Unge(be)liebte Technologiefonds

Warum nicht das kaufen, was Anleger seit 7 Jahren verschmähen? Rohstoffe und Öl kennt jeder und hat jeder. Technologieaktien haben einen schlechten Ruf und keiner will sie haben.

Werner Hedrich 22.10.2006
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Während der Jahrtausendwende wurde das neue Technologie-Zeitalter ausgerufen, ein Superzyklus mit phantastischen Wachstums- und Gewinnperspektiven für IT-Unternehmen. Das globale Netz hat in der Tat unser ganzes Leben verändert. Nur waren die Bewertungen von Aktien wie Cisco, Intel, Yahoo oder EMC zu hoch. Zahlreiche dot.coms sind von den Kurszetteln verschwunden. Wer kennt sie nicht? Die Depotleichen, an die keiner so recht erinnert werden will.

Das Internet schien die old economy auf den Kopf zu stellen. Old economy waren Stahlkocher, Bergbaukonzerne oder Erdölexplorationsgesellschaften. Heute sind genau diese Roh- und Grundstoffe weltweit en vogue. Morningstar führt ab November eine Kategorie für Aktienfonds ein, die in Bergbaukonzerne und Explorer investieren. Grund dafür is

t die mittlerweile hohe Zahl an spezialisierten Rohstoffonds, die eine Einführung einer Kategorie für Edelmetallaktien rechtfertigt. Boomt ein Sektor besonders, legen Fondsgesellschaften und Zertifikateanbieter schnell neue Investmentvehikel auf. Die neue Kategorie dient der Vergleichbarkeit und Transparenz.

Ist das ein Zeichen, dass den sagenhaften Kurssteigerungen von Commodity-Funds (engl. Rohstoffonds) das nahe Ende droht? Wird nicht heute ein Superzyklus für Gold, Silber, Platin und andere Edelmetalle propagiert? Inwieweit ähnelt das Gerede von ewig hohen Kapitalrenditen der Bergbaukonzerne der Argumentation für die Einmaligkeit von Internetunternehmen?

Blick zurück

Um die Jahrtausendwende stieg der NASDAQ innerhalb von weniger als einem Jahr um 100% an, ein sagenhafter Run von 2500 auf 5000 Punkte. Die meisten TMT-Fonds (Technologie, Medien und Telekommunikation) wurden im Frühjahr 2000 aufgelegt, just zu dem Zeitpunkt, als der globale Gradmesser für Technologieinvestments seinen Höhepunkt erreichte. Ihre Volumen sind heute stark geschrumpft. Sieben Jahre später sind Intel und Co. für einen Bruchteil des damaligen Wertes zu haben. Intel kosteten im Hype mehr als 70 Dollar, heute notieren die Titel bei 21 Dollar.

Antizyklisch handeln

Sektorfonds sind taktische Investments. Anleger sollten nur dann in Branchenfonds investieren, wenn sie ein stärkeres Nervenkostüm mitbringen als bei diversifizierten Fonds, die den breiten Markt über alle Wirtschaftssektoren abbilden. Zu überlegen ist auch, ob man dem letzten Trend unbedingt hinterherlaufen muss. Oder ob man das kauft, was keiner haben will. In den letzten 7 Jahren waren dies Halbleiterwerte, Computerkonzerne, Softwaretitel, Medienaktien und Telefongesellschaften – kurzum: TMT.

Aberdeen Global-Technology Fund setzt auf Asien

Die typische Vita eines TMT-Fonds: Aufgelegt im Frühjahr 2000 und im Frühjahr 2006 mit dem Aberdeen International Technology Fund zusammengelegt, heutiges Fondsvolumen 60 Mio. Euro. Das schottische Fondshaus hat besondere Expertise in den asiatischen Aktienmärkten. Mehr als ein Viertel der Anlagen sind in Südostasien allokiert, was eine starke Abweichung gegenüber Vergleichsfonds darstellt: Zu den Top-Holdings gehören Samsung Electronics, China Mobile oder Taiwan Semiconductor. Das Asiengewicht hat geholfen, der globale Technologiefonds gehört zu den besten seiner Kategorie. Allerdings könnten die Kosten geringer sein. Aberdeen belasten das Fondsvermögen mit 1,75% Verwaltungsgebühr, die TER liegt bei 2,44%.

JPMorgan Global Teletech: Schwerpunkt US-Blue Chips

Micorosoft, Verizon Communications oder Cisco Systems sind vertraute Werte aus vergangenen Tagen, die man in diesem Fonds findet. Seit 2002 hat sich bei der Microsoft Aktie nichts getan. An der NASDAQ wird sie mit 28 Dollar gehandelt, die Morningstar Aktienanalysten sehen den fairen Wert bei 34 Dollar. Einzig unter den zehn größten Positionen ein Neuling: Google. Fast ein Drittel der Aktien sind Telekommunikationsunternehmen wie AT&T oder Vodafone. Diese ehemaligen Highflyer waren dieses und besonders die letzten Jahre out. Mehr als die Hälfte sind US-Werte, was die Technologieführerschaft der US-Blue Chips widerspiegelt. Der Fonds hat mittlerweile nur noch ein Volumen von knapp 20 Mio. Euro. Das Portfolio ist mit 60 Positionen recht breit gestreut, die 10 größten Positionen addieren sich zu 40% der Gelder. Die Verwaltungsgebühr beträgt 1,5%, insgesamt fallen laut TER 1,9% Kosten an.

UBS täuscht mit Namensgebung und brilliert mit aktivem Management

Der UBS European Smaller Technology hieß bis 2003 noch UBS New Markets. Heute stecken immerhin noch 65 Mio. Euro im Fonds. Allerdings suggeriert der neue Namen etwas, was er nicht hält: Europäische, kleinkapitalisierte Technologiewerte. Der Fonds war im Sommer zu 83% in deutsche Nebenwerte engagiert, die Benchmark ist seit der Namensänderung der TecDax (vorher Nemax50).

Abgesehen von der verwirrenden Titulierung hat das Fondsmanagement einen guten Job gemacht. Aktives Management verdient hier wirklich seinen Namen, fast ein Drittel des Portfolios weicht von dem Vergleichsindex ab. Der TecDax ist nämlich zum SolarDax mutiert. Der Fonds konnte bei gleichem Risiko eine signifikant bessere Rendite als der TecDax generieren. Im Gegensatz zu den oben angeführten Fonds ist der UBS European Smaller Technology ein Nebenwertefonds mit Schwerpunkt Deutschland und Schweiz. Zu den größten Positionen gehören Unit Internet, Solarworld oder BB Biotech. Die zehn größten Wetten stehen für mehr als 50% des Fondsvolumens.

Der verantwortliche Manager Peter C. Conzatti wechselte im Sommer 2005 zu Lupus Alpha. Seitdem ist Peter Ott Fondsmanager. Der Performance hat der Wechsel nicht geschadet. Ott betreut auch den UBS Equity Mid Caps Germany.

Als All-in-Fee weisen die Schweizer 1,92% aus. Eine All-in-Fee ist umfassender als eine TER, weil die Handelskosten (Kauf und Verkauf von Aktien) mit eingerechnet werden.
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Werner Hedrich