"Ich sehe positives Überraschungspotenzial."

Der 3 Banken Österreich-Fonds gewann 2015 den Morningstar Fonds-Award in der Kategorie ‚Aktien Österreich‘. Fondsmanager Wögerbauer spricht über sein Erfolgsrezept und das Risiko des Russland-Ukraine-Konflikts für den österreichischen Aktienmarkt.

Natalia Wolfstetter 12.03.2015
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2Alois Woegerbauer014 war ein turbulentes Jahr am österreichischen Aktienmarkt. Gegen den allgemeinen Trend an den etablierten Märkten gerieten österreichische Aktien deutlich unter Druck, was v.a. auf die Zuspitzung im Russland-Ukraine-Konflikt zurückgeführt wird.

Der 3 Banken Österreich-Fonds rettete sich 2014 mit einem Minus von 4% ins Ziel, während die Wiener Börse gemessen am ATX im Jahresverlauf 13% einbüßte und Konkurrenzfonds  im Durchschnitt 10% verloren. Der 3 Banken Österreich-Fonds gewann damit 2015 zum wiederholten Mal den Morningstar Award in der Kategorie ‚Aktien Österreich‘.

Wir sprachen mit Alois Wögerbauer, Geschäftsführer bei 3 Banken Generali und seit Auflage 2002 zuständig für den Fonds, was zu diesem guten Abschneiden beigetragen hat und welche Chancen derzeit bestehen angesichts der weiterhin fragilen Lage im Russland-Ukraine-Konflikt.

Herr Wögerbauer, wie gehen Sie generell vor?

Ich manage den Fonds sehr aktiv und unabhängig vom Index. Die Unternehmen im Portfolio sollen stärker wachsen als der breite Markt. Daher habe ich auch ein Faible für Nebenwerte. Wenn mich ein Unternehmen überzeugt, investiere ich mit hoher Gewichtung. Bei der Auswahl verfolge ich im Grunde genommen einen klassischen Bottom-up-Ansatz mit vielen persönlichen Kontakten mit den Vorständen der Unternehmen im Portfolio. Der Fonds ist aber auch eingebettet in das große Weltbild der 3 Banken Generali. Um eine Meinung zu OMV zu haben, brauche ich eine Meinung zum Ölpreis. Um eine Meinung zu Voest Alpine zu haben, brauche ich eine Meinung zur Autoindustrie. Der Ansatz ist damit eine Mischung aus Top-Down – was sind die großen Treiber der Märkte  – und Bottom-up-Unternehmensanalyse. Was man bei Österreich immer beachten muss: Was tut sich in Osteuropa? Für viele angelsächsische Investoren ist Österreich im Prinzip Osteuropa. Das mag vom Sentiment her stimmen und auch für einige Firmen, ist aber als Pauschalurteil falsch.


Wie haben Sie auf die Entwicklung in Osteuropa und speziell Russland reagiert?

Im Prinzip war es relativ einfach. Wirklich massiv von der Entwicklung in Russland betroffen sind nur zwei Unternehmen am österreichischen Markt, die Raiffeisen Bank International, die dort wesentliche Geschäftsinteressen hat, und die Immofinanz, die rund 30% ihrer Immobilien in Russland hat. Bei den meisten anderen Unternehmen sehen wir eine Belastung eher vom Sentiment her, aber nicht im wirtschaftlichen Sinne. Dadurch waren manche Marktverwerfungen eine Kaufchance. Bei Raiffeisen und Immofinanz haben wir zuerst eher gezögert, dann aber, als unserer Meinung nach die negative Entwicklung schon mehr als eingepreist war, ab Herbst 2014 beherzt zugegriffen. Das war im Nachhinein zu früh, aber Raiffeisen-Aktien bekamen Sie zeitweise für ein Drittel des Buchwertes des Eigenkapitals, das war eine klare Kaufchance.

Hinzukommt, dass Raiffeisen aus meiner Sicht ein Kommunikationsproblem hatte. Hier wurde sehr lange gezögert, klar Stellung zu beziehen. Raiffeisen hat nun vor rund drei Wochen die Karten auf den Tisch gelegt und klar dargelegt, wo die Risiken sind und welche Maßnahmen getroffen werden.


