Ein DAX-ETF aus japanischen Aktien?

Verschiedene Replikations-Methoden erlauben seltsame Konstellationen.

Alexander Ehmann 22.08.2008
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Das letzte Mal hatten wir uns mit der Full Replication und dem Sample-Ansatz beschäftigt. In diesem Teil möchten wir zwei weitere Replikationsmethoden vorstellen:

Optimierungs-Ansatz

Diese Methode ähnelt dem Representative-Sample-Ansatz. Mit Hilfe von quantitativen Modellen wird ein Index mit einigen wenigen Aktien nachgebaut. Eine Methode ist der Minimum-Varianz-Ansatz aus der modernen P

ortfoliotheorie, der das ideale Portfolio mit der höchstmöglichen Rendite bei kleinstmöglichem Risiko ermitteln soll. Bei ETFs soll das Rendite-Risiko-Profil dem des Underlyings entsprechen.

Die Gelder werden in die größten und liquidesten Indexwerte investiert. Illiquide Aktien mit einer sehr niedrigen Gewichtung werden von Anfang an nicht berücksichtigt, was die Transaktionskosten niedrig hält. Außerdem ist bei den kleinsten und illiquiden Werten die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass sie aus dem Index genommen werden. Auch bei dieser Methode kann ein Tracking Error entstehen, da das Portfolio in seiner Zusammensetzung vom Index abweicht.

Swap-Ansatz (synthetische Replikation)

Indizes können auch über den Einsatz von Derivaten nachgebildet werden. Bei dieser Konstruktion geht die Fondsgesellschaft ein Swapgeschäft mit einer Gegenpartei ein. Ein Swap ist ein Tauschgeschäft. Am bekanntesten sind Zinsswaps, bei denen ein variabler Zinssatz über eine bestimmte Laufzeit gegen einen festen Zinssatz getauscht wird. ETF-Gesellschaften gehen mit einem Total Return Swap einen Performancetausch einer Indexrendite mit einem Kontrahenten ein. Meist handelt es sich dabei um die Muttergesellschaft. So ist bei Lyxor die Gegenpartei die Société Générale, bei db x-trackers ist es die Deutsche Bank. Der Tausch basiert auf einem Aktienkorb, der sich vom Indexportfolio unterscheiden kann. Beim Lyxor DAX ETF steht zwar DAX drauf, tatsächlich sind aber nur sechs DAX-Aktien enthalten. Zudem formiert sich das Portfolio aus 39 Titeln, obwohl der deutsche Leitindex nur aus 30 Werten besteht. Die Mehrheit der Aktien sind andere europäische Standardwerte wie die französische Lebensmittelkette Carrefour, die italienische Großbank Unicredit oder die spanische Telefonica. Das db x-trackers DAX ETF Portfolio bestand zum 31. Dezember 2007 komplett aus japanischen Aktien.

Nach den europäischen Investmentrichtlinien (UCITs III) dürfen auch Derivate (Swaps) in Fondsportfolios enthalten sein. Im Durchschnitt reicht ein Swap-Anteil von 2%-3% aus. Damit können 100% des Underlyings (Basiswert des ETF, zum Beispiel DAX, CAC 40 oder Dow Jones)abgedeckt werden. Der Rest wird in Aktien gehalten. Mit Hilfe des Swaps tauscht die Fondsgesellschaft mit dem Vertragskontrahenten die Performance ihres Aktienportfolios gegen die Performance des Index inklusive Dividendenzahlungen ein. Die ETF-Gesellschaft überträgt so das Performancerisiko an die Gegenpartei. Egal wie sich der Index entwickelt, der Counterpart ist verpflichtet, die Indexperformance zu liefern. Angenommen das Portfolio des ETF-Anbieters erzielt eine Performance von 5%, das des Kontrahenten kommt auf eine Rendite von 7%. In diesem Fall tauscht der ETF-Anbieter den Betrag, den er mit seiner 5-prozentigen Performance erwirtschaftet hat, mit dem Gewinn aus den 7% Performance der Gegenpartei ein. Das Gleiche geschieht auch bei negativer Performance. Dann werden die Verluste untereinander ausgetauscht.

Bei dieser Replikations-Methode besteht das Risiko des Ausfalls der Gegenpartei (Counterparty Risk). Wenn im Falle von db x-trackers, die Deutsche Bank ausfallen würde, hätte der Anleger nur noch Ansprüche auf das Sondervermögen aus japanischen Aktien. Der Fall von Bear Stearns zeigt, dass das Counterparty Risk ernstzunehmen ist. Nachdem die Investmentbank in Schieflage geraten war, mussten Anleger wochenlang um ihre Zertifikate bangen.

Die synthetische Replikation bietet einige Vorteile: zum einen weicht die Performance des ETFs nur um die Verwaltungsgebühr vom Index ab. Zum anderen kann man alle möglichen Arten von Indizes abbilden, also auch Indizes bei denen es keine physischen Basiswerte gibt. Als Beispiel dafür dient der EONIA (European Overnight Index Average), der den von der EZB festgestellten effektiven Tagesgeldsatz ausweist. Auf Tagesgeldsätze gibt es keine Wertpapiere. Die Bundesrepublik Deutschland plant aber, in der Zukunft eine Tagesgeldanleihe auszugeben.

Swap-Kontrakte sind nicht kostenlos. Der Vertragskontrahent lässt sich das Risiko, das ihm durch den Tausch entsteht, durch eine Gebühr entschädigen. Je nach Index kann das Risiko unterschiedlich hoch sein. Bei einem Emerging Market Index stellt die Gegenpartei eine höhere Gebühr in Rechnung als bei einem europäischen Kursbarometer.

Lesen Sie demnächst mehr über die Performanceabweichungen von ETFs mit gleichem Basiswert.

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Alexander Ehmann