Drei Indienfonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings

Die Favoriten unserer Fondsresearch-Kollegen oszilieren zwischen opportunistischer Investmentstrategie und eingefleischtem Stock-Picking.  

Ali Masarwah 09.05.2016
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Die jüngste Kontroverse über die Bewertung der Wachstumszahlen der indischen Wirtschaft könnte als Lehrbuchbeispiel für die schwer zu durchschauende Natur von Schwellenländer-Ökonomien dienen. Während offiziell die Wirtschaft des Landes 2015 um 7,5 Prozent wuchs, sehen Wissenschaftler und Analysten von Banken das BIP-Wachstum des vergangenen Jahres eher in einer Spanne zwischen 5,5 und sechs Prozent. Diese Diskrepanz ist erheblich, und auch wenn indische Ökonomen nicht müde werden zu betonen, dass dies an einer veränderten Berechnungsgrundlage liege -- technisch gesehen geht es um die Taxierung des so genannten GDP deflators, des Inflationsmaßes, das zur Bestimmung des Realwachstums verwendet wird -- so werden anhand der Kontroverse zwei Umstände deutlich:   

Zum einen kommen auch Skepitiker, welche die Wachstumserwartungen für die indische Wirtschaft am tieferen Ende der Skala ansetzen, nicht umhin zuzugeben, dass der Subkontinent eines der wenigen verbleibenden Wachstumsmärkte der Schwellenländer darstellt. Zum anderen zeigt die weit verbreitete Skepsis über die offiziellen Zahlen, dass Investoren dem Wachstumsmodell misstrauen, wofür stagnierende Exportzahlen und der wackelige Zustand der indischen Banken sprechen. Entsprechend befinden sich die Aktienkurse in Indien seit 2015 im Rückwärtsgang, nachdem sie 2014 um gut 25 Prozent zugelegt hatten. 

Eine Indikation für die Ineffizienz des indischen Aktienmarkts ist das schwache Abschneiden von Indien-Indexfonds. Kein ETF, seien es Produkte auf den MSCI India oder auf den Nifty 50 Index, kommt auf mehr als ein Zwei-Sterne-Morningstar Rating. Das bedeutet, dass Indextracker unterdurchschnittlich im Vergleich zu aktiven Fonds abschneiden. Unter den 153 in Europa domizilierten Indienfonds halten 14 Produkte ein positives Morningstar Analyst Rating, was zeigt, dass es sich bei diesem Markt um einen Tummelplatz für Spezialisten handelt. Wir stellen Ihnen in Kürze drei Indienfonds vor, die jüngst ein positives Morningstar Analyst Rating erhalten haben. 

JPMorgan Funds India Fund

Lead Manager Rukhud Shroff ist seit 2003 Mitglied des Managements Teams, was ihn zu einem der Veteranen der Indienfondsmanager macht. Auch sein Co-Manager, Rajendra Nair, ist seit 2005 im Amt. Dieses erfahrene Team setzt auf qualitativ hochwertige Unternehmen, die vom Wachstum der indischen Wirtschaft profitieren. Allerdings sind sie auch bereit, opportunistisch vorzugehen und Profiteure der zyklischen Wachstumsphasen einzusammeln. Das deutet an, dass das Team sich nicht ausschließlich auf unternehmensspezifische Faktoren bei der Aktienauswahl stützt, sondern auch die gesamtwirtschaftlichen Zyklen im Blick hat. Zu dieser Vorgehensweise gehört auch, gelegentlich die Cash-Quote zu erhöhen. Diese Vorgehensweise führt zeitweilig zur Underperformance. Unter der Ägide Shroffs hat der Fonds den MSCI India indes deutlich übertroffen und auch die Konkurrenz hinter sich gelassen. Der Fonds hält das Morningstar Analyst Rating „Bronze“. 

Aberdeen Global Indian Equity Fund

Ebenfalls mit „Bronze“ ist der Aberdeen Indian Equity Fund bewertet. Er wird von Falvia Cheong verantwortet, die seit 1996 bei Aberdeen ist. Wegen seiner Größe – alleine die Publikumsfondsvariante ist rund 3,5 Milliarden US-Dollar schwer – konzentriert sich der Fonds auf größere, liquide Aktien, was der Performance indes nicht geschadet hat. Im Gegensatz zum JPMorgan-Fonds ist der Aberdeen-Ansatz eher als puristisch zu nennen, da er auf günstig bewertete Qualitätsunternehmen setzt. Dabei geht es den Analysten vor allem um die Nachhaltigkeit von Geschäftsmodellen mit hohen Eigenkapitalrenditen und soliden Bilanzen. Ohne Unternehmensbesuche wird grundsätzlich nicht investiert, was für den Bottom-up Prozess spricht. 

Goldman Sachs India Equity Portfolio 

Dieser Fonds ist mit der zweitbesten Note „Silver“ bewertet (übrigens: kein Indienfonds hält das beste Rating „Gold“). Auch dieser Fonds zeichnet sich durch einen erfahrenen Manager aus: Prashant Khemka verantwortet die Strategie seit 2008 und wurde -- auch wegen seines Erfolges hier -- 2013 zum Leiter des Emerging Markets Teams bei Goldman Sachs Asset Management ernannt. Auch dieser sehr robuste Ansatz ist nicht übertrieben kompliziert: Im Fokus stehen unternehmensbezogene Zahlen und vor allem ein Discounted Cash-flow Modell. Das Team analysiert laufend 250 Aktien und zeigt ein beeindruckendes Wissen zu den Details. Dieser Fonds unterscheidet sich von den meisten Wettbewerbern dadurch, dass er in substanziellem Umfang auf Small und Mid Caps setzt, die bis zur Hälfte des Portfolios ausmachen können. Der Fonds hat sich sowohl in Auf- als auch in Abwärtsphasen bewährt. Ein Wermutstropfen sind die hohen Zuflüsse, die möglicherweise die Flexiblität des Managements mit Blick auf Nebenwerte-Investments reduzieren könnte. 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich