An welchen Indizes sich aktive Fondsmanager die Zähne ausbeißen

Aktive Fonds haben die Mission, ihre Benchmark zu übertreffen. Wir zeigen auf, in welchen Morningstar Kategorien dieses Unterfangen im ersten Quartal besonders schwierig war und beschreiben die Indizes, die wir als maßgebliche Kategorie-Indizes verwenden..

Michael Haker 15.04.2016
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Allgemeinhin gilt die Benchmark eines Fonds als Messlatte, die der Fondsmanager outperformen sollte. Vor kurzen haben wir genauer analysiert, inwieweit Vermögensverwalter im vergangenen Jahr erfolgreich waren (Outperformance 2015: Das Jahr der aktiven Fondsmanager). Dazu haben wir bei über 6.200 Fonds, die in Europa zum Vertrieb zugelassen sind, untersucht, ob und wie weit sie ihren jeweiligen Morningstar Kategorieindex outperformen konnten.

2015 gelang es den aktiven Fondsmanagern besser als im Vorjahr, ihre Indizes zu übertreffen. In Kürze ziehen wir erneut Bilanz und schauen auf die Erfolgsquote aktiver Fonds gegenüber den Benchmarks im ersten Quartal 2016. Bereits jetzt können wir verraten, dass die letzten drei Monate ein schwieriges Umfeld für aktive Fonds waren und die Erfolgsquoten der ersten drei Monate 2016 wieder zurückgefallen sind. Bei 27 von 34 untersuchten Morningstar Kategorien lag die Outperformer-Quote unter 50%. Das bedeutet, dass vielerorts aktive Fonds in den ersten drei Monaten 2016 mehr abgeben mussten als der jeweilige Kategorieindex.

Im Folgenden gehen wir gezielt auf einige Kategorien ein, in denen aktive Manager wenig Chancen hatten und in denen ETFs im Angebot zu finden sind.

Diese Indizes waren für Fondsmanager in Q1/2016 schwer zu schlagen

Mit am wenigsten Erfolg hatten aktive Fondsmanager im Bereich Aktien USA Standardwerte Growth. Von 117 Fonds unserer Untersuchung, schafften es gerade mal 10,3% den Morningstar Kategorieindex Russell 1000 Growth hinter sich zu lassen. Auch im Vorjahr war das Ergebnis wenig ermutigend, als die Outperformerquote bei knapp 23% lag. USA Standardwerte Blend-Fonds hatten es auch schwer. Den Russel 1000 konnten 2015 nur 15,8% der aktiven Fonds überholen, im vergangenen Quartal waren es immerhin 26%, die den Index outperformeten und damit zwischen Januar und März 2016 weniger verloren, als die Benchmark selbst.

Bei US-Nebenwerten liegt die Erfolgsquote ebenfalls niedriger und bei 26% im vergangenen Quartal nach 56,3% im Jahr, die den Russell Mid Cap Index outperformten.

Wechseln wir den Kontinent: Auch hier sanken die Erfolgsquoten in den ersten drei Monaten im Vergleich zum vergangenen Jahr. Mit ab stärksten gesunken ist die Outperformer-Quote in der Morningstar Kategorie Aktien Europa Dividendenorientiert. Den entsprechenden Index MSCI Europe High Dividend Yield konnten nur noch 17% von 82 Fonds übertreffen. Ebenfalls deutlich weniger Outperformer konnten wir in der Kategorie Großbritannien Standardwerten Blend ausmachen. Während 2015 noch 70,2% der aktiven Fonds dieser Kategorie den FTSE All Shares outperformten waren es vergangenes Quartal nur noch 34,8%.

Die Morningstar Kategorieindizes

Bevor wir nun genauer auf ETFs, ihre historische Wertentwicklung, die Kosten und Risikokennzahlen eingehen, stellen wir Ihnen noch die unterschiedlichen Indizes vor, die den aktiven Fondsmanagern Kopfschmerzen bereiteten.

Russell 1000

Der Russell 1000 umfasst die tausend größten Unternehmen der USA und deckt damit 90% der an den dortigen Börsen gelisteten Marktkapitalisierung ab. Er ist damit deutlich breiter aufgestellt als die klassischen Benchmarks des amerikanischen Aktienmarktes Dow Jones Industrial Average oder auch S&P 500. Die Top-10-Werte machen zusammen gut 16% aus und setzen sich aus den üblichen Verdächtigen zusammen: Apple (3,1%), Microsoft (2,1%), Exxon Mobile (1,7%), Johnson&Johnson (1,5%) und General Electric (1,4%). Auf Sektorebene sind es hier nicht Finanzwerte (13,7%), die in vielen anderen Indizes das größte Gewicht haben. Noch vor ihnen liegen Technologiewerte (17,8%), gefolgt von Gesundheitsunternehmen (14,4%).

