ETF-Investoren verhalten sich im Januar antizyklisch

Morningstar Mittelflussstaktistik zeigt, dass  Aktien- und Rohstoff-ETFs Zuflüsse verbuchten. Gemäß unserer Schätzung liegt Db X-trackers bei den Mittelflüssen vor iShares; Marktführer leidet unter Abflüssen aus Unternehmensanleihe-ETFs.

Ali Masarwah 11.02.2016
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ETF-Investoren stehen nicht unbedingt im Ruf, Antizykliker oder gar Langfristinvestoren zu sein. Kurzfristige Tradingneigungen sind eher Attribute, die man den Käufern von börsennotierten Indexfonds zuschreibt, und die Haltedauer eines ETFs wird annekdotischen Berichten zufolge eher in Tagen als in Wochen oder gar Monaten gemessen. Der Monat Januar sticht gemäß dieser Sicht als interessante Ausnahmeerscheinung hervor: Unsere Schätzungen zu den Mittelflüssen in ETFs zeigen, dass die in Europa aufgelegten Aktien- und Rohstoff-ETFs per Saldo recht ordentliche Zuflüsse verbuchen konnten. Das erstaunt insofern, als die zugrunde liegenden Märkte einbrachen. ETF-Anleger waren also keinesfalls der „Mr. Market“, sondern, wie viele Langfristinvestoren auch, eher Opfer der Kurseinbrüche als die Verursacher. 

Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass Aktien-ETFs  unter allen großen Gruppen die höchsten Mittelzuflüsse verbuchen konnten, gefolgt von alternativen ETFs, Rohstoffprodukten und Renten-ETFs. Bei alternativen Produkten standen Hebelprodukte im Vordergrund, bei Rohstoffen waren Gold- und Energie-Produkte gefragt.

 Tabelle: Die Absatzbilanz nach großen Asset-Klassen

 Broad Cat ETFs Jan 2016

Interessant ist ein Blick auf den Absatz nach Kategorie. Investoren steuerten im Januar vor allem Aktien-ETFs für Eurozonen-Standardwerte an, die mit gut 1,3 Milliarden Euro unter allen Kategorien die höchsten Zuflüsse verbuchten, gefolgt von ETFs für britische Standardwerte und globale Standardwerte-ETFs. Die Zuflüsse in EUR Staatsanleihe-ETFs und Edelmetall-Produkten deuten indes an, dass viele Investoren die klassischen sicheren Häfen Gold und Staatsanleihen gesucht haben und nicht nur ins (Aktien-) Risiko gegangen sind.

Hebel-ETFs auf Aktien und auf Rohstoff-Indizes waren ebenfalls deutlich stärker gefragt als üblich, was ebenfalls einen Hinweis auf die Volatilität der Märkte gibt. Energie-ETFs, die mit knapp 360 Millionen Euro an Zuflüssen ebenfalls zu den Top-Sellern gehörten, zeugen indes von antizyklischem Anlegerverhalten in Zeiten kollabierender Ölpreise. 

Tabelle: Die Kategorien mit den höchsten Zuflüssen

ETF Cat leaders Jan

Abgestoßen wurden dagegen vor allem Aktien-ETFs für japanische Standardwerte, die gut 840 Millionen Euro verloren. Hier standen vor allem Mittelabflüsse aus währungsgesicherten Produkten im Vordergrund. Ganz im Trend lagen ETF-Anleger indes mit Blick auf Unternehmensanleihen und Bankaktien. Die Kategorien EUR Unternehmensanleihen und EUR Hochzinsanleihen zählten im Januar zu den höchst unbeliebten Kategorien, ebenso wie Schwellenländer-Bonds (Hartwährungen) sowie Sektor-ETFs für Finanzwerte. 

Tabelle: Die Kategorien mit den höchsten Abflüssen

ETF Cat laggards JAn 2016 

Der Absatz nach Einzel-ETFs spiegelt die oberen Trends naturgemäß wider: Unter den Top-Sellern im Januar befanden sich 3 ETFs auf Eurozonen-Aktien sowie ETFs auf globale und deutsche Standardwerte-Indizes. Den Titel des Exoten des Monats darf getrost ein dreifach gehebelter Öl-ETC für sich beanspruchen. Fraglich ist indes, ob er mit einem Verlust von 35% (in Euro berechnet) im Januar Anlegern viel Freude bereitete. Interessant ist, dass es nur ein einziger ETF auf US-Standardwerte in die Liste der Top-Seller im Januar schaffte. Hier handelt es sich um einen Minimum Volatilty Produkt; der iShares S&P 500 Minimum Volatility ETF konnte die Verluste gegenüber aktiven wie passiven Fonds der Kategorie USA Standardwerte Blend und auch gegenüber dem Kategorie-Index Russell 1000 deutlich begrenzen. 

Tabelle: Die ETFs mit den höchsten ZuflüssenETFs leaders Jan 

Spiegelbildlich zählten ETFs auf Euro-Bond-Indizes zu den großen Verlierern im Januar. Fünf der zehn ETFs mit den höchsten Abflüssen waren Bond-Produkte, vier davon bilden Indizes für Unternehmensanleihen ab. Auch zwei ETFs auf den MSCI Emerging Markets mussten hohe Rückgaben verbuchen. 

Tabelle: Die ETFs mit den höchsten Abflüssen

ETF laggerds Jan 2016

Die höchsten Mittelzuflüsse verbuchte im Januar die Deutsche Bank. Db x-tracker ETFs gingen nach unseren Schätzungen 670 Millionen Euro zu (hinzu kommen rund 30 Millionen Euro von DB X ETCs, die wir separat ausweisen und die nicht in der unteren Tabelle inkludiert sind). Die Deutsche Bank profitierte vor allem von Zuflüssen in Aktien-ETFs, wobei US-, deutsche und Eurozonen-Standardwerte ETFs am meisten gefragt waren.

Marktführer iShares findet sich ungewohnterweise nur auf dem zweiten Platz der erfolgreichsten Asset Sammler wieder, was vor allem an der gedämpften Nachfrage nach Bond-ETFs lag, die einen wichtigen Bestandteil des Produktangebots der BlackRock-Tochter darstellen. Die niederländische Think ETF profitierte indes von Zuflüssen in Bond-ETFs. 

Tabelle: Die ETF-Anbieter mit den höchsten Zuflüssen

ETF Providers Jan leaders

Abflüsse mussten im Januar Amundi, UBS und Handelsbanken hinnehmen. Amundi litt unter Abflüssen aus EUR Staatsanleihe-ETFs. Bei UBS gingen die Abflüsse auf Rückgaben von währungsgesicherten Japan-Standardwerte-ETFs sowie Schwellenländer-Aktien-ETFs zurück. Handelsbanken verlor knapp 100 Millionen Euro aufgrund von Verkäufen von schwedischen Standardwerte-ETFs. 

Tabelle: Die ETF-Anbieter mit den höchsten Abflüssen

ETF Providers Jan laggards

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich