Der Fall Tesla: Viel Lärm um wenig Fonds-Gewicht

Wir haben nachgeschaut, in welchen Fonds die Aktie des US-Elektroautoherstellers vertreten ist. Bei den meisten Fondsmanagern scheint die Skepsis zu überwiegen, bei einigen Growth-Managern indes nicht.

Ali Masarwah 12.10.2018
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Nachdem die Kunde am letzten Septemberwochenende umging, dass Tesla-Chef Elon Musk den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden aufgibt, schnellte die Tesla-Aktie am Montag zum Handelsstart an der Nasdaq um gut 16 Prozent nach oben und ging mit einem satten Plus von gut 17 Prozent gestern Abend aus dem Handel. Am Freitag hatte sie noch um 14 Prozent nachgegeben, nachdem der Exzentriker Musk auf Konfrontationskurs mit der US-Aufsichtsbehörde SEC zu gehen schien. Das Kursplus vom gestrigen Montag signalisiert, dass Investoren offenbar genau das optimale Szenario als eingetroffen sahen: Der von einigen Beobachtern als hoffnungslos überlastet beschriebene Musk gibt Verantwortung ab, ohne sich freilich komplett aus dem von ihm gegründeten Unternehmen zurückzuziehen. 

Unser Aktien-Analyst David Whiston beschreibt die Lage bei Tesla so: „Musk ist Tesla, und ohne Musk ist Tesla nur ein kapitalintensiver Autohersteller mit hoher Cash-Burn-Rate und vielen Schulden, von denen ein guter Teil bald fällig werden“. Sollte sich Musk vollständig zurückziehen, werde das nach Berechnungen Whistons die Kapitalkosten von zehn auf zwölf Prozent steigern und damit eine Absenkung des fairen Werts von Tesla von 179 US-Dollar auf 126 Dollar bewirken. 

Doch so weit ist es nicht. Es sieht so aus, dass es bei einer Strafzahlung von insgesamt 40 Millionen Dollar bleiben wird, die Tesla für die erratische Twitter-Kommunikation Musks berappen wird, in denen er Anfang August angekündigt hatte, Tesla für einen Preis von 420 Dollar von der Börse zu nehmen. (Er nahm davon am 24. August davon Abstand). 

Das Auf und Ab an der Börse ist bei Tesla Programm. In den vergangenen drei Jahren wies die Aktie eine annualisierte Volatilität von 51 Prozent auf (Tagesdaten, per 30.9.), während der S&P 500 nur eine Standardabweichung von 14,2 Prozent aufwies. Seit dem Tesla-Börsengang stieg die Aktie bis 1. Oktober um 1.200 Prozent gegenüber einem „mageren“ Plus von 223 Prozent im S&P 500. Das wirft die Frage auf, ob und in welchem Ausmaß Fondsanleger an der Tesla-Story partizipiert haben – nach unten wie nach oben. 

Passive Fonds nur in homöopathischen Dosen dabei

Kommen wir zunächst zu passiven Fonds bzw. Indizes. Rein theoretisch könnte die Tesla-Quote in Indexfonds immens sein. Sofern es sich um Sektorprodukte für US-Autoaktien handeln würde – im DJ US Automobiles liegt lag die Tesla-Quote per Ende August bei 31 Prozent. Im MSCI USA IMI Automobile Manufacturers macht Tesla ebenfalls knapp 31 Prozent aus. Doch das sind nicht investierbare Indizes bzw. es wurde bisher kein Produkt auf diese Marktbarometer aufgelegt; weder in den USA noch in Europa. 

Ganz anders sieht das Bild bei globalen Auto-Indizes aus. Hier weist der MSCI World Automobiles ein Tesla-Gesicht von nur gut sechs Prozent aus. Hier macht sich das Gewicht europäischer und japanischer Autohersteller bemerkbar. Doch auch diese Indizes sind in Europa für passive Fonds kein Thema; es gibt keine derart eng investierenden Branchen-Tracker. 

