Blauäugige Madoff-Anleger

Die Madoff-Affaire ist in vielerlei Hinsicht symptomatisch für die Hedgefondsbranche.

John Rekenthaler 23.12.2008
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Der Madoff-Skandal hat selbst für Hedgefonds, die es gewöhnt sind, Milliarden zu bewegen, eine spektakuläre Größenordnung. Ansonsten aber ist er nicht ungewöhnlich für eine Branche, wo Geschäfte per Handschlag besiegelt werden und Beziehungen zählen, weniger aber die professionelle Analyse und Überwachung. Und dies obwohl es gar nicht so selten vorkommt, dass ein Hedgefonds aufgrund von Missmanagement, Betrug und/oder exzessiver Risikonahme untergeht. Man würde ja erwarten, dass ein Handschlag nicht ausreicht, wenn das Risiko eines kompletten Kapitalverlusts im Raum steht. Aber ein Freund, der in der Branche arbeitete, sagte mir einmal: „Die meisten Anteilsinhaber von Hedgefonds haben keine Ahnung. Oft handelt es sich um große institutionelle Investoren, die glauben, sie bekommen Alpha (de

n Mehrwert gegenüber dem Markt, den ein Manager mit besonderer Expertise erwirtschaftet). Was sie tatsächlich erhalten, ist gehebeltes Beta (durch Kreditaufnahme erhöhtes Marktexposure). Im laufenden Jahr wussten viele Investoren weder etwas über den Inhalt ihrer Hedgefondsportfolios noch über den Verschuldungsgrad.“

Warum lassen sich viele institutionelle Investoren mit einem Handschlag abspeisen? Der Grund: Sie glauben, dass Hedgefondsmanager, die so mit ihren Anlegern umspringen, über eine besondere und selten anzutreffende Expertise verfügen müssen.

Sie glauben daran, weil ihnen dies vorgegaukelt wird. In einem Fachartikel (The Hedge Fund Game: Incentives, Excess Returns, and Performance Mimics) zeigen die Autoren Dean Foster und Peyton Young, wie gut Hedgefonds darin sind, Anleger in die Irre zu führen. Die Art der Entlohnung und die Intransparenz über die verfolgte Investmentstrategie tragen dazu bei, dass selbst schlechte Hedgefondsmanager so viel verdienen können wie gute (bis etwas daneben geht).

D.h., solange der Markt nicht verrückt spielt, ist ein fähiger von einem unfähigen Manager nicht zu unterscheiden. Der Markt für Hedgefonds hat also potentiell ein Zitronen- (oder auch Saure-Gurken-Problem): Anbieter hoher Qualität werden nach und nach von Anbietern minderer Qualität verdrängt. Die Ursache dafür ist mangelnde Information. Die Antwort: mehr Transparenz in der Hedgefondsbranche!

John Rekenthaler ist Vice President of Research bei Morningstar in den USA.

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Über den Autor

John Rekenthaler  is vice president of research for Morningstar.