US-Aktien im Fokus: Oracle

Das herkömmliche Datenbankgeschäft von Oracle kommt zunehmend unter Beschuss. Das Unternehmen befindet sich am Scheideweg und muss auf Treiber wie Cloud Computing und Open Source Lösungen reagieren. Wir senken unsere Fair Value Schätzung sowie den Trend für unser Moat-Rating.

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Oracle ist einer der größten Software-Dienstleister in den USA und kann auf ein enorm starkes Datenbankengeschäft setzen. Wesentliche Treiber in der IT-Branche waren in den vergangenen Jahren allerdings die Entwicklung des Cloud-Computing sowie das Vorantreiben von Open Source Software. Den Software-Giganten Oracle hat das ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt

Das herkömmliche Datenbankgeschäft von Oracle kommt zunehmend unter Beschuss. Den Kunden stehen mittlerweile eine Vielzahl kostengünstigere Alternativen zur Verfügung, was an der Preissetzungsmacht des US-Unternehmens rüttelt. Gerade bei öffentlichen Cloud-Umgebungen wird dies immer stärker deutlich. Open Source-Lösungen haben hier inzwischen einen Reifegrad erreicht, der die meisten Sorgen bezüglich der Kompatibilität mit Oracle-Produkten zerstreut. Mit dem potential für Kosteneinsparungen senken sich bei den Kunden zugleich die Umstellungskosten.

Erfreutlich für Oracle ist hierbei, dass die Open Source-Lösung MySQL in der Cloud immer mehr Anklang findet. Allerdings macht der Bereich noch einen kleinen Teil der Einnahmen im Vergleich mit den traditionellen Datenbanklösungen aus. Es wurde bereits viel über Oracles Verlagerung hin zur Cloud geschrieben. Inzwischen kann das Unternehmen auch Erfolge vorweisen, was die Umstellungkosten für Kunden erhöhen dürfte. Der Quellcode für seine Vorzeigeanwendungen wurde neu geschrieben, so dass diese über ein Software-as-a-Service-Modell angeboten werden können. Diese Anstrengungen tragen inzwischen allmählich Früchte.

Insgesamt finden wir, dass Oracle gegenüber vielen Wettbewerbern noch immer einen breiten Wettbewerbsvorsprung hat, senken allerdings den Trend auf negativ. Das Unternehmen befindet sich am Scheideweg: es arbeitet hart daran, Kunden für seine Anwendungssoftware und Middleware auf Cloud-Angebote zu migrieren. Gleichzeitig muss der Druck auf das herkömmliche Datenbankgeschäft abgefangen werden. Fraglich ist, wie es dem Unternehmen gelingen wird, die Umgestaltung seines Geschäftsmodells erfolgreich umzusetzen.

Sowohl das Anwendungs- als auch das Middleware-Geschäft weisen für uns weiterhin einen erheblichen Wettbewerbsvorteil auf. Grund sind vor allem die Umstellungskosten der Kunden und das immaterielle Vermögen des Unternehmens. Zudem ist aus unserer Sicht Oracles Portfolio für spezifische Anwendungen für bestimmte vertikale Branchen weiterhin attraktiv - insbesondere angesichts des profunden Wissens zur Entwicklung und Implementierung entsprechender Lösungen.

Unsere Fair Value-Schätzung wird von 44 auf 38 US-Dollar je Unternehmensanteil gesenkt. Am Freitag, den 10. Juni beendeten die Oracle-Aktien den Handel bei 38,74 US-Dollar in New York.

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