Die wesentlichen Punkte: - die kompletten Portfolios müssen mindestens im Quartalsrhythmus veröffentlicht werden, mit einem Verzug von höchstens 60 Tagen.
- Kommentare des Fondsmanagements zur Wertentwicklung werden zwingend vorgeschrieben.
- Die von Anteilseigner getragenen Kosten müssen vollständig aufgeführt werden.
- Im Gegenzug wird die Aufführung der Portfolios i
n den Geschäftberichten vereinfacht, für Geldmarktfonds entfallen sie zum Teil.
Auch wenn man einen Verzug von 60 Tagen für zu lang halten kann: Die Umsetzung dieser Richtlinie würde einen enormen Gewinn an Transparenz für den amerikanischen Fondsanleger bedeuten. Durch die Vereinfachung der Geschäftberichte würden zudem Kosteneinsparungen für die Fondsgesellschaften anfallen, die diese zumindest teilweise an die Anleger weitergeben könnten.
Branchenführer unterstützt Initiative
Der US-Fondsriese Vanguard hat sich jetzt, seinem Namen (deutsch: Avantgarde) alle Ehre machend, offen hinter die Initiative der SEC gestellt. Vanguard ist in den USA seit langem für seine anlegerorientierte, kostenbewusste Geschäftpolitik bekannt. Man darf hinter dieser offenen Unterstützung aber durchaus auch einen Hintergedanken vermuten: Hauptkonkurrent Fidelity ist nämlich eher für das Gegenteil bekannt: Portfolios werden wie Staatsgeheimnisse gehütet, nur alle sechs Monate (mit bedeutendem Verzug) beliefert der Fondsgigant aus Boston Morningstar und andere mit Portfoliodaten.
Wie dem auch sei, aus der Perspektive des Anlegers wäre eine solche Entwicklung nur zu begrüßen. Wie aber könnten wir in Europa davon profitieren? Nun, zahlreiche amerikanische Fondsgesellschaften sind auch in `Old Europe´ (damit sind nicht nur Frankreich und Deutschland gemeint) aktiv. Man darf erwarten, dass diese Fondsanbieter bei einer Umsetzung der SEC-Pläne auch in Europa einen besseren Informationsfluss bieten würden.
Zudem sind viele einheimische Fondsfirmen schon jetzt durchaus kooperativ, was die Lieferung von Portfoliolisten und zum Teil auch die Kostentransparenz anbelangt. Auf der Kostenseite ist gar die UBS Vorreiter, sie veröffentlicht schon seit längerem die sogenannte All-In-Fee, die im Gegensatz zur geplanten Definition der Total Expense Ratio durch den deutschen Branchenverband BVI auch die Transaktionskosten umfasst. Vollständige Portfoliodaten, mindestens im Quartalsrhythmus, erhält Morningstar mittlerweile von allen großen Anbietern im deutschsprachigen Raum. Ausgerechnet Fidelity, aber auch ACM, Nordinvest oder Sauren zieren sich noch.
Ohne Zwang geht es nicht
Größere Transparenz ist –neben einer Öffnung der nationalen Märkte und Vertriebsstrukturen- eine unabdingbare Voraussetzung dafür, dass der europäische Fondsmarkt auf absehbare Zeit das Niveau der Amerikaner erreicht. Jeder einzelne Anleger hat nur begrenzten Einfluss, indem seine Investmententscheidung auch an diesen Kriterien festmacht. Der Gesetzgeber muss also zusätzlich helfen. Angesichts der wohlbekannten Trägheit der Brüsseler Bürokratie wird man dabei jedoch einen langen Atem haben müssen.