Das Tesla-Thema lässt sich für Indexfondsanleger in zweierlei Hinsicht erschließen. Zum einen global investierende Konsumgüter-ETFs, in denen Tesla in homöopathischen Dosen vertreten ist. Im SPDR MSCI World Consumer Discretionary ETF ist Tesla mit einem Gewicht von 0,7 Prozent vertreten. Zum anderen ist Tesla auch im NASDAQ 100 Index mit einem Gewicht von knapp 0,6 Prozent vertreten, was sich wiederum auch in den entsprechenden ETFs niederschlägt. Etwas geringer ist die Tesla-Aktie in anderen US-Growth-Indizes von Russell, MSCI oder auch Morningstar vertreten. 

Eine Ausnahme kommt im Exoten-ETF von Legal und General zum Tragen. Im L&G Battery Value-Chain UCITS ETF weist Tesla ein Gewicht von knapp vier Prozent aus. Doch bei einem Vermögen von gerade einmal zehn Millionen Euro ist diese Erwähnung allenfalls diese Randnotiz wert, sodass man also das Fazit ziehen kann: Für Investoren in Indexfonds ist die Tesla-Story eine fast schon vernachlässigbare „Größe“. 

Aktiv verwaltete Fonds 

Etwas anders sieht das Bild bei aktiv verwalteten Fonds aus. Hier haben einige Fondsmanager ihrer Überzeugung (oder ihrer opportunistischen Einschätzung) Ausdruck verliehen und Tesla signifikant gegenüber den maßgeblichen Indizes übergewichtet. Einige halten Tesla sogar schon länger die Treue, wenn man die Namen der Fonds in unserer Analyse aus dem Jahr 2016 mit den Fonds abgleicht, die wir heute ermittelt haben. Etwa der UniSector Klimawandel, für den unsere Datenbank eine Tesla-Quote von gut vier Prozent per Ende Juli auswies (neuer Daten liegen zu dem Fonds nicht vor). Aber möglicherweise hat das Fondsmanagement bei Union den unsicheren Aussichten für Tesla insofern Rechnung getragen, als die Quote vor gut 2,5 Jahren noch bei rund acht Prozent gelegen hatte? 

Es finden sich ebenfalls etliche Fonds von Allianz Global Investors mit signifikanten Tesla-Anteilen. Im Allianz Global Artificial Intelligence war Tesla per Ende August mit einem Gewicht von knapp fünf Prozent die zweitgrößte Position. Auch im Allianz Global Equity Insights war Tesla zu dem Stichtag mit knapp drei Prozent unter den Top-Holdings vertreten, im Allianz Global HiTech Growth betrug die Quote rund 2,3 Prozent. 

Ansonsten finden sich signifikante Tesla-Gewichtungen in einigen global anlegenden Wachstumsfonds (MainFirst Global Equities Fund, T. Rowe Price Global Growth Equity Fund), in vereinzelten Technologie- (T. Rowe Price Global Technology Equity Fund) sowie in einigen Nachhaltigkeitsfonds (Candriam Sustainable North America).

Fazit 

Insofern lässt sich das Fazit ziehen, dass die mit vielen Unsicherheiten behaftete Tesla-Story im schlimmsten Fall ein Ärgernis für die Anleger in einzelnen Fonds wäre; im besten Fall würde die Tesla-Aktie bei einer weiteren Aufwärtsbewegung den Produkten einen positiven, (gleichwohl keinen dominanten!) Einfluss auf die Performance liefern. Dabei sind aktiv verwaltete deutlich stärker von der Partie als passive Produkte. Auffällig ist dabei, dass Tesla in Häusern mit Growth-Fokus, wie etwa Allianz Global Investors oder T. Rowe Price gleich in etlichen Fonds vertreten ist. Ansonsten ist Tesla aber eher als einzelne, kleine Beimischungs-Story zu bezeichnen, keinesfalls aber ein Massenphänomen in Fonds, die in der Region D-A-CH) zum Vertrieb zugelassen sind.

Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich