ETFs: Billiger als bei KIK!

„Günstig ist uns nicht günstig genug“, scheint das Motto der ETF-Branche zu sein. Ein Anbieter nach dem anderen reduziert die Gebühren seiner ETFs. Ist es Altruismus oder Ausdruck eines immer härteren Wettbewerbs?

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In den letzten Jahren wurden bei ETFs hier und da immer mal wieder die Management-Gebühren reduziert. In den letzten 6 Monaten scheinen Gebührensenkungen allerdings Programm geworden zu sein. Der Preiskrieg verschärft sich. Alles, was Rang und Namen hat, reduziert die Gebühren – bei einigen ETFs sogar drastisch. Auch der Marktführer iShares scheint sich hierfür nicht mehr zu schade zu sein. 

Den Anfang machte db X-trackers Anfang des Jahres. Die Deutsche Bank senkte bei vier ETFs die Gebühren auf 9 Basispunkte, was bei einem Produkt – dem ETF auf den FTSE 100 Index - einer Drittelung der laufenden Kosten entspricht. iShares wird bei sechs Fonds Gebührensenkungen von 5 bis 28 Basispunkten vornehmen. Im Zuge der Zusammenführung einiger USA-Aktien-ETFs werden die Gebühren für einen S&P 500-ETF des Marktführers auf nur 7 Basispunkte gesenkt. Amundi wiederum senkt bei acht globalen Produktein und einem Schwellenländer-ETF die Kosten von 45 auf 20 Basispunkte und reduziert damit die Verwaltungsgebühr um mehr als die Hälfte. 

Altruismus? Konkurrenzkampf? Den Anleger freuts

Spricht man mit den Anbietern, geben zwar nur wenige offen zu, dass der harte Konkurrenzdruck die Ursache für den Preisrutsch ist. iShares spricht lieber von der „Investorennachfrage nach kostengünstigen ETFs für Kernanlagen“. Fakt ist allerdings, dass sich seit dem Markteintritt von Vanguard viel getan hat – der US-Indexfondsanbieter ist bekannt für seine extrem geringen Gebühren.  

Der eigentliche Grund ist auch nicht so wichtig, für Anleger sind es tolle Neuigkeiten. Die Preissenkungen wurden vornehmlich bei sogenannten Kern-ETFs durchgeführt. Also bei ETFs, die primär für das Kern-Portfolio und damit für die langfristigen Anlagen gedacht ist. Und die Minimierung der Kosten ist der effektivste Schritt auf dem Weg zu langfristig höheren Renditen. Das Schöne ist, dass Sie als Anleger Ihre Investitionskosten besser kontrollieren können als alle anderen Aspekte der Kapitalanlage. Steht man vor zwei alternativen Fondsanlagen, von denen der aktive Fonds 1,5% kostet und der ETF 0,25%, dann ist für die Zukunft nur eines Gewiss: Für die erste Alternative zahlt man pro Jahr 1,25 Prozentpunkte mehr als für die zweite. Hoffnungen auf Outperformance des aktiven Fonds sind eben genau das: Hoffnungen. 

Auch die Erfahrungen sprechen für günstige Produkte: Praktisch jede Studie, die wir über Fonds gelesen haben, hat gezeigt, dass Produkte mit höheren Gebühren eine niedrigere Rendite als Fonds mit geringeren Gebühren erwirtschaften. Die Kostenquote eines Fonds ist der stärkste Indikator für die zukünftige Fondsperformance - stärker als die Rendite der Vergangenheit und sogar stärker als unser quantitatives Sterne-Rating (obwohl die Kombination von geringen Kosten mit dem Rating gut funktioniert).

Kostensenkungen auch eine Folge der Markterschließung

Einen Augenblick sollte man noch innehalten. Deutet das Ausmaß der derzeitigen Kostensenkung im Umkehrschluss nicht darauf, dass Investoren in der Vergangenheit „abgezockt“ wurden und zu hohe Gebühren gezahlt haben? Nicht unbedingt. Generell liegt der Break-Even bei ETFs bei ca. 10 bis 14 Basispunkten. Produkte, die teurer sind, subventionieren also ETFs mit einer Management-Gebühr von unter 10 Basispunkten. Am Ende vom Tage ist dies eine ganz normale Marktentwicklung. Produkte werden am Anfang teuer angeboten, da insbesondere beim Markteintritt hohe Kosten entstehen. Im Laufe der Zeit wächst die Konkurrenz und die Produkte können zudem effizienter gestaltet werden, was letztendlich zu Preissenkungen führt.

In den vergangenen fünf Jahren sind beispielsweise die Gebühren für ETFs auf europäische Standardwerte durchschnittlich von 0,40% auf 0,32% (einfacher Durchschnitt) gefallen. Dieser Trend ist jedoch nicht auf Kostenreduzierungen zurückzuführen, sondern auf die Auflage neuer, günstiger Produkte. Der durchschnittliche Aktien-ETF in Europa kostet derweil 0,39% - volumengewichtet. Der Unterschied zwischen dem einfachen und dem volumengewichteten Durchschnitt zeigt also, dass ETF-Investoren derzeit nicht in erster Linie auf die Kosten zu schauen scheinen, da ein Großteil des Vermögens in teureren Produkten steckt. Das kann sicherlich damit erklärt werden, dass die großen ETFs meist schon länger auf dem Markt sind und daher die Kosten für diese Produkte recht hoch sind. 

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.