ETF-Anleger gehen im Mai auf Nummer sicher

Im Zuge erhöhter Volatilität am Aktienmarkt stoßen europäische Investoren Aktien-ETFs ab. Goldprodukte und Renten-ETFs gesucht. Risiko-orientierte Strategic Beta ETFs wachsen überproportional.

Ali Masarwah 24.06.2016
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Die Zinsfrage in den USA, Wachstumssorgen über China sowie das bevorstehende Referendum in Großbritannien haben ETF-Anleger im Mai zu Umschichtungen aus Aktien-Produkten bewegt. Wie aus den Morningstar Absatzzahlen für den vergangenen Monat hervorgeht, zogen Anleger 2,64 Milliarden Euro aus Aktien-ETFs ab. Das waren die höchsten Abflüsse in einem Monat seit April 2012, als sich die Eurokrise auf ihrem Höhepunkt befand. Im vergangenen Monat wurden vorwiegend Bond-ETFs angesteuert. Sie verbuchten Zuflüsse von 1,95 Milliarden Euro, was im Vergleich zum Niveau der vergangenen 18 Monate allerdings eher bescheiden ist.

Zu den Gewinnern im Mai zählten auch Rohstoff-Produkte, wobei in erster Linie Gold ETCs gefragt waren. Indes waren Geldmarkt-ETFs offenkundig keine Alternative für Anleger. Mit einer Nettovertriebsleistung von rund 50 Millionen Euro lässt sich hier am ehesten von einer schwarzen Null sprechen. 

Tabelle: ETF-Absatz nach Asset Klasse

Asset klasse flows mai

Auf Kategorie-Ebene waren EUR Unternehmensanleihe-ETFs mit Zuflüssen von 870 Millionen Euro am stärksten gefragt. Diese ETFs, die Investment-Grade Indizes abbilden, erfahren im Zuge des erweiterten Bond-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank seit einigen Monaten eine erhöhte Nachfrage. Gold-ETCs folgten mit einem Zufluss von 770 Millionen Euro. Hierbei profitierten vor allem db-X ETC, der ETC-Arm von Deutsche Asset Management, sowie UBS, ETF Securities und iShares. 

Interessanterweise waren die ETFs der beiden Kategorien Schwellenländer Aktien und Schwellenländer Bonds nicht von der Risikoaversion der Anleger im Mai betroffen. Hier wurde die allgemeine Nervosität offenbar von der Überzeugung vieler Anleger überlagert, dass Schwelländer-Investments ihr tiefes Tal durchschritten haben und auf attraktiven Niveaus angelangt sind. 

Auf der Verliererseite finden wir vor allem solche Kategorien, die noch im vorigen Jahr starke Nachfrage erfahren hatten. Vor allem die Kategorie Aktien Eurozone Standardwerte verzeichnete hohe Abflüsse von 1,17 Milliarden Euro. Dabei musste die Schweizer UBS mit Abflüssen von etwa 670 Millionen Euro die meisten Anteilsscheinrückgaben hinnehmen. Auch Japan-ETFs wurden überwiegend verkauft. Hier musste Marktführer iShares 260 Millionen Euro an Abflüssen verkraften. DAX-ETFs und USA-Hochzinsprodukte standen im Mai ebenfalls auf der Verliererseite. 

Tabelle: Mai-Absatz nach Fondskategorie (Tops und Flops)

Etf flow category may

Mit Blick auf die Anbieter setzte sich iShares an die Spitze des Mai-Absatz-Rankings. Der Marktführer verbuchte Zuflüsse in Höhe von 900 Millionen Euro, was vor allem auf die Nachfrage nach Rohstoffprodukten und - vor allem – Renten-ETFs zurückging. Letztere erreichten einen Absatz von netto 1,57 Milliarden Euro. Das konnte die Abflüsse von knapp einer Milliarde Euro aus Aktien-ETFs mehr als ausgleichen. Deutsche Asset Management profitierte in erster Linie von Zuflüssen in Gold ETCs mit dem Brand db-X ETC. Der niederländische Anbieter Think ETFs profitierte vor allem von der Nachfrage nach Bond-ETFs.

Auf der Verliererseite standen BNP Paribas, Amundi, Lyxor und Deka, die allesamt unter Abflüssen aus ihren Aktien-ETFs litten. 

Tabelle: Absatz der Anbieter im Mai (Tops und Flops)Flows ETF providers may 

Ein letzter Blick auf das derzeitige Hype-Thema Strategic Beta. Semi-aktive ETFs, die vorwiegend Indizes abbilden, die nicht nach dem Prinzip der Marktkapitalisierung gestrickt sind, werden derzeit von nahezu allen ETF-Anbietern ins Schaufenster gestellt. Auch wenn sie stärker wachsen als herkömmliche Index-Tracker, ist die Vermögensbasis nach wie vor niedrig. Der Marktanteil von Strategic Beta ETFs in Europa verharrt auf recht niedrigem Niveau. Derzeit machen diese Produkte nur 7,4% des ETF-Marktes aus.

Im Fokus des Vertriebs stehen vor allem Risiko-orientierte Produkte, deren Ziel es ist, ein günstigeres Risikoprofil zu zeigen als vergleichbare, nach Börsenwert gewichtete Indizes. Sie verbuchten Zuflüsse in Höhe 870 Million Euro im Mai. Das bringt den Gesamtabsatz auf 2,07 Milliarden Euro in den ersten fünf Monaten dieses Jahres. 

Rendite-orientierte ETFs sammelten im Mai relativ bescheidene 110 Millionen Euro ein. Die Kategorie „Sonstige“, die vorwiegend aus roll-optimierten Rohstoff-Produkten besteht, verbuchte Zuflüsse von 180 Million Euro.

Tabelle: Absatz Strategic Beta ETFs

Strategic bet etf flows

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich