Kommentar: Die Vorteile aktiv verwalteter Mischfonds erkennen

Aktiv verwaltete flexible Mischfonds können Mehrwert für Anleger schaffen, auch wenn der Weg zum richtigen Fonds steinig ist. Ein Plädoyer für aktives Management.

Barbara Claus 20.12.2012
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Auf den ersten Blick ist es für Investoren ernüchternd: Die Mehrheit der aktiv gemanagten flexiblen Mischfonds ist nicht in der Lage, langfristig eine naiv konstruierte Benchmark aus 50% Aktien- und 50% Renten zu schlagen. Das ergab unsere Untersuchung zu flexiblen Mischfonds (lesen Sie hier weiter). Mein Kollege, ETF-Analyst Gordon Rose, schlussfolgert daraus, dass ETFs für die meisten Anleger die bessere Lösung sind (lesen Sie den Kommentar hier). 

Die Entscheidung scheint zunächst tatsächlich klar für eine Indexlösung zu sprechen. Doch schauen wir uns die Fakten etwas differenzierter an: Die Erkenntnis, dass über lange Fristen nur die wenigsten Manager in der Lage sind, gegenüber ihrem Referenzindex Mehrwert zu schaffen, ist nicht neu. Man mag sich darüber echauffieren und die Flinte ins Korn werfen – oder aber die Ärmel hochkrempeln und sich auf die Suche nach den erfolgreichen Managern machen.

Dass es sie gibt, hat unsere Untersuchung auch ergeben. Unsere Morningstar Analyst Ratings geben Anlegern wertvolle Hinweise bei der Fondsauswahl an die Hand! (lesen Sie hier mehr zum Morningstar Analyst Rating) Zudem sollten Sie, auch wenn Sie meinen, den „richtigen“ Manager gefunden zu haben, nicht alles auf dasselbe Pferd setzen. Streuen Sie über verschiedenen Manager und Strategien, die solide Prozesse verfolgen und konsistente Renditen über mehrere Marktphasen erwirtschaftet haben.

Natürlich ist es vollkommen legitim, dass sich Anleger aufgrund der Befunde unserer Untersuchung zu flexiblen Mischfonds von aktiven Fondsmanagern abwenden und sich für die oben erwähnte Indexlösung entscheiden, die sie über ETFs umsetzen. Es klingt ja auch sehr einfach: Man nehme einen Aktien- und einen Bond-ETF und bringe das Portfolio immer wieder auf die Ausgangslage zurück und fertig ist die Benchmark Performance.

Aber ganz so einfach ist es nicht: Denn es fallen Gebühren für die ETFs und den Handel an, so dass von vorneherein feststeht, dass die Indexrendite nicht erreicht werden kann. Durch den Kauf der ETFs besteht gleichzeitig ein wiederkehrender Pflegeaufwand für den Anleger, z.B. immer dann, wenn es um das Re-Balancing geht, das in regelmäßigen Abständen, z.B. monatlich, erfolgen sollte. Dabei wird der Anteil der jeweiligen Anlage auf ihren Ausgangswert, hier 50%, zurückgesetzt. Aber wer die Gewinne der Anlageform mit der besseren Wertentwicklung mitnimmt, muss Steuern auf die Kursgewinne zahlen. Vermögensverwaltende Fonds sind hier im Vorteil, da Umschichtungen innerhalb der Fonds steuerneutral erfolgen und die Anleger erst beim Verkauf ihrer Fondsanteile besteuert werden (Steuerstundungseffekt).

Ein anderer Einwand gegen die ETF-Lösung ist, dass das einfach konstruierte Portfolio lediglich auf zwei Indizes setzt: Den „FTSE World Index“ sowie den „Barclays Euro Aggregate Bond Index“, der überwiegend aus Staatsanleihen der Länder Frankreich Deutschland und Italien besteht. Dem Rentenindex kam in den letzten Jahren der anhaltende Trend sinkender Anleiherenditen zugute. Ob die Ergebnisse der Vergangenheit wiederholbar sind, muss sich aber erst noch zeigen, da sich die Renditen, zumindest bei noch als sicher geltenden Staaten, auf historischen Tiefs bewegen.

Durch den genannten Fokus auf zwei Marktsegmente bleiben zudem viele Performance- und Diversifikationsquellen wie beispielsweise Anleihen aus Schwellenländern oder Unternehmensanleihen ungenutzt. Um diese zu erschließen, müssten weitere ETFs hinzugenommen werden, was die Sache für Privatanlager weiter komplizieren würde – da scheint es einfacher, das Ganze in professionelle Hände zu geben.

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Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.