Gegenläufig

Das chinesische Wirtschaftswachstum hat sich nicht immer in entsprechenden Unternehmens- und Kursgewinnen niedergeschlagen. Dies galt in den letzten Jahren insbesondere für die Inlandsbörsen. Lichtblicke bieten jetzt die Aufwertung des Renminbi und Schritte zur Reduzierung des Aktienanteils im Staatsbesitz.

Natalia Siklic, 01.09.2005
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A, B und H

Ausländische Aktienanleger tummeln sich überwiegend am Markt der in Hong Kong notierten chinesischen Unternehmen (H-Shares). Die Börsen in Shanghai und Shenzhen, an denen die sog. A- und B-Aktien gehandelt werden, sind größtenteils inländischen Investoren vorbehalten. Die 1400 dort notierten Unternehmen gelten als wenig transparent und anfällig für Kursmanipulationen. Vom Wirtschaftwachstum war an den Festlandbörsen in den vergangenen Jahren wenig zu spüren, sie konnten die Erholung anderer asiatischer Märkte, aber auch der H-Shares nicht nachvollziehen.

Preis

kampf

Treibende Kraft hinter dem Wachstum der Volksrepublik sind die Anlageinvestitionen, die für die Expansion eine größere Rolle spielen als der private Konsum. Der starke Konkurrenzdruck macht nicht nur den ausländischen Wettbewerbern zu schaffen, sondern führt auch in China selbst zu einem gnadenlosen Preiskampf. Die Profitabilität vieler Unternehmen, die in der Exportwirtschaft oder im produzierenden Gewerbe tätig sind, leidet durch Überkapazitäten und hohe Rohstoffpreise. Vor allem Öl ist knapp. Dies macht sich insbesondere in einigen überhitzten Branchen wie Automobile oder Stahl bemerkbar und hat bereits zu Rationierungen geführt.

In staatlicher Hand

Kopfschmerzen bereitet vielen Anlegern auch der Überhang an Aktien im Staatsbesitz. Die Furcht vor einer Verkaufswelle lähmt den Inlandsmarkt, von dem sich zwei Drittel noch in staatlicher Hand befinden und nicht für den freien Handel zur Verfügung stehen.

Seit Anfang Mai hat die Regierung einen neuen Versuch gestartet, den Überhang abzubauen. In einer Testphase erhielten 46 Unternehmen die Erlaubnis, bisher nicht handelbare Aktien an private Investoren zu verkaufen. Um den Verkaufsdruck abzufedern, wird die Zustimmung der meisten Minderheitenaktionäre vorausgesetzt. Zudem sind Kompensationen für Verluste vorgesehen. Das Programm wurde kürzlich auf 1300 Unternehmen ausgeweitet. Während sich die Begeisterung an den Märkten anfangs in Grenzen hielt, könnte es in Verbindung mit der Wechselkursflexibilisierung zumindest der Anfang eines Befreiungsschlags für die Börsen in Shenzhen und Shanghai werden.

Leichte Aufwertung

China gab im Juli die Dollarbindung seiner Währung auf und koppelte diese stattdessen an einen Währungskorb. Gleichzeitig wurde der Renminbi um 2% gegenüber dem Dollar aufgewertet. Dies ist ein kleiner Schritt, der aber dazu beitragen soll, die hohen Handelsbilanzüberschüsse abzubauen, die durch den chinesischen Exportboom entstanden sind. Die Handelsspannungen mit den USA sind damit zwar noch nicht vom Tisch, konnten aber zumindest (zeitweise) entschärft werden. Die Aufwertung dürfte hohe Zuflüsse in den chinesischen Markt nach sich ziehen, nicht zuletzt da nun weitere Währungsspekulationen Nahrung erhalten haben.

40 Fonds, die in China und teils auch die angrenzende Region (Hong Kong und Taiwan) investieren, stehen deutschen Anlegern zur Auswahl. Dabei wiesen die sog. „Greater China“-Fonds in der Vergangenheit meist weniger Schwankungen als rein auf China fokussierte Produkte auf. Zudem ist ihr Anteil an Nebenwerten tendenziell geringer.

Länderfonds bringen durch den engen Anlageschwerpunkt mehr Risiken mit sich als Regionenfonds. Zugleich geht man gewisse Sektorwetten ein. Gegenüber global ausgerichteten Fonds sind Telekom, Versorger und Energie überrepräsentiert, während beispielsweise die Gesundheitsbranche noch eine recht geringe Rolle spielt. Dagegen kann der Technologieanteil, wenn Taiwan zum Anlageuniversum gehört, um einiges höher als in globalen Portfolios ausfallen.

Wer kein ausgeprägter China-Anhänger ist, sollte einen breiten Asien- oder gar Schwellenländerfonds bevorzugen: So entfallen 8% der Marktkapitalisierung des MSCI Emerging Markets auf chinesische Werte. Auch ein indirektes Chinainvestment ist möglich, z.B. über Rohstoffunternehmen.

Der First State Greater China Growth Fund kann neben China auch in Unternehmen mit Sitz in Hong Kong oder Taiwan investieren. Während der Fonds noch keine drei Jahre alt ist, befasst sich der australische Vermögensverwalter First State seit 1988 mit Asieninvestments. Als Vergleichsindex dient der MSCI Golden Dragon, in dem Taiwan einen Anteil von 46% hat, Hong Kong mit 33% und China mit 21% vertreten ist. Fondsmanager Martin Lau weicht davon recht stark ab. Derzeit favorisiert er Titel aus Hong Kong und China, während taiwanesische Firmen nur mit der Hälfte des Indexgewichts enthalten sind. Der private Verbrauch ist ein großes Thema im Portfolio, über ein Drittel des Fondsvermögens entfällt auf Konsumgüterwerte. Prominentestes Beispiel und größter Einzeltitel ist der in Hong Kong ansässige Bekleidungshersteller Esprit. Dagegen fehlen Rohstoff- und Versorgeraktien ganz. Technologie ist zwar untergewichtet, aber mit 17% des Portfolios, insbesondere durch Unternehmen aus Taiwan wie den größten Elektronikkonzern des Landes, Hon Hai Precision, stark vertreten.

Betrachtet man die auf China fokussierten Fonds, so gehörte der dit-China über die vergangenen 3 und 5 Jahre zu den erfolgreichsten Produkten. Fondsmanager Charles Lo erwirbt vorwiegend an der Börse von Hong Kong notierte chinesische Unternehmen (H-Shares). Daneben kann er auch in die ausländischen Investoren komplett offen stehenden Inlandsaktien (B-Shares) investieren. A-Aktien, den größten Teil des Inlandsmarktes, meidet er derzeit noch aufgrund der hohen Bewertungen und der Beschränkungen für ausländische Investoren. Im Portfolio spielen Nebenwerte eine bedeutende Rolle, wie auch ein Blick auf die Morningstar Style Box bestätigt, die einen überdurchschnittlichen Anteil an Mid Caps ausweist. Der Fondsmanager begründet dies mit der noch recht geringen Abdeckung solcher Unternehmen durch Analysten. Das Fondsvermögen konzentriert sich auf etwa 35 Titel. Der Fonds ist aktuell in Telekom über- und zyklischen Branchen (Rohstoffe) untergewichtet. Negativ hat sich bisher die Übergewichtung von Automobilaktien ausgewirkt. Die Gewinne der Hersteller sind weiterhin rückläufig, obwohl sich die Umsätze erholen. Aufgrund des Investitionsbooms in China rät Charles Lo von Branchen ab, die außer Kapitaleinsatz über keine nennenswerten Markteintrittsbarrieren verfügen. Dazu zählt er die Bereiche Stahl, Zement und auch Halbleiter. Stattdessen setzt er auf Sektoren, die durch starke Marken, Vertriebsnetze oder Management-Systeme vom Wettbewerb abgeschirmt sind.

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