Der Index wird einmal pro Jahr auf seine Zusammensetzung überprüft; Änderungen sind zumeist schon lange im Vorfeld bekannt. Ebenfalls ein Mal pro Jahr, Ende Mai, wird die Gewichtung der Aktien angepasst, was auch hier nach dem klassischen Marktkapitalisierungsansatz erfolgt.

Russell 1000 Growth

Der Russell 1000 Growth enthält alle Aktien des Mutterindex, allerdings mit dem Unterschied, dass die Titel nach Value- und Growth-Eigenschaften gewichtet werden. Für diesen US-Index werden zwei Growth-Faktoren herangezogen, um die Unternehmen entsprechend zu klassifizieren: die 2-Jahres-Wachstumsprognose des I/B/E/S (Institutional Brokers' Estimate System), sowie das Wachstum des Absatz je Aktie der vergangenen fünf Jahre. Neben dem Screening nach Wachstumsfaktoren wird für das Universum auch der Value-Faktor Kurs-Buchwert-Verhältnis bestimmt. Alle drei Faktoren werden im Anschluss zu einer gemeinsamen Score kombiniert und nach Growth und Value-Wahrscheinlichkeit gerankt. Für die Indexkonstruktion werden nun die Werte mit höheren Wachstums-Eigenschaften proportional übergewichtet, Titel mit hohen Value-Eigenschaften hingegen untergewichtet.

Im Ergebnis sind Technologieaktien (24,1%), zyklische Konsumwerte (19,1%) und Healthcare-Unternehmen (14,1%) stärker Gewichtet als im Russell 1000, der hingegen Finanzwerte, Energieunternehmen und Versorger stärker gewichtet. Die fünf größten Positionen im Growth-Index sind Apple (6%), Microsoft (2,4%), Facebook (2,3%), Amazon (2,1%) und Google (4,1%). Die Neugewichtung des Index erfolgt einmal pro Jahr.

Russell Mid Cap

Dieser Index bildet einen Ausschnitt des US-Standardwerte-Index ab. Um den oben erwähnten, marktbreiten Index werden für diesen Mid Cap-Index die 200 größten Werte exkludiert. Letztlich werden also die nach Marktkapitalisierung 201 bis 1000 größten Unternehmen der USA berücksichtigt. Die 10 größten Holdings alleine fallen nur mit 4,6% ins Gewicht. Der Index ist auf Einzeltitelebene also breit diversifiziert. Zu den Top-Unternehmen gehören die Billigfluggesellschaft Southwest Airlines (0,5%), der britische Versicherer AON Plc mit 0,5% (das Unternehmen ist in den USA gelistet), die Technologieunternehmen Crown Castle und Intuit Inc (je 0,4%) sowie der Nahrungsmittelproduzent SYSCO Corp (0,5%).

MSCI Europe High Dividend Yield Index

Dies ist einer der weniger bekannten Europa-Indizes mit Dividendenschwerpunkt. Bei der Auswahl der Dividendentitel spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Insgesamt muss die Dividende einer Aktie 30% über dem Durchschnitt des Mutterindex MSCI Europe liegen. Zudem wird auf die Historie geachtet. Aktien, die auf fünf Jahre ein negatives Dividendenwachstum aufweisen, werden ebenso ausgeschlossen wie Unternehmen, bei denen die Ausschüttungsquote extrem hoch ist. Ein zusätzliches Qualitätsscreening soll sicherstellen, dass im Index nicht solche Unternehmen enthalten sind, die aufgrund sich verschlechternder Fundamentaldaten Dividendenzahlungen kürzen oder einstellen müssen.

Dieser Index setzt sich aus den Aktien der 15 nach MSCI-Definition entwickelten Länder Europas zusammen. Beim Blick auf die Ländergewichtung ist davon allerdings wenig zu sehen. Alleine Aktien aus Großbritannien machen 55% aus. Es folgen Werte aus Frankreich (12,2%), Deutschland (7,9%), der Schweiz (6,8%) und Finnland (4,4%). Euro- und Franken-Anleger sollten sich bewusst sein, dass sie mit der starken Großbritannien-Gewichtung ein entsprechendes Währungsrisiko eingehen. Zuletzt stark gebeutelte Branchen wie Finanzwerte (28%), Energieunternehmen (14%) und Versorger (12,5%) machen das größte Gewicht im Index aus. Von den insgesamt 71 Aktien stellen die zehn größten Werte fast 45% des Gewichts. Der Europe High Dividen Yield ist damit kopflastig, auch wenn die gewichtung je Aktie bei einem Maximum von 5% gedeckelt ist. Am stärksten beeinflussen den Index British American Tobacco (5,2%), GlaxoSmithKline (5,1%), Allianz (4,9%), Vodafone (4,8%) und Total (4,8%). Die Neugewichtung des Index erfolgt halbjährlich.

FTSE All Share

Der breiteste Index auf den Aktienmarkt in Großbritannien deckt 98% der Marktkapitalisierung ab, die an der Londoner Börse gelistet ist. Am stärksten gewichtet sind Finanzwerte, nichtzyklische Konsumtitel (je 18%) sowie zyklische Konsumunternehmen (13%). Die größten Positionen im Index sind HSBC (4,3%), British American Tobacco (3,8%), Royal Dutch Shell (3.6%), GlaxoSmithKline (3,5%) und BP (3,3%). Die Neugewichtung des FTSE All Share erfolgt jährlich, die Zusammensetzung wird hingegen alle drei Monate überprüft.

ETFs auf die US-, UK- und Europa-Indizes

Kommen wir nun zu den ETFs auf die oben vorgestellten Indizes. Die Auswahl auf die US-Indizes ist äußerst überschaubar und auch der Blick auf die Fondsvolumina zeigt, dass die Produkte bei Anlegern hierzulande noch nicht angekommen sind. In den klassischen Russell 1000 können Anleger über das Produkt der BNP Paribas Investieren – per Ende März 2016 hält der ETF gerade mal 15,5 Millionen Euro, obwohl er seit Juni 2008 auf dem Markt ist. Im laufenden Jahr ist das Minus bei 4%, was allerdings im Angesicht der Wertentwicklung über drei und fünf Jahre mit komfortablen 15% bis 16% jährlich zu verschmerzen ist.

Noch weniger gefragt ist die Growth-Variante des US Standardwerte-Index. Im Lyxor-ETF auf den Russell 1000 Growth stecken gerade mal 2,5 Millionen Euro. Während es den Index bereits seit 1987 gibt, ist der ETF noch relativ jung und erst seit Mai 2015 auf dem Markt. Entsprechend kurz ist auch seine Performance-Historie: während er im ersten Quartal 2016 gut 4% abgab, lieg das Minus auf Jahresebene mit 3,6% etwas besser als beim Russell 1000. Die Nebenwerte-Variante – abgebildet von ETF der Deutschen Bank – ist mit einem Fondsvermögen von über 100 Millionen deutlich beliebter.

Tabelle: ETFs auf US-, UK- und Europa-Indizes

Hard to Beat Indizes

Auf den englischen Total Market Index FTSE All Share stehen drei ETFs zur Verfügung. Die beiden älteren Produkte kommen von Lyxor und db X-trackers, der State Street-ETF, der seit Februar 2012 auf dem Markt ist, ist mit einem Vermögen von 310 Millionen Euro deutlich größer. Ein möglicher Grund könnten die laufenden Kosten (KIID) sein, denn bei State Street ist der FTSE All Shares-ETF bereits für 20 Basispunkte erhältlich, Lyxor und db X-trackers stellen hingegen 40 Basispunkte in Rechnung. Im laufenden Jahr hat der UK-Aktienmarkt Anlegern ein Minus von 7,5% eingebracht. Wer bereits seit drei oder fünf Jahren investiert ist, ist mit den Investments aber noch immer mit 5,5 beziehungsweise 7,6% im Plus.

Beim europaweiten Dividendenindex, dessen Großbritannien-Anteil trotz allem noch signifikant ist, sind die Verluste des laufenden Jahres (-4,6%) und auf Jahressicht (-10,9%) nicht ganz so ausgeprägt. In den vergangenen fünf Jahren sind die Kursgewinne (+7,7% jährlich) hingegen ähnlich wie beim reinen UK-Index und deutlich hinter dem Russell 1000-Index. Einziger Anbieter ist Amundi, deren reinvestierender ETF Februar 2009 erhältlich ist, die ausschüttende Variante auf den MSCI Europe High Dividend Yield gibt es seit August 2014. Investments kosten Anleger hier 30 Basispunkte. Mit einem Vermögen von 40 Millionen Euro ist dieser ETF bei Anlegern allerdings deutlich weniger gesucht als andere Dividenden-Produkte mit Europa-Fokus.

Werfen wir zuletzt noch einen Blick auf die Risikokennzahlen Maximaler Verlust sowie die Standardabweichung. Je kürzer man die Uhr zurück dreht, desto höher sind die Werte. Das spiegelt die Unruhe der letzten Monate an den Börsen wieder. Auf jahresebene liegen die Schwankungen bei den hier vorgestellten ETFs zwischen 15,8% und 17,5%. Die Maximalen Verluste sind bei Großbritannien mit -17% in den vergangenen drei Jahren am stärksten, der US-markt bescherte Anlegern geringere Rücksetzer von bis zu 10,4%.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.