Rohstoffmärkte nach einem Jahr Krieg in der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine hat sich vehement auf die Rohstoffpreise ausgewirkt, ist aber nicht der einzige zu berücksichtigende Faktor.

Fernando Luque 21.02.2023
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Wie haben sich Rohstoffe nach einem Jahr Krieg in der Ukraine entwickelt? Der militärische Konflikt ist sicher nur eine der Komponenten, die sich auf die Rohstoffpreise ausgewirkt hat und weiterhin auswirken wird. Zinserhöhungen, die Möglichkeit einer Rezession, die Stärke oder Schwäche des Dollars oder die Wiedereröffnung Chinas sind andere Variablen, die sich phne Zweifel ebenfalls auf die Preise praktisch aller Rohstoffe auswirken.

Im Folgenden untersuchen wir das Verhalten der wichtigsten Rohstoffe seit Beginn des Konflikts Ende Februar 2022.

Wie die nachstehende Grafik zeigt, sind Rohstoffe in den letzten 12 Monaten gefallen (Renditen werden in US-Dollar gemessen), wobei Energierohstoffe und Industriemetalle besonders stark zurückgingen.

 

 

Edelmetalle

Das Element, das Edelmetalle und insbesondere Gold am stärksten betroffen hat, ist die Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken und insbesondere der Federal Reserve. Dies hat die Renditen der US Staatsanleihen in die Höhe getrieben. Aber in den letzten Monaten hat die Inflationsmäßigung den Marktkonsens verstärkt, dass sich das Tempo der Fed-Zinserhöhungen verlangsamen könnte, was das Vertrauen der Anleger in Gold seit November erhöht hat.

Dieser Kontext hat sich auch auf Silber ausgewirkt, wenngleich Silber auch ein Metall ist, das in der Industrie verwendet wird, so dass es von den Lockdowns in China und der Angst vor einer globalen Rezession ausgebremst wurde. Somit haben das Ende der Null-Covid-Politik in China und die Hoffnung auf eine sanfte Landung der US Wirtschaft die Silber-Notierungen nach oben katapultiert.

 

 

Industriemetalle

Die jüngste Straffung der Geldpolitik in den USA und Europa hat sich negativ auf Industrierohstoffe ausgewirkt. Ab November hat sich die Marktstimmung jedoch geändert, und die Konsenserwartungen deuten nun auf niedrigere Inflationsraten und eine Mäßigung der Zinserhöhungen hin.

Wichtig dabei: die Wertentwicklung von Industriemetallen ist eng mit der Produktionstätigkeit in China verknüpft. Das Reich der Mitte ist beispielsweise der weltweit größte Verbraucher von Kupfer. Mit der Wiedereröffnung Chinas erhalten diese Rohstoffe Rückenwind. 

 

 

 

Energie

Die Erdgaspreise in den USA und auch in Europa liegen jetzt deutlich unter dem Niveau vor dem Krieg in der Ukraine. Dass die Erdgaspreise so stark gefallen sind, liegt vor allem am Wetter, denn sowohl in den USA als auch in Europa gab es ungewöhnlich warme Winter.

Auf der anderen Seite hat Europa bewusst seine Erdgasvorräte für den Winter erhöht und gleichzeitig den Energiebedarf gesenkt. Zu diesem Zweck hat sich die Europäische Union das Ziel gesetzt, die Gasnachfrage von August 2022 bis März 2023 um 15% zu senken. Diese Bemühungen haben dazu geführt, dass Europa weniger US-Erdgasimporte benötigt, um die russischen Lieferungen zu ersetzen, als ursprünglich für 2022 erwartet.

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der die US-Erdgaspreise beeinflusst: Die Tatsache, dass das größte Terminal für verflüssigtes Erdgas (LNG) in den Vereinigten Staaten (Freeport), das für etwa 20% der Erdgasexporte des Landes verantwortlich ist, seit Juni 2022  aufgrund eines Feuers außer Betrieb ist und sich die Wiedereröffnung ständig verzögert.

 

 

Agrarrohstoffe

Russland und die Ukraine sind wichtige Exporteure von Agrarrohstoffen und die weltweit größten Exporteure von Weizen, Gerste, Mais, Raps und Rapsöl, Sonnenblumenkernen und Sonnenblumenöl. Beide Länder sind auch wichtige Lieferanten von Düngemitteln für die Weltmärkte.

Es ist offensichtlich, dass der Krieg in der Ukraine die bestehenden Spannungen auf dem Agrarrohstoffmarkt verschärft hat. Zu Beginn des Konflikts hat die Invasion Russlands in der Ukraine die Preise in die Höhe getrieben, aber die Notierungen sind dank des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine im August gesunken. Auch Länder wie Australien, Brasilien und die Vereinigten Staaten haben ihre Exporte erhöht, um die Lücke zu schließen, die Russland und die Ukraine hinterlassen haben.

 

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Über den Autor

Fernando Luque

Fernando Luque  ist Chefredakteur morningstar.es, Morningstar Spanien