Was kostet die Index-Welt?

Morningstar hat eine umfassende Studie zu den Kosten von ETFs und Indexfonds unternommen. Für Privatanleger gibt es dabei gute und schlechte Nachrichten. Die Highlights unserer jüngsten Untersuchung.

Facebook Twitter LinkedIn

In Zeiten, in denen risikoaverse Anleger geringe Renditen in sämtlichen Anlageklassen erwarten, wird insbesondere auf die Kosten geachtet. Viele Investoren haben dennoch Probleme, den Durchblick im Kostendschungel zu behalten. Ein einfacher Kosten-Vergleich erweist sich für viele oft als schwierig. Wir haben uns daher dieser Problematik angenommen und uns die Kosten der Indexfonds etwas genauer angeschaut. Ziel der hier vorgestellten Morningstar-Studie ist es, eine umfassende Analyse zu den Kosten zu erstellen, die im Rahmen einer Anlage in Indexfonds anfallen. Maßstab sind die Gesamtkostenquote TER (steht für Total Expense Ratio).

Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass nicht nur die TER die ETP-Auswahl der Investoren beeinflusst. Es gibt viele weitere Kriterien – wie z.B. Liquidität,  ökonomisches Exposure oder Replikationsmethode – die bei der richtigen ETP-Auswahl eine entscheidende Rolle spielen.

Die schlechte Nachricht für Privatanleger: Indexfonds sind teuer

Insgesamt haben wir die Kosten von 417 Indexfonds und 1271 ETFs/ETCs (im folgenden ETPs bezeichnet)  über alle Anlageklassen hinweg analysiert.

Sowohl bei den Aktien als auch bei den Anleihen sind ETPs im Durchschnitt billiger als die Indexfonds für Privatinvestoren. Die institutionellen Anlageklassen bei Indexfonds sind hingegen im Schnitt günstiger zu haben. Während Aktien-ETPs volumengewichtet im Schnitt 0,39% p.a. kosten, schlagen Indexfonds für Privatinvestoren mit 0,73% p.a. zu Buche. Investoren in institutionelle Anlageklassen müssen hingegen im Schnitt nur 0,32% p.a. berappen.

Tabelle: Die Gesamtkostenquote für Aktienfonds nach Morningstar Kategorie

Obwohl die institutionellen Anlageklassen bei Indexfonds im Schnitt günstiger sind, mangelt es hier meist an der Produktvielfalt. Wie aus obiger Tabelle hervorgeht, bieten ETP-Anbieter fast viermal so viele Produkte an als Indexfonds für institutionelle Anleger. Dies wird insbesondere bei Rohstoffen deutlich. Abgesehen von ein paar breit diversifizierten Produkten, gibt es bei Indexfonds kaum Auswahl. Anleger, die in bestimmte Sektoren oder einzelne Rohstoffe investieren wollen, kommen quasi um ETPs nicht herum. ETPs auf Rohstoffe kosten volumengewichtet durchschnittlich 0,41% bis 0,58%.

Hohe Kosten bei den großen Indexfonds

Insbesondere bei den europäischen Standardwerten haben wir eine Reihe an Indexfonds ausgemacht, die unverhältnismäßig hohe Kosten veranschlagen. Ungefähr 40% der Fonds für Privatanleger in dieser Kategorie schlagen mit einer Management-Gebühr von über 1% zu Buche. Bei ETPs konnten wir zudem feststellen, dass die durchschnittlichen volumengewichteten Management-Gebühren bei den meisten Aktien- und allen Anleihen-ETPs fast immer höher sind als die einfachen Durchschnittskosten. Dies deutet darauf hin, dass die meisten Investoren nicht zwangsweise das günstigste Produkt wählen. Für Investoren, die bei Umfragen regelmäßig die Management-Gebühren als Hauptauswahlkriterium für ETPs angeben, dürften ihre Entscheidungen nun zu Recht hinterfragen.

Die gute Nachricht für Privatanleger: Fonds werden günstiger, aber…

Ein Blick auf die historische Entwicklung der TER zeigt, dass Aktien-Indexfonds und –ETPs im Durchschnitt in den letzten fünf Jahren günstiger wurden. Die nicht volumengewichteten Durchschnittskosten bei ETPs auf europäische Standardwerte sind in diesem Zeitraum von 0,40% auf 0,32% gefallen.

Die geringeren Management-Gebühren sind aber eher darauf zurückzuführen, dass neue Produkte günstiger angeboten werden und nicht existierende Produkte ihre Management-Gebühren reduzieren. Die Tatsache, dass der volumengewichtete Durchschnitt weniger stark gefallen ist, ist ein Indiz dafür, dass neue und günstigere Produkte nur schwer Gelder im großen Stil einsammeln konnten.

Bei der Anteilsklasse für Privatanleger der Indexfonds gibt es eine ähnliche Entwicklung. In den letzten fünf Jahren sind die Kosten von 0,96% auf 0,85% gefallen. Auch bei den institutionellen Anlageklassen sind die Kosten von 0,40% auf 37% zurückgegangen.

Grafik: Kostenentwicklung bei Aktien-ETFs für europäische Standardwerte

Im Gegensatz zu Aktien-ETPs sind die Kosten bei Anleihen-ETPs insgesamt gestiegen. Dies kann auf die wachsende Produktspezialisierung und die mangelnde Konkurrenz in diesem Segment zurückgeführt werden. Die einfachen Durchschnittskosten sind bei ETPs auf Unternehmensanleihen von 0,17% auf 0,21% angestiegen, während die volumengewichteten Management-Gebühren von 0,17% auf 0,23% angestiegen sind.

Grafik: Die Kosten für Bond-ETFs steigen an

Bei Rohstoffen haben sind die Durchschnittskosten bei Edelmetall-ETPs (ca. 80% aller ETFs und ETCs im Rohstoffsegment) zwischen 2008 und 2012 nur marginal verändert und sind von 0,46% auf 0,41% gefallen – sowohl volumengewichtet als auch beim einfachen Durchschnitt.

Was bringt die Zukunft?

Wir erwarten, dass der Kostendruck auf die Anbieter weiter zunehmen wird. Die wachsende Beliebtheit passiver Investments bei allen Anlegergruppen, nicht zuletzt dank der RDR in Großbritannien, sollte den Preiskampf aufrechterhalten.

In den USA ist dieser bereits voll im Gange und scheint so langsam über den Großen Teich zu schwappen. Seitdem Vanguard auch in Europa seine konkurrenzlos günstigen Produkte stärker vertreibt, haben Anbieter wie UBS, iShares oder Lyxor in diesem Jahr bei einigen Ihrer ETPs die Management-Gebühren gesenkt.

Management-Gebühren sind nicht die einzigen Kosten eines ETP-Investments, auch wenn sie der größte Fixkostenblock darstellt. Neben den expliziten Kosten fallen auch weniger ersichtliche Koste an, wie z.B. Umschichtungskosten bei physisch replizierenden Produkten, Swap-Kosten und Index-Lizenzgebühren. Zudem kommen Handelskosten hinzu, wie Geld-Brief-Spanne, Maklergebühren oder Market-Impact-Costs.

Großbritannien ist im Vergleich zu Deutschland, Frankreich und Italien der am stärksten umkämpfte Markt für Aktien- und Anleihen-Indexfonds. Dies liegt vor allem daran, dass Großbritannien einen wesentlich offeneren Vertriebskanal für Anlageprodukte hat im Vergleich zum Rest von Europa, wo Retail-Banken immer noch die dominanten Vertriebskanäle sind. Darüber hinaus hat Großbritannien ein wesentlich fortgeschritteneren Markt für die private Altersvorsorge, welche die Anlagekultur der Gesellschaft fördert. Der Vorteil für Investoren in Großbritannien wird wahrscheinlich durch die Umsetzung der Retail Distribution Review (RDR), die Provisionszahlungen an Berater durch Fondsmanager verbietet, noch zusätzlich gestärkt.

Insgesamt sollte der wachsende Markt für Indexfonds und ETPs in Europa für Skaleneffekte sorgen. Wir hoffen, dass die Kostenvorteile an Investoren weitergegeben werden – in Gestalt niedriger Gebühren.

Anleger sollten also genau hinschauen, was sie für wieviel bezahlen möchten bzw. müssen. Intuitiv dürften die meisten Anleger Indexprodukte anhand der gesamten Haltekosten auszuwählen. Einmal Kosten und laufende Kosten sollten jedoch immer in Relation zueinander betrachtet werden.

Die ausführliche Studie auf Englisch finden Sie hier.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.