ETF-Anleger steigen in USA- und Eurozonen-Aktien ein

Im Gegensatz zu Anlegern in aktiv verwalteten Fonds verbuchten Aktien-ETFs im Oktober hohe Zuflüsse. Vanguard legt kräftig zu, und Smart-Beta-Produkte wachsen stetig.

Ali Masarwah 25.11.2014
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ETF-Anleger in Europa haben sich im Oktober ein Herz gefasst und ungeachtet der hohen Volatilitäten kräftig in Aktien-ETFs investiert. Wie unsere Absatzdaten für europäische ETFs zeigen, haben Anleger europaweit 3,89 Milliarden netto in Aktien-ETFs investiert, Bond-ETFs verbuchten 1,98 Milliarden Euro an Zuflüssen. Geldmarkt-Produkte konnten 115 Millionen Euro netto einsammeln. Rohstoff-ETFs sahen dagegen Abflüsse, vor allem aus ETFs auf Industriemetalle und breit diversifizierende Körbe. Öl- und Gold-ETFs litten dagegen deutlich weniger.

Damit haben ETF-Anleger frühzeitig auf den Trendwechsel an den Aktienmärkten gesetzt - und im Nachhinein betrachtet den richtigen Riecher gehabt. Seit den hohen Kursverlusten in der ersten Oktoberhälfte haben sich die Aktienmärkte wieder deutlich erholt - der MSCI Welt Aktienindex notiert beispielsweise wieder auf dem Niveau von vor dem Oktober-Crash.

Anleger in aktiv verwaltete Aktienfonds haben im Oktober verkauft

Anders hingegen die Anleger in aktiv verwalteten Fonds. Unseren vorläufigen Oktoberzahlen zufolge wurden netto 8,5 Milliarden Euro aus aktiv verwalteten Aktienfonds abgezogen - die höchsten Abflüsse in einem Monat seit Juni 2013. Sollte sich der Trend verstetigen und die Aktienkurse weiter steigen, hätten Anleger in aktiv verwalteten Aktienprodukten zur Unzeit verkauft; Mitte Oktober notierten die globalen und europäischen Aktienindizes auf ihren bisherigen Jahrestiefstständen.

Auf der Ebene der Morningstar Kategorien waren im Oktober vor allem ETFs auf US-Standardwerte-Indizes (blend) gefragt – zu nennen ist hier vor allem der S&P 500. Diese ETFs sammelten netto 3,36 Milliarden Euro ein, gefolgt von Eurozonen-Standardwerte-ETFs, die Zuflüsse von netto 1,95 Milliarden Euro verbuchten. Auch Bond-Fonds für EUR-Unternehmensanleihen sahen hohe Zuflüsse von 1,36 Milliarden Euro.

Stark verkauft wurden dagegen ETFs auf globale Schwellenländer-Aktienindizes, die Nettoabflüsse von 930 Millionen Euro hinnehmen mussten. Die Kategorie diversifizierte US-Bond-ETFs sah Abflüsse von 685 Millionen Euro, die sich allerdings auf einen einzigen ETF konzentrierten: den PIMCO USD Short Maturity Source ETF. Hier machte sich der Abgang von PIMCO-Gründer Bill Gross bemerkbar, der Ende September überraschend von PIMCO zum Konkurrenten Janus gewechselt war. Anteile an Kanada-Aktien-ETFs wurden ebenfalls in großem Umfang zurückgegeben, wie auch ETFs für deutsche Standardwerte, die erneut stark verkauft wurden.

iShares-Flows erholen sich - der S&P 500 sei Dank

Auf Ebene der Anbieter konnte iShares mit einer Nettovertriebsleistung von 3,3 Milliarden Euro die höchsten Zuflüsse verbuchen, nachdem im September vor allem hohe Abflüsse aus dem iShares Core DAX ETF dem Marktführer die Absatzbilanz verhagelt hatte. iShares-Konkurrent Vanguard folgte im Oktober mit Zuflüssen von 1,34 Milliarden Euro, was angesichts eines Gesamtvermögens von 10,26 Milliarden eine sehr starke Wachstumsrate darstellt. Illustriert wird das durch das organische Wachstum in diesem Jahr. Abzüglich der Markteffekte stieg das Vermögen in Vanguard-ETFs in Europa um 201% per Ende Oktober. Stärker wuchs nur Think ETFs mit 76%. Hier muss allerdings der niedrige Basiseffekt berücksichtigt werden: Der niederländische Anbieter weist derzeit noch ein überschaubares Vermögen von 1,48 Milliarden Euro auf.

Abflüsse mussten vor allem UBS (550 Millionen Euro), PIMCO und Source mit jeweils rund 500 Millionen Euro hinnehmen.

Auf Einzel-ETF-Ebene konnte der iShares Core S&P 500 mit 1,29 Milliarden Euro die höchsten Zuflüsse in einem Produkt verbuchen, gefolgt vom Vanguard S&P 500 ETF (820 Millionen Euro) und Lyxor ETF EURO STOXX 50 (695 Millionen Euro).

Die mit Abstand höchsten Abflüsse musste der iShares Core DAX mit einem Abgang von netto 1,06 Milliarden Euro hinnehmen. Der Negativtrend vom Vormonat setzte sich also – wenn auch in geringerem Ausmaß – fort. Der bereits erwähnte PIMCO USD Short Maturity Source ETF folgte mit Nettoabflüssen von 685 Millionen. Auch der iShares Euro Government Bond 3-5 Yr, der auf mittlere Laufzeiten setzt, musste hohe Abflüsse von 662 Millionen Euro hinnehmen, wie aus der unteren Tabelle hervorgeht.

Die europäischen ETFs mit den höchsten Zu- und Abflüssen im Oktober

 

Zum Schluss noch ein Blick auf Strategic Beta-ETFs. Diese Produkte haben eines gemeinsam: Die ihnen zugrunde liegenden Indizes werden nicht nach der Logik der Markt- bzw. Schuldengewichtung berechnet. Sie zielen entweder darauf ab, mehr Rendite als die klassischen Indizes zu erzielen, oder aber das Risiko zu minimieren. Noch ist der Anteil dieser Produkte am ETF-Markt mit 5,5% bescheiden: Gerade einmal 19,95 Milliarden Euro stecken europaweit in diesen ETFs. Mit gut 15,37 Miliarden Euro machen dabei rendite-orientierte Strategic Beta-ETFs den Löwenanteil aus, risiko-orientierte Produkte vereinen nur 1,93 Milliarden auf sich (sonstige: 2,64 Milliarden Euro).

Im Oktober verbuchten Strategic Beta ETFs 391 Millionen Euro an Zuflüssen. Besonders stark wachsen in diesem Jahr ETFs, die das Ziel haben, das Risiko herkömmlicher Indizes zu minimieren. Sie sammelten im Oktober 260 Millionen Euro ein, die vorwiegend in Minimum-Varianz- und Minimum-Volatility-Produkte flossen. Etliche Anleger haben also den - tatsächlich oder vermeintlich - weniger riskanten Weg zum Aktienmarkt gesucht.

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich