Wie misst man das Risiko eines Fonds?

Wir stellen einige Möglichkeiten vor, wie sich das Risiko eines Fonds einschätzen lässt.

Natalia Wolfstetter 06.07.2011
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Die Kapitalanlage ist immer mit Risiken verbunden – dies lässt sich nicht vermeiden. Entscheidend für Anleger ist es zu wissen, welche Risiken sie auf sich nehmen und wie sie diese messen können.

Es gibt keine einheitliche, allgemeingültige Definition, aber einige gängige Kennzahlen, mit denen Anleger das Risiko eines Fonds abschätzen können. Sie sind nicht perfekt, bieten aber dennoch eine gute Orientierung.

Blick in die Vergangenheit

Risiken werden oft anhand der vergangenen Entwicklung eines Fonds bestimmt. Ein häufig verwendetes Maß dafür ist die Volatilität, d.h. die Schwankungen der Fondsrenditen. Dies wird durch die so genannte Standardabweichung ausgedrückt. Morningstar berechnet die Standardabweichung auf der Basis der Schwankungen der monatlichen Fondsrenditen über bestimmte Zeiträume. Wenn die monatlichen Renditen relativ stetig sind, wird die Standardabweichung niedrig ausfallen. Wenn sie stark variieren, wird sie entsprechend höher sein. Sie finden den annualisierten Wert der Standardabweichung für jeden Fonds, wenn Sie im Fonds-Quicktake den Bereich „Rating und Risiko“ betrachten.

Die Standardabweichung für Aktienfonds ist höher als für Anleihenfonds. Diese wiederum sind volatiler als Geldmarktfonds. Auch innerhalb der großen Gruppen gibt es Unterschiede. Branchenaktienfonds weisen in der Regel höhere Schwankungen auf als regional breit angelegte Produkte. Daher sollten die Kursschwankungen eines Fonds immer im Kontext der zugehörigen Morningstar Kategorie gesehen werden. Die Fonds der Morningstar Kategorie „Aktien weltweit Standardwerte Blend“ wiesen über die vergangenen drei Jahre eine Standardabweichung von durchschnittlich 9,7% auf. Der Templeton Emerging Markets ist über diesen Betrachtungszeitraum der schwankungsärmste Fonds der Vergleichsgruppe „Aktien Schwellenländer“, kommt aber bereits auf einen Wert von 14,1% (Durchschnitt der zugehörigen Kategorie: 16,6%).

Die Standardabweichung unterscheidet zudem nicht zwischen der Richtung der Schwankungen. Für viele Anleger spielen die Abweichungen nach unten (d.h. die Möglichkeit von Verlusten oder einem unterdurchschnittlichen Ergebnis) jedoch eine größere Rolle als die nach oben. Diese unterschiedliche Bewertung von Risiken fließt in das Morningstar Rating ein. Es bereinigt die Rendite eines Fonds um das Risiko (es bestraft Wertschwankungen), wobei aber Schwankungen nach unten stärker ins Gewicht fallen.

Blick auf den Inhalt

Die bisher betrachteten Kennzahlen beruhen auf der Entwicklung einer Anlage in der Vergangenheit. Diese Betrachtung lässt sich durch einen Blick ins Portfolio eines Fonds ergänzen. Morningstar zeigt für alle Fonds, die Daten über ihre Einzelwerte liefern, Details zur Portfoliostruktur.

Ein wichtiges Kriterium stellt die Konzentration eines Fonds dar. Aktienfonds, die relativ wenige Werte mit hoher Gewichtung halten – ein Beispiel wäre der Pioneer Top European Players mit aktuell 34 Werten - sind anderen Risiken ausgesetzt als stark diversifizierte Fonds, wo die Entwicklung einer einzelnen Aktie nur begrenzt auf die Ergebnisse des gesamten Fonds durchschlagen kann.

Auch nach Branchenkonzentrationen sollte man Ausschau halten. In diesem Zusammenhang fällt beispielsweise der JPM Europe Strategic Value auf. Er hält für einen Europafonds überdurchschnittliche viele Finanzwerte. Zwar sind Finanzdienstleister der nach Marktkapitalisierung wichtigste Sektor an den Börsen und mit 25-30% in den meisten Regionenfonds vertreten. Doch weist deren hohe Gewichtung im JPM Europe Strategic Value (derzeit 55%) fast schon in Richtung Branchenfonds.

Dasselbe gilt für ungewöhnliche regionale Schwerpunkte. So fällt der Sparinvest Global Value in seiner Kategorie (Aktien weltweit Nebenwerte) dadurch auf, dass mit nur zwei Ländern, Deutschland und Japan, die Hälfte des Portfolios abgedeckt wird.

Fonds nicht isoliert betrachten

Während ein einzelner Fonds aufgrund seiner Risikokennzahlen oder der Portfoliokonzentration als besonders riskant erscheinen mag, muss dies nicht im Kontext des Gesamtdepots gelten. Im Zusammenspiel mit anderen Fonds können bestehende Risiken sogar ausgeglichen werden. Auf das Gesamtbild kommt es an. Mit dem Instant X-Ray können Sie überprüfen, ob sich durch die Kombination verschiedener Fonds unerwünschte Klumpenrisiken ergeben, die der angestrebten Risikostreuung zuwiderlaufen.

Weitere Risiken

Auch die laufenden Gebühren stellen in gewisser Hinsicht ein Risiko für den Anlageerfolg dar. Es geht hierbei nicht nur um die Minimierung des Ausgabeaufschlags. Wer bei der jährlichen Gebührenbelastung auf kostengünstige Fonds achtet, tut bereits sehr viel für seine langfristigen Ergebnisse, da Gebühren direkt aus dem Fondsvermögen entnommen werden. Aus diesem Grund ist auch Vorsicht bei zu kleinen Fondsvolumina angebracht, da sich die Fixkosten hier über relativ wenige Schultern verteilen.

Auch ein übermäßiges Anschwellen des Fondsvermögens ist je nach Anlageklasse (insbesondere in marktengen Bereichen wie Nebenwerten) mit Risiken für die zukünftige Performance verbunden. Hohe Zuflüsse können es dem Fondsmanager erschweren, die bisherige (erfolgreiche) Strategie beizubehalten, da etwa das bestehende Anlageuniversum nicht mehr ausreicht. Sie können zu zusätzlichen Transaktionskosten zu Lasten der bereits investierten Anleger führen. In einigen Fällen gibt es Fondsgesellschaften, die zur Schließung der betroffenen Fonds bereit sind. Bei anderen ist dies nicht üblich, so dass Anleger gut daran tun, das Fondsvolumen selbst im Auge zu behalten.

 

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Über den Autor

Natalia Wolfstetter  ist Director Fund Analysis bei Morningstar