Unternehmensanleihen aus der Finanzbranche glänzen

Die US-Wirtschaft wächst, die Spreads engen sich weiter ein. Machen die Quartalsberichte Investoren einen Strich durch die Rechnung? Der wöchentliche Bond-Bericht.

Dave Sekera 09.10.2012
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Auch in der vergangenen Woche waren Unternehmensanleihen gefragt. Vor allem ermutigende Konjunkturdaten sorgten für Interesse: die US-Wirtschaft wächst1 So stieg beispielsweise stieg der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe auf 51,5 Punkte, und signalisiert Wachstum. Auch der ISM-Index für das Nicht-Verarbeitende Gewerbe legte zu. Er notierte zuletzt bei 55,1 Zählern. Die Arbeitsmarktdaten sorgten ebenso für Schlagzeilen wie auch die Auftragseingänge in der Industrie. Doch kein Licht ohne Schatten: Denn während Konjunkturdaten ein positives Bild der Wirtschaft zeichneten, warnten einige Unternehmen zuletzt, dass ihre Quartalszahlen enttäuschen werden. Bei den Zielen für das vierte Quartal musste der Rotstift angesetzt werden. 

Den Anfang in die aktuelle Berichtssaison der US-Unternehmen macht in dieser Woche Alcoa (AA, „BB+“). Die Investoren werden vor allem auf den Ausblick des Aluminium-Konzerns gespannt sein und die Zahlen genau daraufhin abklopfen, wie tiefe Spuren das schwächere Wirtschaftswachstum in Europa und China hinterlassen hat.

Wie dem auch sei: Im Schnitt verengten sich die Spreads der Unternehmensanleihen des Morningstar Corporate Bond Index vergangene Woche um 4 Basispunkte auf +150. Wieder einmal stand der Finanzsektor an der Spitze der Bewegung, der Risikoaufschlag dieser Papiere verengte sich durchschnittlich um 5 Basispunkte. Die Titel aus der Industrie waren weniger gefragt, hier liefen die Spreads nur um 2 Basispunkte zusammen.

Banken-Bonds waren dieses Jahr die Vorreiter 

Dass besonders die Anleihen von Finanzkonzernen hoch in der Gunst der Anleger stehen, ist keine neue Entwicklung. Seit Jahresanfang schon zählten die Papiere zu den Lieblingen der Investoren, und bis zum Ende des dritten Quartals verringerten sich die Risikoaufschläge im Finanzbereich um 163 Basispunkte. Der Industriesektor kam dagegen nur auf eine Einengung um 53 Basispunkte, und der Index insgesamt schaffte 96 Basispunkte. Dabei zählten vor allem die Bankentitel  zu den Outperformern zählten – hier verengten sich die Spreads in diesem Jahr um 191 Basispunkte.

Andere zyklische Sektoren, wie etwa die Spiele- und Hotelbranche machten bislang 133 Basispunkte gut, und auch der Immobilienbereich schlug sich mit 93 Basispunkten besser als der Durchschnitt. Unternehmensanleihen aus dem Einzelhandel, der Gesundheits- und der Technologiebranche hinkten spürbar hinterher, hier verengten sich die Spreads nur um 32, 39 bzw. 41 Basispunkte. Bei den Titeln, die mit „AAA” eingestuft wurden, schmolzen die Risikoaufschläge um 36 Basispunkte, bei den mit „AA“ bewerteten Unternehmensanleihen dagegen um 104 Basispunkte. Noch besser erging es „A”-Titeln, hier kam es zu einer Einengung um 110 Basispunkte. Bei Corporate Bonds mit einem „BBB”-Rating ging es um 93 Basispunkte voran. 

Mit Blick auf die Laufzeiten lagen Unternehmensanleihen mit mittlerer Laufzeit vorn: Papiere mit einer Fälligkeit zwischen einem und vier Jahren verringerten ihren Spread im Schnitt um 119 Basispunkte, 4- bis 7-jährige Papiere um 128 Basispunkte. Bei 7- bis 10-jährigen Titeln schmolz der Risikoaufschlag um 78 Basispunkte, und bei Unternehmensanleihen mit einer Laufzeit von 10 oder mehr Jahren verringerte sich der Spread um 51 Basispunkte.

Der Druck im Technologiesektor steigt

Wie wir schon befürchtet hatten, sorgte Hewlett-Packard (HPQ, UR) vergangene Woche bei seiner Analystenkonferenz für Schlagzeilen. In Reaktion auf die Veranstaltung, auf der der weltgrößte Computerhersteller neue Strategien für 2013 präsentierte, erwägen wir eine Herabstufung unseres Kreditratings. Denn auch wenn wir es begrüßen, dass Hewlett-Packard seine Bilanz aufbessern will, halten wir die Prognose für den Cashflow des kommenden Jahres für schwach und stehen auch einigen Geschäftsbereichen skeptisch gegenüber. "Die Aussichten für den Großteil der Technologiebranche haben sich eingetrübt", warnt unser Credit-Analyst Mike Hodel und erwähnt dabei in erster Linie Halbleiterhersteller. Diese hätten im zweiten Quartal noch von guten Geschäften berichtet, sich zuletzt indes etwas zurückhaltender geäußert. Anfang September kappte Intel (INTC, „AA“) die Umsatzprognose für das dritte Quartal um 8%. Das Unternehmen führte die schwächeren Umsatzerwartungen auf eine überraschend schwache Nachfrage nach Prozessoren zurück. Wenn Sie an detaillierteren Einschätzungen der einzelnen Sektoren oder des Anleihemarktes insgesamt interessiert sind, empfehlen wir Ihnen unseren auf Englisch erschienenen Bericht "Our Outlook for the Credit Markets."

Auch in der Telekombranche herrschte in den vergangenen Tagen Aufregung, nachdem MetroPCS (PCS, „BB-„) einer Fusion mit der Tochter T-Mobile USA der Deutschen Telekom (DTE, „BBB-„) zugestimmt hat. So wie der Deal ablaufen soll, dürfte er aber nichts an unserer Einschätzung der Anleihen von MetroPCS ändern, die wir nicht für attraktiv halten. Die Verschmelzung der beiden Firmen dürfte ziemlich kompliziert werden. Das neue Unternehmen steht vor der Herausforderung, das Vertragskundengeschäft von T-Mobile in Schwung zu bringen und gleichzeitig Schulden verkraften, die dreimal so hoch sind wie das EBITDA des Unternehmens. All das lässt nicht viel Spielraum für falsche Entscheidungen. Und schließlich ist der Deal auch noch lange nicht in trockenen Tüchern. Schließlich ist es gut möglich, dass Sprint (S, „B+“) ein Gegenangebot für MetroPCS vorbereitet, entsprechende Gerüchte machten bereits die Runde.

Durchschnittliches Angebot am Primärmarkt

In der vergangenen Woche wurden von Unternehmen neue Anleihen für insgesamt 24,6 Milliarden Dollar ausgegeben. Das entspricht dem Wochendurchschnitt seit Anfang September. In den kommenden ein, zwei Wochen dürfte das Angebot am Primärmarkt aber etwas zurückgehen, denn die Unternehmen werden sich erst einmal mit ihren Quartalsberichten beschäftigen. Danach dürfte das Angebot an neuen Papieren aber wieder größer werden, weil so manch ein Unternehmen noch vor den US-Wahlen aktiv werden will.

Etwas ruhiger wird es wohl auch in den kommenden Tagen an den internationalen Börsen zugehen. Konjunkturdaten sind rar, allein am Freitag stehen mit den Daten zur europäischen Industrieproduktion, den amerikanischen Erzeugerpreisen und dem Index des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan mehrere Termine auf der Tagesordnung.

Am Mittwoch veröffentlicht zudem die US-Notenbank ihren „Beige Book“ genannten Konjunkturbericht, und am Donnerstag kommen die Daten zur amerikanischen Handelsbilanz. Aber, wie zuvor erwähnt, rücken nun die Quartalsberichte der Unternehmen in den Fokus. Gleichzeitig schwelt nach wie vor die Eurokrise, und die Unsicherheit, ob und wann Spanien offiziell Hilfe von der Europäischen Union beantragt, zehrt an den Nerven der Anleger. Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass Griechenland mal wieder für schlechte Nachrichten sorgt, und dass der Internationale Währungsfonds (IWF) von einer schwachen Entwicklung der Weltwirtschaft warnt und seine Wachstumsprognose für dieses und das kommende Jahr reduzierte, trübt ebenfalls die Stimmung

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