Fonds-Fokus: Postbank Europafonds Aktien

Quantitative Prozesse suchen nach dem optimalen Rendite-Risiko-Verhältnis.

Alexander Ehmann 21.10.2008
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Dieser Fonds lässt jedes Mathematiker-Herz höher schlagen. Risiko-Rendite-Optimierung, Markowitz und 15-Faktoren-Regression sind nur einige Schlagwörter, die den Anlageprozess beschreiben. Nachdem er sich sieben Jahre lang unter dem Management der Postbank befand, ging das Mandat 2006 an die Quant-Gesellschaft Union PanAgora über.

Um das Asset Management kümmert sich ein 14-köpfiges Team aus Fondsmanagern, Analysten und Händlern. Analyst sollte hierbei nicht falsch verstanden, denn bei diesem Ansatz kommt es auf keine qualitativen Unternehmenseinschätzungen an. Die analytische Tätigkeit geht vielmehr in den wissenschaftlichen Bereich. Verantwortlich für die Portfoliokonstruktion ist Ralf Flad, der seit 1997 für die Union PanAgora tätig ist. Die derzeitige Strategie besteht auf ei

nen Punkt gebracht aus Performance-Prognosen, Risikokontrolle und Transaktionskosten-Minimierung. Bei allen 1700 Unternehmen des MSCI Investable Market Universums werden mit 15 verschiedenen Kennzahlen (Fundamentaldaten, Makrodaten oder Finanzierungskennziffern) die zukünftigen Renditeerwartungen geschätzt. Parallel screent das Team Risikokennzahlen (Marktrisiko, Währungen oder unternehmensspezifische Risiken) und ermittelt die zu erwartenden Transaktionskosten. Die Rechner laufen über Nacht durch und erstellen unterschiedliche Musterportfolios, die dem angestrebten Risiko-Rendite-Verhältnis gerecht werden sollen. Für den Postbank Europafonds sind dafür nur die europäischen Unternehmen aus dem Investmentuniversum relevant. Flad und seine Mitarbeiter werten die Vorschläge aus, auf deren Basis das Portfolio täglich angepasst wird.

Mit rund 120 Unternehmen überwiegend aus dem Standardwerte Bereich ist das Portfolio breit aufgestellt. Die momentane Marktlage führt zu einer defensiven Ausrichtung. Finanzaktien wie die italienische Ubi Banca und zyklische Werte wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe wie die Norddeutsche Affinerie sind zum DJ Stoxx 600 untergewichtet. Die besseren Karten haben derzeit Versorger wie E.ON (19% vs. 16%), Healthcare-Aktien wie Stada (16% vs. 8%) und Telekommunikationswerte wie die spanische Telefonica (17% vs. 7%). Den Bund der defensiven Aktien macht schließlich die Übergewichtung von nicht-zyklischen Konsumwerten wie die British American Tobacco (15% vs. 10%) komplett. Aber auch das beste Modell kann sich irren: das System unterschätze die Rohstoffrally und vernachlässigte Industriematerialien. Das verhagelte die Performancebilanz über ein Jahr. Nichts desto trotz konnte er sich gegenüber Vergleichsfonds behaupten (-17% vs. -22%).

Uns gefällt, dass der Fonds jetzt in besseren Händen ist. Auch seine unterdurchschnittliche Verwaltungsgebühr von 1,3% pro Jahr und seine niedrige TER von 1,39% sind ihm positiv anzurechnen. Anleger sollten quantitativen Ansätzen nicht blind vertrauen. Börse ist auch Psychologie, die in mathematischen Modellen schwer zu erfassen und vorherzusehen ist.
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Alexander Ehmann