Performance ist auch eine Sache des Manager-Stils

Das Investieren nach Faktoren wie Value oder Growth findet immer mehr Anklang bei Investoren. Sie sollten aber nicht das wesentliche außer Acht lassen: den Fondsmanager. Gute Fondsmanager geben oft nicht allzu viel auf Lehrbuch-Definitionen.

Barbara Claus 26.05.2014
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Steht europäischen Value-Aktien nach einer langen Durststrecke ein Comeback bevor? Wachstumsaktien (growth) hatten gegenüber günstig bewerteten Aktien (value) lange Jahre die Nase vorn. Das konnte zuletzt etwas untergehen: In den vergangenen Jahren konnten Anleger mit einer Investition in Fonds aller europäischen Aktienfonds-Kategorien gute Renditen erzielen, egal ob es sich um so genannte Style-Investments handelte oder um so genannte „Blend-Aktien“, die Value- und Growth-Aktien mischen und keine dezidierte Stil-Richtung anstreben. Auch flexibel investierende Fonds, die Nebenwerte beimischen, brachte Anlegern seit 2009 hohe Renditen.

Befeuert durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld und das zurückgekehrte Anlegervertrauen kamen die Fonds in der Kategorie ‚Aktien Europa Standardwerte Blend‘ in den letzten fünf Jahren auf eine durchschnittliche Wertentwicklung von 12,50% p.a. Die Nase vorn hatten im Betrachtungszeitraum diejenigen Fonds, die gezielt auf Wachstumsaktien gesetzt hatten: Die Fonds der Kategorie ‚Aktien Europa Standardwerte Growth‘ konnten mit einer durchschnittlichen annualisierten Rendite von 14,62% überzeugen. Value-Fonds hinkten mit 11,57% deutlich hinterher. 

Sollten Anleger jetzt auf Value umsatteln? Gemach!

Nun sieht es allerdings ganz so aus, als ob sich das Blatt für Anleger gewendet hätte. Die letzten zwölf Monate waren durch eine deutliche Erholung der Value-Aktien geprägt, die in den Jahren zuvor zumeist ein Schattendasein gefristet hatten.  Im letzten Jahr erzielte der durchschnittliche Fonds der Kategorie ‚Aktien Europa Standardwerte Value‘ eine Rendite von 14,54% und ließ damit die Fonds für Wachstumsaktien, die insgesamt nur auf 8,11% kamen, weit hinter sich. Zeit für Fondsanleger, die Pferde umzusatteln?

Gemach: Es ist fraglich, ob Anleger in aktive Fonds diesen schematischen Definitionen nachhängen sollten. Zum einen verbietet es sich, alle Value-Strategien in einen Topf zu werfen, da es gerade innerhalb dieses Anlagesegments sehr unterschiedliche Ausprägungen gibt. Das führt naturgemäß zu sehr unterschiedlichen Performancemustern.

Langfristig entscheidend ist für Anleger zudem eher die Qualität eines Fonds als ein bestimmter Investmentstil wie Value oder Growth. Bei den von Morningstar qualitativ analysierten Fonds kommt eine hohe Qualität in den positiven Analyst Ratings Gold, Silver und Bronze zum Ausdruck, deren Abstufung den Überzeugungsgrad der Analysten widerspiegelt. 

Entsprechend war bei den Top-Fonds in Europa mit hohen Fondsvolumina die Outperformance der Value-Strategien in den letzten 12 Monaten nicht so stark ausgeprägt, wie es die Performance von stilbasierten Indizes vermuten lassen könnte. Ein näherer Blick auf zwei unserer Favoriten soll illustrieren, warum man bei der Investmentstrategie des Managers mindestens eine große Bedeutung beimessen sollte als der Stilrichtung growth oder value. (Weiter unten finden Sie eine Auswahl von Europa-Fonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings.)

Alken-Fonds punktet mit Flexibilität

Einer der Top Fonds im letzten Jahr war der ‚Alken European Opportunities‘, der einen flexiblen Investmentansatz verfolgt und sich nicht auf einen Anlagestil wie Value oder Growth festlegen lässt. Im letzten Jahr konnten Anleger im Fonds 16,99% erzielen, womit sich der Fonds weit vor seinen Wettbewerbern in der Kategorie ‚Aktien Europa Flex-Cap‘ positionieren konnte. Der Fondsmanager der Fonds, Nicolas Walewski, gründete die Investmentgesellschaft Alken AM im Jahr 2005 und verwaltet den ‚Alken European Opportunities‘ seit seiner Auflegung. Vor der Gründung von Alken war Walewski von 1999 bis 2005 als Fondsmanager für den sehr erfolgreichen ‚Oyster European Opportunities‘ tätig.

Die langfristigen Ergebnisse der beiden Fonds fallen sehr überzeugend aus, doch müssen Anleger mit den hohen Risiken von Walewskis opportunistischen ‚High-Conviction‘-Ansatzes leben, der sich zudem nicht an einer Benchmark orientiert. Der ‚Alken European Opportunities‘ wurde von den Morningstar Analysten mit einem ‚Silver‘-Rating ausgezeichnet, zudem wurde Walewski im April dieses Jahres als ‚Fund Manager of the Year‘ in der Kategorie ‚Aktien Europa‘ gewählt.

Franklin-Fonds für mehr Defensive im Value-Portfolio

Ein weiteres überzeugendes Investment stellt der ‚Franklin Mutual European Fund‘ dar, der eine defensive Value-Strategie verfolgt und von den Morningstar Fondsanalysten mit dem höchsten qualitativen Rating ‚Gold‘ ausgezeichnet wurde. Der Fonds wird seit 2004 von Manager Philippe Brugere-Trelat verwaltet. In den letzten 12 Monaten konnte der ‚Franklin Mutual European Fund‘ eine Rendite von  14,33% erzielen, womit der den durchschnittlichen europäischen Aktienfonds deutlich übertreffen konnte. Seine Vergleichsgruppe ‚Aktien Europa Standardwerte - Value‘ konnte er damit allerdings nicht schlagen. Anleger sollten allerdings beachten, dass die Wertentwicklung des Fonds mit einem deutlich besseren Risiko-Ertragsverhältnis erzielt werden konnte, was typisch für die Strategie des Managers ist. Dadurch kann der Fonds zwar in starken Erholungen an den Aktienmärkten der Konkurrenz hinterherhinken, langfristig hat sich der konservative, bewertungsbewusste Ansatz des Fondsmanagers jedoch für Anleger ausgezahlt.

Tabelle: Eine Auswahl von Europafonds mit positiven Morningstar Ratings

 

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Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.