Aber die Situation in Russland hat sich ja nicht wirklich stabilisiert?

Ja, das Umfeld bleibt schwierig und es wird weitere Abschreibungen im Kreditportfolio geben, sonst wäre die Aktie ein Geschenk. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das Tal der Tränen hinter uns liegt. Ich glaube auch, dass Raiffeisen hohes internes Einsparungspotenzial hat.

Was nun die Immofinanz angeht: Selbst wenn man die Bestände in Russland mit null bewertet, ist der Net Asset Value immer noch höher als der jetzige Börsenkurs.

Ich sage aber nicht, dass eine unmittelbare Neubewertung bevorsteht. Eine Entspannung in Russland würde bei diesen beiden Firmen zu einer deutlichen Kursreaktion nach oben führen. Danach sieht es derzeit nicht aus, aber wenn es beim derzeit fragilen Gleichgewicht bleibt, dürfte – so schlimm es auch klingt – ein gewisser Gewöhnungseffekt eintreten, der ausreichen würde, um den Druck von den beiden Titeln zu nehmen.


Die Immofinanz besitzt in Russland v.a. Einkaufszentren in Moskau. Sind diese nicht vom Konjunktureinbruch in Russland bedroht?

Ja, aber die Renditen, die die Immofinanz dort verdient, sind so hoch, dass man in unseren Breitengraden nur davon träumen kann. Die russischen Konsumenten sind unter Druck, doch sehe ich keine existenzielle Bedrohung für diese Einkaufszentren.


Die CAT Oil, ebenfalls mit Exposure zu Russland und früher sehr hoch gewichtet, haben Sie aber verkauft?

Die politischen Risiken erscheinen hier unkalkulierbar. Cat Oil macht sein Geschäft nur in Russland mit dortigen Ölfirmen, denen es Fördertechnologie bereitstellt. Zudem gibt es aber auch Streitigkeiten in der Eigentümerfamilie, die das Unternehmen unberechenbar machen.


Der Fonds schloss das Jahr 2014 im Minus ab, verlor aber deutlich weniger als Wettbewerber. Was waren die wesentlichen Gründe?

Die anfängliche Untergewichtung in Banken, die mittlerweile aufgelöst wurde, war sicher ein wesentlicher Faktor. Die Übergewichtung von international sehr erfolgreichen kleineren Unternehmen wie FACC AG, AT&S oder Porr hat zudem sehr  geholfen.


Sie halten im Konkurrenzvergleich sehr viele Aktien aus dem Technologiesektor?

Ja, alleine AMS, Chiphersteller für Smartphones und die Automobilindustrie, war in der Spitze mit bis zu 10% gewichtet. Der Fonds darf aufgrund der Fondsbestimmungen auch österreichische Unternehmen beimischen, die im Ausland notieren. Dazu gehört die AMS, die in der Schweiz notiert ist und 2014 eine sehr gute Kursentwicklung hatte.


Der Fonds ist auch im laufenden Jahr im Konkurrenzvergleich gut platziert, was hat geholfen?

Immobilienaktien sind schon seit drei Jahren eine große Wette, die sich aber erst in den letzten Monaten auszahlt. Hier haben wir viel Geduld gebraucht. Unsere These war, dass die österreichischen Immoaktien, Immofinanz, CA Immobilien und Buwog, zu günstig bewertet sind. Die deutschen Immobilienwerte haben sich dagegen sehr gut entwickelt und es gibt Übernahmeangebote für Immofinanz und CA Immobilien.


Wie ist Ihr aktueller Ausblick?

Eher optimistisch, wenn auch nicht euphorisch. Die Stimmung bei den Banken ist für den österreichischen Markt sehr wichtig und diese haben das Schlimmste hinter sich. Immoaktien wurden wiederentdeckt und andere Unternehmen wie Andritz und Voest Alpine laufen gut. Ich denke, dass noch mehr Auslandskapital zurückkommen wird. Das wäre eine Voraussetzung für die Outperformance des österreichischen Marktes.

Vielen Dank für das Gespräch.

 



 

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar