S&P straft Eurozone ab - Folgen für ETFs

Die Herabstufung von Länderratings durch S&P erschwert Diversifizierung bei Anleihe-ETFs.

Jose Garcia Zarate 20.01.2012
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Obwohl die Herabstufungen von neun Eurozonenländern durch S&P nicht überraschend kamen (Frankreich und Österreich büßten ihr AAA-Rating ein), wird dieses Ereignis die Finanzmärkte noch für einige Zeit beschäftigen. Die Unsicherheiten bei der Lösung der Schuldenkrise in der Eurozone sind damit nicht geringer geworden. Im Mittelpunkt steht weiterhin die Kapitalanlage in sogenannten sicheren Häfen – ein Thema, das Top-Priorität in den letzten sechs Monaten hatte. Die Herabstufungen haben aber auch beachtliche Auswirkungen auf Exchange-Traded-Funds (ETFs), die auf Staatsanleihen der Eurozone mit einem AAA-Rating basieren.

Einige europäische Anbieter von Exchange-Traded-Products (ETPs) wie Lyxor und Amundi haben einige Produkte auf den Markt gebracht, die die Nachfrage nach Fonds mit geringem Risiko und angemessener Rendite bedienen sollen. Es handelt sich dabei um Fonds, die das gesamte Spektrum von Staatsanleihen mit AAA-Rating der Eurozone abbilden. Die Investmentstrategie dieser Produkte ist einfach: die Fonds enthalten nur Anleihen der Eurozone, die mit dem Top-Rating aller drei Ratingagenturen (S&P, Moody’s, Fitch) ausgestattet sind. Außerdem wird mit diesen Produkten dem Ansteigen des Renditeabstands zu deutschen Staatsanleihen Rechnung getragen.

In unserer Datenbank befanden sich zuletzt fünf ETFs, die sich auf Staatsanleihen mit AAA-Rating in der Eurozone konzentrieren. Sie beruhen alle auf Swap-Geschäften. Der Lyxor EuroMTS AAA Macro-Weighted Government Bond (MAA) und der Amundi AAA Government Bond EuroMTS (AM3A) beziehen sich auf Indexe, die alle Laufzeiten von Staatsanleihen beachten. Die anderen drei Produkte wurden im November letzten Jahres aufgelegt und beschränken sich nur auf bestimmte Laufzeiten der Anleihen. Damit soll dem unterschiedlichen Anlagehorizont der Anleger Rechnung getragen werden. Dazu gehören der Lyxor EuroMTS AAA Macro-Weighted 1-3 Jahre (MA13), 3-5 Jahre (MA35) und 5-7 Jahre (MA57). Der Lyxor EuroMTS AAA Macro-Weighted Government Bond ETF firmierte bis November 2011 unter dem Namen Lyxor EuroMTS AAA Government Bond. Der Name wurde geändert, weil Lyxor beim Referenzindex EuroMTS nun die fundamentale Gewichtung statt der marktkapitalisierten Gewichtung favorisiert.

Die beiden Produkte, die schon länger am Markt sind (MAA und AM3A) haben 2011 unterschiedliche Zu- und Abflüsse verzeichnet. Laut Morningstar Direct (siehe Tabelle) betrug die Rendite beider Produkte 2011 rund 7%. Der Fonds von Amundi erzielte 29,4 Mio. Euro an Netto-Zuflüssen 2011, während der Lyxor-ETF Nettoabflüsse von 253,5 Mio. Euro zu verkraften hatte. Dennoch bleibt Lyxor der Marktführer in dieser Marktnische, wenn man die Höhe des verwalteten Fondsvermögens heranzieht.

 

Durch die Herabstufung von S&P von Frankreich und Österreich wird es zu einer beachtlichen Umschichtung in beiden Fonds kommen, um den Kriterien der Indizes bei den Ratings gerecht zu werden. Die Gewichtung von Frankreich und Österreich beträgt 48% im marktgewichteten EuroMTS AAA und 38% im fundamental-gewichteten EuroMTS AAA Macro Weightet. Dieser Anteil muss nun neu auf die verbleibenden Länder der Eurozone, die ein AAA-Rating der drei Ratingagenturen haben, verteilt werden. Eine Schätzung ergibt, dass sich die Gewichtung deutscher Staatsanleihen von einer Bandbreite von gegenwärtig 38%-48% auf eine Bandbreite von 73%-80% erhöhen wird. Der geringere Wert bezieht sich dabei auf den Wert der Marktkapitalisierung deutscher Staatsanleihen und der höhere Wert schließt fundamentale Makrodaten mit ein.

Wie aus der unten stehenden Grafik ersichtlich ist, führt der Ausschluss von Frankreich und Österreich auch zum Verlust von potentiellen Renditekandidaten, da sie im Vergleich zu zehnjährigen deutschen Staatsanleihen hohe Renditeabstände aufwiesen. Für Investoren bedeutet das, dass der Großteil der Anlagegewinne gegenüber deutschen Staatsanleihen und anderen Eurozonenländern aus den Niederlanden und Finnland stammen wird. Das Problem hierbei ist allerdings, dass Kursgewinne durch ein Angleichen der Rendite an deutsche Staatsanleihen schon vor dem S&P-Ereignis eher begrenzt waren, wie das zweite Halbjahr 2011 verdeutlicht.

 

Die Umschichtung der Indizes und der Fonds, die auf diesen Indices beruhen, erfolgen im Februar. Die ETFs, die auf AAA-Ratings basieren, werden sich nur geringfügig von den ETFs unterscheiden, die nur auf deutschen Staatsanleihen basieren. Zu diesen Anbietern gehören iShares, Comstage und ETFlab. In einer Zeit, in der Sicherheit wichtiger geworden ist als die Rendite, legen Investoren ihr Geld gerne in Deutschland an. Das mag nicht allzu schlimm sein, wenn man eine mögliche Neuordnung der Eurozone in Erwägung zieht. Das Risiko besteht aber darin, dass Deutschland möglicherweise durch sein Rating einen Großteil der Lasten des Europäischen Stabilitätsmechanismus tragen muss. Eine komplette Ausrichtung eines Investors auf Deutschland und die anderen zwei AAA-Staaten mag dann nicht die nahezu risikofreie Anlageidee sein, die sie auf den ersten Blick erscheint. Die Zeit vergeht und Griechenland wird uns zeigen, wohin die Reise geht.

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Über den Autor

Jose Garcia Zarate  ist Senior ETF Analyst bei Morningstar