Mischfonds schlagen sich in diesem Jahr wacker

Unsere Daten zeigen, dass alle wichtigen globalen Mischfonds-Kategorien für Euro-Anleger 2017 ihre Benchmarks übertroffen haben. Was auf den ersten Blick überrascht, lässt sich eigentlich recht einfach erklären. Und dennoch müssen Anleger - wie immer - auf die Details achten.

Ali Masarwah 12.09.2017
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Viele Beobachter werden sich verwundert die Augen reiben. Das Jahr 2017 hat eine interessante Entwicklung mit sich gebracht: global anlegende Mischfonds haben in diesem Jahr ihre Vergleichsindizes übertroffen, teilweise sogar deutlich. Dieser Umstand ist eine Hervorhebung wert. Zum einen weil große Fondsgruppen wegen der Kosten und des Durchschnittseffekts fast immer hinter ihren Benchmarks bleiben. Zum anderen haben sich Aktien-Renten-Fonds in den vergangenen Jahren regelmäßig besonders schwach gegenüber ihren Benchmarks entwickelt. Wir haben verschiedentlich darüber berichtet (lesen Sie beispielsweise hier und hier). 

Die Outperformance von Mischfonds auf der Ebene ganzer Kategorien lässt also aufhorchen: Defensive, ausgewogene, flexible und aggressive Mischfonds mit globalem Investmentfokus haben allesamt 2017 ihre Vergleichsindizes übertroffen, wie aus der zweiten Spalte (von links) in der unteren Tabelle hervorgeht. 

Tabelle: Rückkehr der aktiv verwalteten Mischfonds 2017  

Mischfonds vs indizes

Wie aus der oberen Tabelle hervorgeht, schnitten global anlegende, aggressive Mischfonds, also Aktien-orientierte Produkte, in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres relativ zu ihrem Aktien-Renten-Index am besten ab. Per Ende August erzielte der durchschnittliche Mischfonds dieser Kategorie ein Plus von 2,96 Prozent. Das sind 140 Basispunkte mehr als ein Index, der zu 25 Prozent aus dem Standard-Renten-Index Barclays Euro Aggregate Total Return und zu 75 Prozent aus dem FTSE World Total Return besteht. 

Diese Outperformance ist insofern beeindruckend, weil im Vorjahr die Underperformance der aktiv verwalteten Mischfonds umso schmerzhafter ausfiel: 2016 hatten Aktien-orientierte Mischfonds mit einem relativ mageren Plus von 3,7 Prozent die Benchmark um mehr als 600 Basispunkte underperformt. 

Diese Konstellation lässt sich auch mit Blick auf die anderen Fondskategorien unserer Tabelle feststellen, wobei mit abnehmender Aktienquote die Outperformance 2017 tendenziell geringer wird. Flexible Mischfonds legten in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres eine Outperformance von 68 Basispunkten gegenüber der 50:50 Aktien-Renten-Benchmark hin, bei ausgewogenen Mischfonds (die über die identische Benchmark verfügen) lag das Plus bei 73 Basispunkten, und Renten-orientierte Mischfonds schafften eine relative Performance von immerhin noch acht Basispunkten. 

2017 ist in der Langfristbilanz noch ein Tropfen auf dem heißen Stein

Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass bei aktiv verwalteten Mischfonds auf die exzeptionell schlechten Jahre 2012 bis 2016 das bisher recht gute Jahr 2017 folgte. Das schlägt sich indes nicht signifikant auf die Langfristbilanz nieder. Auch wenn der Abstand zwischen Fonds und Benchmarks ein Tick geringer geworden ist, liegen Mischfonds in allen Kategorien deutlich hinter den Benchmarks. Am schwächsten performten dabei flexible investierende Fonds, die eine Aktienquote von null bis 100 Prozent fahren können. Sie lagen in den vergangenen fünf Jahren pro Jahr gut 500 Basispunkte hinter ihrer Benchmark. Am besten schlugen sich in der Langfristbilanz defensive Mischfonds, die den Abstand zum Index immerhin auf unter 400 Basispunkte pro Jahr begrenzen konnten. 

Besonders frustrierend für Anleger ist, dass es Mischfonds in den zwischenzeitlichen Korrekturphasen in den vergangenen Jahren nicht gelang, die Verluste zu begrenzen. Der maximale Verlust, der ebenfalls in der oberen Tabelle aufgeführt ist, fiel in allen Fondskategorien höher aus als bei den (zwangsläufig statischen) Benchmarks. Anleger konnten sich also nicht über die entgangene Performance mit einem überlegenen Risikomanagement ihrer Fonds hinwegtrösten. Umso wichtiger ist angesichts der ernüchternden Langfristbilanz die Frage nach dem Warum: Wie ist es den Managern der aktiv verwalteten Mischfonds gelungen, in diesem Jahr outzuperformen?

