Meta: Fair Value-Schätzung deutlich gesenkt

Meta verfügt über eine solide Bilanz und ist schuldenfrei, aber die Bedenken hinsichtlich der Metaverse-Sparte des Unternehmens beunruhigen die Anleger. Auch ESG-Risiken und regulatorische Bedenken bleiben bestehen. Unser FVE liegt nun bei 260 USD pro Aktie, verglichen mit zuvor 346 USD.

Ollie Smith 28.10.2022
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Mark Zuckerberg

Morningstar senkt die Fair Value-Schätzung (Fair Value Estimate, FVE) für Meta nach den dirchwachsenen Ergebnissen für das dritte Quartal, der enttäuschenden Gewinnprognose für 2023 und der Sorge, dass das Metaverse zu viel verspricht und zu wenig liefert. Unser FVE liegt nun bei 260 USD pro Aktie, verglichen mit zuvor 346 USD.

Im gestrigen Handel verloren die Meta-Aktien rund 25%, nachdem die Anleger aufgrund der enttäuschenden Ergebnisse der Metaverse-Sparte dem Unternehmen den Rücken kehrten. Insbesondere das Eingeständnis von Meta, dass es sich bei der Animation von Mark Zuckerbergs Beinen auf Motion Capture verlassen habe, hat bei den Kommentatoren im Internet weit verbreiteten Zynismus ausgelöst und Befürchtungen geweckt, dass das Projekt scheitern könnte.

Laut Morningstar-Analyst Ali Mogharabi müssen Investoren trotz positiver Anzeichen mit weiterem Margendruck im Jahr 2023 rechnen und sollten geduldig sein.

"Unsere positiven Erkenntnisse aus den Ergebnissen von Meta waren, dass der Netzwerkeffekt angesichts der ermutigenden Nutzerzahlen und Engagement-Metriken des Unternehmens intakt bleibt, was Meta unserer Meinung nach in die Lage versetzt, das Umsatzwachstum Ende 2023 zu beschleunigen unter der Annahme, dass die makroökonomische Unsicherheit nachlässt", sagt er.

Mogharabi ist jedoch besorgt über die Metaverse-Sparte und insbesondere darüber, wie viel die Muttergesellschaft in sie investiert, ohne zu wissen, wann sich die Wette auszahlen wird.

"Unsere Bedenken beziehen sich hauptsächlich auf die Metaverse-Strategie des Unternehmens, in die das Unternehmen deutlich mehr investieren will, als wir für 2023 prognostiziert hatten, ohne dass klar ist, wann sich diese Investition auszahlen könnte", sagt Mogharabi.

"Das Management plant jedoch, die Metaverse-Investitionen so zu gestalten, dass sie dem Gesamtwachstum des Unternehmens im Jahr 2024 und darüber hinaus entsprechen.

Die Uhr tickt

Das Metaverse ist jedoch nicht das einzige Problem, mit dem das Unternehmen von Mark Zuckerberg zu kämpfen hat. Da TikTok inzwischen die am häufigsten heruntergeladene App der Welt ist, musste Meta erhebliche Summen in sein Kurzvideoformat Reels investieren. TikTok hat rund eine Milliarde aktive monatliche Nutzer.

Laut Mogharabi stellt dies ein erhebliches Risiko für Meta dar, obwohl Reels ein "monetarisierbares" Potenzial aufweist.

"Wir glauben, dass die Barrieren für den Ausstieg der fast drei Milliarden [Meta-]Nutzer zwar zunehmen, dass aber das Risiko besteht, dass eine andere disruptive und innovative Technologie, wie kürzlich TikTok, auf den Plan tritt und Nutzer von Meta und seinen Apps weglockt", sagt er.

Dennoch: "Reels schafft eine zunehmende Verweildauer pro Nutzer und hat auch erste Anzeichen eines hohen Monetarisierungspotenzials gezeigt. Außerdem investiert das Unternehmen weiterhin in die Verbesserung seiner Werbemessungsfähigkeiten und fügt neue Werbeoptionen für Unternehmen hinzu, was unserer Meinung nach den Turnaround weiter vorantreiben wird."

Risiken und Restriktionen

Abgesehen von Metaverse und TikTok ist Meta kurz- bis mittelfristig mit weiteren Risiken konfrontiert. Eines davon ist, dass eine Art wirtschaftlicher Abschwung die Ausgaben der Werbetreibenden beeinträchtigen könnte. Die Daten des Unternehmens setzen es zudem ESG- und kommerziellen regulatorischen Risiken aus.

"Trotz der dominanten Position von Meta auf dem Markt für soziale Netzwerke könnte die starke Abhängigkeit vom anhaltenden Wachstum der Online-Werbung die negativen Auswirkungen eines längeren Abschwungs bei den Ausgaben für Online-Werbung verstärken und zu einem deutlich niedrigeren FVE führen", so Mogharabi.

"Die hohe Abhängigkeit des Unternehmens von den Daten zum Nutzerverhalten stellt ebenfalls ein ESG-Risiko dar. Es besteht weiterhin das Risiko, dass die Aufsichtsbehörden auf der ganzen Welt Einschränkungen in Bezug auf die von Meta erhobenen Nutzer- und Nutzungsdaten und die Art und Weise, wie diese Daten genutzt werden können, vornehmen."

Mangelnder Datenschutz und Datensicherheit sowie Datenmissbrauch könnten sich negativ auf die Nutzer der sozialen Plattform auswirken, so der Analyst weiter. 

Meta ist auch mit zusätzlichen ESG-Risiken in Form von Product Governance und Geschäftsethik konfrontiert. Auch wenn sich der Sturm um die ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen, die einige Geschäftspraktiken des Unternehmens öffentlich gemacht hat, vorerst gelegt hat, könnten in Zukunft weitere Bedenken aufkommen.

Was die Geschäftsethik betrifft, so bleiben Fragen bestehen bezüglich der Datennutzung und des Inhaltsmanagements. Außerdem bleibt die Frage, ob Meta mit zweierlei Maß misst, sagt Mogharabi. Dieses Thema dürfte auch zu Unsicherheiten hinsichtlich der Produkt- und Funktionsangebote des Unternehmens für Nutzer und Werbetreibende führen.

"Schließlich könnten einige Regierungen einfach den Zugang zu Metas Apps verbieten, was zu einem geringeren Nutzerwachstum und einer geringeren Nutzerinteraktion führen könnte. Ähnlich wie Alphabet sieht sich Meta auch an der M&A-Front mit Einschränkungen konfrontiert, da die USA und andere Länder versuchen, die Dominanz des Unternehmens in der Werbung und auf dem gesamten Internetmarkt zu verringern."

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Über den Autor

Ollie Smith  Redakteur bei Morningstar UK