Multi-Faktor-ETFs: Führen verschiedene Wege zum Ziel?

Anleger, die sich nicht auf eine Faktor-Prämie festlegen wollen, haben inzwischen viele ETFs zur Auswahl, die verschiedene Faktoren kombinieren. Doch auch hier haben sie die Qual der Wahl.  

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Für viele Anleger sind Indexfonds, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, ein guter Ausgangspunkt. Produkte, welche breit diversifizierte Benchmarks wie den FTSE All Share oder S&P 500 abbilden, bieten einen effizienten Zugang zu wichtigen Märkten, und ihre günstigen Kosten verschaffen ihnen gegenüber aktiv verwalteten Fonds einen Vorteil. 

Doch es gibt Investoren, die entweder die Rendite eines Marktportfolios oder das Risikoprofil optimieren wollen. Für sie kommen Strategic Beta ETFs in Betracht, die sich einem oder mehreren Marktbereichen oder Stilen zuwenden, die bei kapitalisierungsgewichteten Indizes nicht im Vordergrund stehen. Faktoren wie Size (Small Caps übertreffen Large Caps), Value (günstig bewertete übertreffen teure Aktien) und Quality (profitable Unternehmen schlagen unrentable) wurden in Wissenschaft und Praxis ausgiebig untersucht. Es hat sich gezeigt, dass Faktoren langfristig eine bessere risikoadjustierte Rendite im Vergleich zum Gesamtmarkt bieten können. 

Weil aber jeder Faktor auch eine lange Zeit unterdurchschnittliche Leistungen erbringen kann, laufen Anleger, die nur auf eine Prämie setzen, Gefahr, in diese Strategien zum falschen Zeitpunkt zu investieren bzw. zum falschen Zeitpunkt das Handtuch zu werfen. Die Kombination von Faktoren mit geringen Korrelationen zueinander, wie z.B. Size und Qualität, kann zu einem stabileren Risiko- und Ertragsprofil führen, als das bei den einzelnen Faktoren für sich genommen der Fall ist. Folglich sind in den vergangenen Jahren immer mehr so genannte Multi-Faktor-ETFs auf den Markt gekommen. 

Zwei Multi-Faktor-ETFs im Vergleich

Allerdings sind die Strategien von Multi-Faktor-ETFs mitunter höchst unterschiedlich, auch wenn sie identische Märkte und sogar identische Indizes zur Grundlage haben. Wir stellen deshalb exemplarisch auf zwei Multi-Faktor-ETFs vor, die als Ausgangslage den MSCI USA haben: den UBS MSCI USA Select Factor Mix UCITS ETF und iShares Edge MSCI USA Multifactor ETF. Die beiden ETFs, die jeweils ein Morningstar Analyst Rating „Bronze“ haben, wählen Aktien aus dem identischen Universum aus. Doch ihre Portfolios sind unterschiedlich. Dies liegt vor allem daran, dass sie unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien anwenden. 

Der UBS-ETF mischt Einzelfaktorindizes, während der iShares ETF einzelne Aktien mit dem höchsten Exposure zu den Zielfaktoren auswählt. Beide Ansätze haben Vorzüge und Nachteile. Der UBS-ETF ist gleichgewichtet und bietet ein Exposure zu den sechs Faktoren Value, Size, Momentum, Buyback, Quality und Low Volatility. Die Hauptvorteile dieses Ansatzes sind seine Einfachheit und die Transparenz. Durch die Kombination von Einzelfaktorindizes ist es leicht zu verstehen, welchen Beitrag jeder Faktor zur Performance leistet. Zudem wird sich die Performance des Fonds nicht allzu weit vom MSCI USA-Index entfernen. 

Der Nachteil ist, dass sich bei Gleichgewichtungsansätzen die Faktoren gegenseitig neutralisieren können. Das kann unter Umständen dazu führen, dass einige Faktoren nicht so richtig zur Geltung kommen und das Faktor-Exposure also insgesamt gedämpft ist. 

Der iShares Edge MSCI USA Multifactor ETF mischt indes einzelne Aktien mit attraktiven Faktor-Exposures. Hier kommen die Faktoren Value, Momentum, Size und Quality zum Tragen. Hier dürften die Faktoren stärker zur Geltung kommen. Der Nachteil liegt indes in der Komplexität des Ansatzes. Auf Indexebene kommt ein Optimierer zum Einsatz, der Aktien mit den gewünschten Faktormerkmalen unter einer Reihe von Beschränkungen auszuwählen. Dazu zählen Limitierungen auf Ebene der Einzelaktien, des Branchenexposures und mit Blick auf die Umschlaghäufigkeit. Diese Einschränkungen sollen sicherstellen, dass das Portfolio diversifiziert bleibt, kosteneffizient ist und nicht zu stark vom MSCI USA Index abweicht. 

Mit anderen Worten, der iShares-ETF ist so komplex, dass es schwierig ist festzumachen, warum sich eine bestimmte Aktie im Portfolio befindet und andere nicht. 

Komplex und holistisch versus einfach und diversifiziert

Anleger müssen sich also entscheiden, ob sie die intuitiv leichter verständliche Herangehensweise beim UBS ETF, bei dem die Faktor-Exposures allerdings nicht aufeinander abgestimmt sind, dem komplexen und sophistizierteren ETF von iShares vorziehen, der ein schärferes Faktorenprofil aufweist. 

Darüber hinaus ist es wichtig zu erwähnen, dass diese Fonds noch keine aussagekräftigen Performance-Historien haben. Aus diesen Gründen haben wir die beiden ETFs Morningstar Analyst Ratings of Bronze verliehen, was unsere positive, aber zurückhaltende Meinung widerspiegelt, dass sie langfristig in der Lage sind, andere Fonds in der Morningstar Kategorie Aktien USA Standardwerte zu übertreffen.

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Über den Autor

Morningstar ETF Analysts  research hundreds of ETFs available to European investors. The Morningstar Rating for ETFs is based on a risk-adjusted performance measure