukünftig erwarteten Cash-Flows bestimmen. Die daraus gewonnen Erkenntnisse ergänzen und vertiefen wir bei individuellen Firmenbesuchen bzw. in direkten Gesprächen mit dem Management. Unser Anlagehorizont ist mittel- bis langfristig. Wenn unsere Investmentthese sich grundsätzlich bewährt, halten wir Titel so lange, bis sie einen nach unserem Bewertungsmodell fairen Preis überschreiten. br>
Orientieren Sie sich an einem bestimmten Anlagestil (Value/Growth)?

Unser Preis-Wert-Ansatz orientiert sich an der Identifikation unterbewerteter Titel. Auch wenn eine Verwandtschaft zu Value-Ansätzen besteht, kann dieses Modell ebenso auf typische Growth-Titel und –Branchen angewandt werden. br>
Welche Rolle spielen Top-Down-Elemente, d.h. volkswirtschaftliche Entwicklungen und Branchentrends?

Die Zusammensetzung des Portfolios ergibt sich im Wesentlichen aus unserem fundamentalen Bottom-up Research. Top-Down-Elemente gehen vor allem in die Ermittlung der zukünftig erwarteten Cash-Flows ein. br>
Wie handhaben Sie die Kassequote?

Die taktische Entscheidung über den Bestand an liquiden Mitteln wird unabhängig von der Zusammenstellung des Portfolios getroffen. Der Fonds kann maximal 20% seines Vermögens in flüssigen Mitteln halten, um günstigere Aktienkurse abzuwarten. Umgekehrt darf er sich, wenn die Kurse zum Kaufen günstig sind, vermehrt am Markt engagieren, beispielsweise durch den Kauf von Derivaten. br>
Sie stellen ein sehr konzentriertes Portfolio zusammen. Wie kontrollieren Sie die sich daraus ergebenden Risiken?

Das Risikomanagement bildet ein Kernelement unseres disziplinierten Vermögensverwaltungsansatzes. Dadurch können wir die Auswirkungen von Anlageentscheidungen auf die Portfolios bereits im Vorfeld beurteilen. Wir wissen also vor jeder Transaktion schon, wie sie die Risikostruktur unseres Portfolios beeinflussen wird. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass das Portfolio innerhalb des vordefinierten Risikorahmens verbleibt. br>
Ihr Fonds liegt in 2005 vor der Benchmark MSCI Europe. Welche Entscheidungen haben sich ausgezahlt? Was hat weniger gut funktioniert?

Überdurchschnittliche Erträge haben wir mit OMV und Statoil im Energiesektor, Fortum im Versorgungsbereich sowie dem bald von Telefonica übernommenen britischen Mobilfunkanbieter O2 erzielt. Zuletzt haben uns die Finanzdienstleister Credit Suisse und Aegon viel Freude bereitet. Trotz hoher Dividendenrendite haben die großen Telekomanbieter France Telecom und Deutsche Telekom stark enttäuscht. br>
Zum aktuellen Portfolio: Sie haben eine hohe Gewichtung im Telekomsektor (30.11.2005: 21%). Die Branche war eine der schwächsten im Jahr 2005. Halten Sie daran fest?

Deutsche Telekom und France Telecom haben zwar stark enttäuscht, O2 hingegen hat hervorragende Performancebeiträge geliefert. Die Bewertungen im Telekomsektor scheinen weiter attraktiv. Neben hohen freien Cashflows gibt es Anzeichen dafür, dass diese Unternehmen über Aktienrückkäufe oder Dividendenerhöhungen mehr liquide Mittel an ihre Aktionäre zurückgeben werden. Zudem deutet nach der Übernahme von Amena durch France Télécom und Telefónicas Angebot für O2 einiges auf eine Belebung der M&A-Aktivitäten in diesem Sektor hin. br>
Gemäß unserer Portfoliodaten ist die Gewichtung des Energiesektors im Fonds seit dem Sommer rückläufig. Wie hat sich Ihre Einschätzung der Branche geändert?

Wir haben mit OMV und Statoil zwei Werte aus dem Portfolio genommen, die hervorragend abgeschnitten haben, nachdem sie eine faire Bewertung erreicht hatten. Wir halten aber an einigen Blue Chips im Sektor fest. br>
Wie sehen Sie Large Caps gegenüber Small/Mid Caps? Wie hoch ist deren Gewichtung im Portfolio?

Small und MidCaps machen aktuell 10% des Portfolios aus und haben in 2005 zum Erfolg des Fonds beigetragen. br>
Welche Branchen favorisieren Sie in 2006?

Banken und Versicherungen gefallen uns weiterhin sehr gut, wir rechnen hier mit Ergebnissen über den Erwartungen, aber auch die stark gescholtende Telekom-Branche weist trotz Margendrucks aufgrund des derzeitigen Preiskampfes weiterhin attraktive Bewertungen auf. br>
Vielen Dank für das Gespräch.

Dieses Interview erschien ursprünglich in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift Going Public.
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