Fonds-Trading verhagelt Anleger-Performance

Eine Untersuchung des Investment-Verhaltens europäischer Fondsanleger zeigt, dass hektisches Hin und Her suboptimale Renditen zur Folge hat. Auch die strukturellen Verschiebungen am Rentenmarkt fordern bei Fondsanlegern ihren Tribut.

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Das Sprichwort: „Hin und her macht Tasche leer“ ist Legende. Und es gilt nicht nur für Aktien-Investoren. Auch Fondsanlegern entgeht durch überflüssiges Trading wertvolle Performance. Sie kaufen, wenn die Märkte einen guten Lauf hatten und verkaufen, wenn die diese eine Korrektur erleiden. Wir haben bereits häufiger unter dem Schlagwort „Mind the Gap“ über die sogenannte Renditelücke berichtet. Zuletzt in einer Untersuchung im Jahr 2016. Wir haben diese Übung jüngst widerholt – tendenziell mit ähnlichen Ergebnissen. 

Bevor wir zu den Details kommen wollen wir die so genannte „Performance-Lücke“ (Return Gap) noch einmal in Kürze erläutern. Sie stellt den Unterschied dar zwischen der (allseits bekannten) zeitgewichteten Rendite und der (unter Privatanlegern kaum bekannten) geldgewichteten Rendite. Erstere ist die „offizielle“ Fondsperformance, auch Total Return genannt. Sie spiegelt faktisch allerdings nur die Erfahrung des Buy-and-hold-Anlegers wider. 

Die geldgewichtete Rendite bringt dagegen die Transaktionsebene beim Anleger in Gestalt von Mittelzu- und -Abflüssen ins Spiel. Die kapitalgewichtete Rendite misst, wie hoch die Performance der Geldeinheit war, die über einer bestimmten Periode in einem Fonds steckte. 

Plus 50 Prozent versus minus 30 Prozent

Dazu ein einfaches Beispiel. Erwirtschaftet ein Fonds in der Zeit zwischen Januar und Juni eines Jahres eine Performance von 50 Prozent und eine Rendite von minus 30 Prozent zwischen Juli und Dezember, dann ist zum Jahresende die Performance des Anlegers, der das gesamt Jahr über investiert war, dramatisch besser als die Performance des Anlegers, der erst Ende Juni eingestiegen ist.

Der so genannte Investor Return erfasst dabei keinen spezifischen Anleger, kommt allerdings der Erfahrung des Durchschnitts-Investors recht nahe.

Kommen wir nun zur aktuellen Untersuchung. Wie die untere Graphik zeigt, betrug der Abstand zwischen dem Total Return und dem Investor Return in Europa bei 53 Basispunkten pro Jahr in der Zeit zwischen 2010 und 2018. Im Schnitt erwirtschafteten Fonds, die in Irland, Frankreich und Luxemburg aufgelegt wurden, eine zeitgewichtete Rendite von 5,31 Prozent, während die kapitalgewichtete Rendite bei 4,78 Prozent lag. 

Grafik: Geldgewichtete vs. zeitgewichtete Rendite in Europa 2010-2018Europe return gap asset class 

Innerhalb der unterschiedlichen Asset-Klassen gab es recht große Unterschiede. Wenig überraschend ist, dass das Timing-Verhalten von Anlegern bei Aktienfonds schwache Ergebnisse brachte. Anleger verloren 34 Basispunkte pro Jahr. Einigermaßen überraschend ist, dass die Lücke bei Rentenfonds höher war. Der Total Return belief sich auf 3,28 Prozent gegenüber einer kapitalgewichteten Rendite von 2,87 Prozent. 

Die dramatischen Veränderungen am Rentenmarkt seit 2010 können als Erklärungsansatz für die unterdurchschnittliche Anlegerrendite helfen: Einerseits hatten etliche Renten-Bereiche mit einer erhöhten Volatilität zu kämpfen. Andererseits haben Anleger in den vergangenen Jahren immer stärker von risiko-ärmeren Bonds hin zu Fonds mit höheren Riskoprofilen umgeschichtet. 

Überraschend ist hingegen, dass die Anleger-Rendite bei alternativen Fonds positiv ausfiel – hier hat das Timing-Verhalten also zu einer besseren Anleger-Rendite geführt – allerdings lag der Investor Return bei knapp einem Prozent bei diesen Produkten pro Jahr im Untersuchungszeitraum. Die geldgewichtete Rendite bei Mischfonds war zwischen 2010 und 2018 ebenfalls positiv. Hier galt das Motto: Je breiter diversifiziert, desto besser das Ergebnis. 

Volatilität und Kosten 

Zwei weitere Beobachtungen in unserer Analyse: volatilere Fonds werden häufiger gehandelt als weniger volatile Fonds. Das ist aus verhaltenspsychologischer Sicht nachvollziehbar: Steigt der Fondspreis oder sinkt er mit überdurchschnittlichen Ausschlägen fühlen sich Anleger eher bemüßigt ein- und auszusteigen, als das mit weniger schwankungsanfälligen Fonds der Fall ist. 

Auffällig ist auch, dass Anleger, die teure Fonds halten, schlechtere Renditen erwirtschafteten als Anleger in günstigen Fonds. Das gilt nicht nur für den Total Return, sondern auch für die geldgewichtete Rendite. Mit anderen Worten: Wer in teuren Fonds angelegt hat, hat offenbar mehr gehandelt als Anleger in günstigen Fonds - und dabei schlechtere Ergebnisse erzielt. 

Fazit

Europäische Investoren haben ihre Renditen durch schlechtes Timing geschmälert, aber dieser Befund gilt nicht gleichermaßen für jeden Fondsgattung. Die in dieser Studie vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass die Anlegerrendite bei breit diversifizierten, günstigen und weniger riskanten Fonds besser ausfiel als in volatilen und teuren Fonds. Dieser Befund gilt vor allem für Mischfonds, was für derartige "One-Stop-Shop"-Fonds spricht.

Diversifizierte Fonds führen zu besseren Ergebnissen auch für diejenigen Anleger, die sich dafür entscheiden, in Aktien- oder Rentenfonds zu investieren. In diesen Anlageklassen haben Fonds für risikoreichere Länder- oder auch Sektorfonds sowie Emerging-Markets-Aktienfonds eher schwache Renditen erwirtschaftet, was zeigt, dass diese Kategorien für viele Investoren tendenziell schwieriger zu handhaben sind.

Die Mechanik am Werk ist klar: Wenn die Kurse der Kapitalmärkte, in welche diese Fonds investieren, steigen, springen Anleger auf den fahrenden Zug auf. Sie jagen der Performance hinterher. Fallen in der Zeit nach dem Einstieg die Renditen solcher Fonds enttäuschend aus, haben viele Anleger oft nicht die Ausdauer, auf den nächsten Aufschwung zu warten, sondern verkaufen bei oder nahe dem Tiefpunkt. 

Die Herausforderung ist, Lösungen zu finden, die ein Markt-Timing vermeiden und stattdessen Investoren bei der Stange halten. Komplexe und volatile Fonds sind oft schwer zu handeln. Entsprechend sollten solche Fonds nur als langfristige Beimischungen in einem breiten Portfolio eingesetzt werden. Niedrige Kosten und unterdurchschnittlich stark schwankende Fonds können Investoren auch helfen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen, ohne dafür Rendite aufgrund von schlechtem Timing zu verlieren.

Kunden unserer institutionellen Software finden hier die vollständige Version der Studie "European Investor Returns 2019". Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier

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Über den Autor

Matias Möttölä, CFA

Matias Möttölä, CFA  ist Analyst und Redakteur bei Morningstar