Die einfache Antwort auf die große Frage nach dem warum

Eine erste Antwort gibt ein Vergleich zwischen den vier oben aufgeführten global ausgerichteten Mischfondskategorien und ihre europäischen Pendants. Wir unterscheiden zwischen Mischfonds, die auf der Aktienseite global anlegen und solchen, die sich auf europäische Aktien beschränken. Wie haben sich also die global anlegenden Fonds gegenüber ihren europäischen Cousins gehalten?

Die untere Tabelle zeigt, dass die Mischfonds mit Europaschwerpunkt 2017 bisher deutlich besser abgeschnitten haben als ihre global anlegenden Pendants. Besonders bei Aktien-orientierten und flexiblen Mischfonds fällt die Outperformance der europäische-orientierten Produkte mit knapp jeweils rund 200 Basispunkten bedeutsam aus. Blicken wir auf die Spalten weiter rechts, fällt auf, dass die Unterschiede zwischen den beiden Mischfonds-Gruppen dann am größten ausfielen, wenn die Performance von europäischen Währungen und/oder Aktien deutlich von ihren US-Pendants auseinanderlief. Das war 2016 und 2014 der Fall, als der US-Aktienmarkt bzw. der US-Dollar Euroland-Aktien bzw. dem Euro sehr deutlich enteilten. 

Nun hat sich 2017 der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich erholt – der Greenback hat bisher um rund 12 Prozent an Wert gegenüber der Gemeinschaftswährung verloren. (Währungsbereinigt liefern sich europäisch und amerikanische Aktien in diesem Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen.) Halten wir also fest, dass in den vergangenen acht Monaten solche Fonds-Gruppen Vorteile hatten, die Europa stärker gewichten als die USA. Das erklärt die Outperformance der europäisch-zentrierten Mischfonds gegenüber den global anlegenden Produkten. 

Tabelle: Europäisch vs. Global: Acht Mischfonds-Kategorien im Vergleich

Mischfonds EUR vs glboal yearly

Kommen wir zur Asset Allocation der verschiedenen Mischfonds-Gruppen. Die untere Tabelle zeigt die durchschnittliche Aufteilung der Fondsgelder auf die unterschiedlichen Anlageregionen. Sie illustriert recht deutlich, warum europäisch-zentrierte Mischfonds besser gelaufen sind als ihre global investierenden Pendants. Und zum anderen deutet sie an, warum global anlegende Fonds besser als ihre Benchmarks performt haben. Je stärker europäische Assets, hier vor allem: Aktien, gewichtet waren, desto besser fiel die Performance aus. 

Vergegenwärtigt man sich, dass US-Aktien rund 60 Prozent der Gewichtung gängiger Benchmarks wie MSCI World oder FTSE World ausmachen, so wird deutlich, warum auch die global anlegenden Mischfonds 2017 die Nase vorn hatten. Aktien Nordamerika sind hier deutlich unterrepräsentiert. Zur Illustration: In global investierenden, ausgewogenen und den global investierenden flexiblen Mischfonds sind nordamerikanische Aktien gerade einmal mit jeweils rund 18 Prozent gewichtet. Das sind rund 12 Punkte weniger als in in der 50:50-Benchmark.

Spiegelbildlich dazu sind europäische Aktien in den globalen Mischfonds deutlich überrepräsentiert. In den ausgewogenen und flexiblen Fonds machen sie jeweils rund 15 Prozent aus. Das sind rund 13 Punkten mehr als in den typischen globalen Aktien-Benchmarks. (Innerhalb des europäischen Aktien-Universums sind britische Aktien in etwa neutral gegenüber MSCI World bzw. FTSE World gewichtet.). Japan-Aktien sind gegenüber der globalen Benchmark deutlich unterrepräsentiert, nicht jedoch Schwellenländer-Aktien, die deutlich in aktiv verwalteten Fonds überrepräsentiert sind im Vergleich zu den Benchmarks, die nur aus Aktien aus den Industrieländern bestehen. Das ist eine signifikante Beimischung.

Tabelle: Die Asset Allocation von acht Mischfonds-Kategorien im Vergleich

Regionen mischfonds

Apropos Beimischung: Naturgemäß dominieren europäische Assets in den nicht-globalen Mischfonds. Das hat ihrer Performance gegenüber den globalen Pendants in diesem Jahr einen Schub gegeben. Allerdings hätte der Unterschied durchaus größer ausfallen können, wenn nicht die Fondsmanager europäisch-zentrierter Produkte signifikante Beimischungen von US-Aktien vorgenommen hätten. Vergegenwärtigt man sich, dass in den Benchmarks der europäisch anlegenden Mischfonds US-Aktien nicht enthalten sind, ist eine Beimischung von zwischen zwei Prozent (defensive Euro-Mischfonds) und zehn Prozent (aggressive Euro-Mischfonds) im Durchschnitt beachtenswert.

Deutlich geringere Unterschiede weisen übrigens die verschiedenen Mischfonds-Gruppen auf der Rentenseite zueinander auf. Hier dominieren europäische Bonds durch die Bank, egal, ob es sich um global oder europäisch ausgerichtete Produkte handelt. Das ist nachvollziehbar, weil Fondsmanager die hohen Volatilitäten von Fremdwährungen auf der Rentenseite typischerweise vermeiden. Vor diesem Hintergrund erscheinen die doch recht hohen Gewichtungen von US-Staatsanleihen bemerkenswert, auch wenn diese Zahlen nicht darauf schließen lassen, ob die Dollarpositionen tatsächlich „offen“ sind, oder ob die Fremdwährungspositionen abgesichert wurden. Auch die Beimischung von Schwellenländer-Renten ist in dem Zusammenhang bemerkenswert. Das verdeutlicht, dass Fondsmanager bereit sind, auch auf der Rentenseite Zusatzrisiken einzugehen. 

Fazit 

Unsere Durchsicht hat gezeigt, dass die Outperformance von global anlegenden Mischfonds in diesem Jahr in erster Linie durch die Asset Allocation der Fondsmanager erklärbar ist. Europäische Assets sind in diesem Jahr gut gelaufen, und deren Übergewichtung hat der Performance der Fonds gutgetan. Sollte der Greenback weiter gegenüber dem Euro abwerten, profitieren die Produkte weiterhin von diesem Rückenwind. Dann werden global anlegende Mischfonds gegenüber ihren Benchmarks weiter im Vorteil sein.

Allerdings bremsen die hohen Kosten von durchschnittlich rund zwei Prozent jährlich (ohne Transaktionskosten) die oben skizzierten Vorteile aus. Über die Jahre haben die meisten Fonds nicht zuletzt aufgrund des hohen Kostenblocks das Nachsehen gegenüber dem Index. 

Jenseits dieses prinzipiellen Nachteils könnte zudem auch eine fortdauernde Schwächung des US-Dollar nachteilige Folgen haben. Viele Firmen profiteren in der Regel von einer Schwächung ihrer Heimatwährung, weil ihre Waren und Dienstleistungen dadurch im Ausland günstiger sind. Das Kurbelt die Nachfrage an. Eine Schwächung des Greenbacks könnte also positive Folgen für den US-Aktienmarkt haben. Spiegelbildlich könnte sich ein zu starker Euro nachteilig auf die Aktien aus der Eurozone auswirken. Angesichts der säkularen Übergewichtung europäischer Aktien in den Mischfondsportfolios könnte das eine Rückkehr zum langjährigen Trend bedeuten: hohe Kosten und Gegenwind von der Asset-Preisseite könnten Mischfonds erneut in das Tal der Tränen schicken.

Anleger, die auch deshalb einen Bogen um ausländische Assets machen wollen und auf europäisch-zentrierte Mischfonds setzen, müssen indes beachten, dass die Fondsmanager ihres Vertrauens unter Umständen dennoch signifikante Beimischungen bei Aktien, Renten und gegebenenfalls auch auf der Währungsseite vornehmen. Darauf deuten die doch recht bedeutsamen Nordamerika-Positionen sowie die Emerging-Markets-Quoten in der dritten Tabelle hin, in der die Asset Allocation der durchschnittlichen Fonds aufgeführt ist. Das dürfte in der Vergangenheit zwar der Performance geholfen haben, hat sich in diesem Jahr indes eher geschadet. Zudem stellt sich die Frage, ob sich die Risiken solcher Off-Benchmark-Wetten für Anleger lohnen. Sie sollten sich in jedem Fall über die Postionierung iherer Fonds genau informieren. Mithilfe des X-Ray-Tools auf unserer Homepage ist das mit wenigen Mausklicks möglich. 

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich