Auf Mischfonds ruht die Hoffnung der Fondsindustrie

In Europa wurden 2015 besonders häufig Mischfonds aufgelegt. Im Schnitt sammeln allerdings Garantie- und Wertsicherungsfonds am meisten ein. Amundi legt die meisten Fonds auf, Eurizon vertreibt seine neuen Produkte am erfolgreichsten. Das neue Morningstar Absatzbarometer für europäische Publikumsfonds. 

Ali Masarwah 21.01.2016
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Mischfonds bleiben für die Fondsbranche das Gebot der Stunde. Unsere Auswertungen über die Geldflüsse in Fonds zeigen, dass Mischfonds seit geraumer Zeit die höchsten Mittelzuflüsse von allen großen Gruppen erzielen. Per 30. November sammelten Mischfonds europaweit 2015 gut 143 Milliarden Euro netto ein; weitaus mehr als alternative Fonds, denen 71 Milliarden Euro zugingen, von Aktien- und Rentenfonds, die 4,5 Milliarden bzw. 30 Milliarden Euro einsammelten, ganz zu schweigen. Dieser Trend spiegelt sich auch bei den Fonds-Neuauflagen wider, die wir mit unserem künftig quartalsregelmäßig erhobenen europäischen Fondsabsatzbarometer erheben. Heute blicken wir auf den Auflagetrend 2015 von europaweit aufgelegten Publikumsfonds (ohne ETFs) zurück.

Kommen wir zunächst zu den Schlagzeilen: Es wurden im abgelaufenen Jahr 2.374 neue Fonds in Europa aufgelegt. Das ist weniger als im Vorjahr, als wir 2.642 neue Produkte am europäischen Fondsmarkt gezählt hatten. Per Ende Dezember 2015 wiesen die neuen Produkte ein Vermögen von 196,68 Milliarden Euro auf; naturgemäß stammte das Gros dieser Mittel aus Zuflüssen.

Mischfonds wurden 2015 am häufigsten aufgelegt

Blicken wir auf die Großgruppen wird deutlich, dass nicht nur das Bestandsgeschäft, sondern auch das Neugeschäft der Fondsbranche an Mischfonds hängt. 2015 kamen 890 neue Mischfonds auf den Markt. Das entspricht 37,5% aller Neuauflagen. Interessanterweise kommt das dem Gesamtmarktbild recht nahe: Per Ende 2015 waren 32,5% aller Fonds am europäischen Markt ebenfalls Mischfonds.

Ein Blick auf das investierte Vermögen: Die neuen Mischfonds brachten per Ende Dezember 2015 ein Vermögen von 72,85 Milliarden Euro auf die Waage. Dies entspricht einem Durchschnitt von 86,42 Millionen Euro pro neuem Fonds.

Wie unsere Auswertung weiter zeigt, kamen im vergangenen Jahr 633 Aktienfonds auf den Markt, 26,7% aller Neuauflagen. Mit 48,88 Milliarden Euro an Vermögen kommen Aktienfonds auf einen Schnitt von 81,74 Millionen Euro pro Fonds. Auf Platz 3 folgen Rentenfonds mit 448 Neuauflagen, die es per 31. Dezember auf 42,87 Milliarden Euro an Vermögen brachten. Das entspricht einem Schnitt von recht hohen 103,23 Millionen Euro.

Der Auflagetrend war beim zweiten Shooting Star der Fondsbranche, alternativen Fonds, deutlich verhaltener. Es wurden 247 neue „Hedgefonds light“ auf den Markt gebracht: Das Gesamtvermögen in diesen Fonds belief sich auf 14,38 Milliarden Euro; das sind im Schnitt 65,66 Millionen Euro pro neuem alternativen Fonds. Unter den großen Produktgruppen wiesen alternative Fonds damit das niedrigste Durchschnittsvermögen der neuen Fonds auf.

Dass nur 88 neue Garantie- und Wertsicherungskonzepte ein hohes Gesamtvolumen von 10,11 Milliarden Euro und den höchsten Durchschnitt aller Kategorien pro Fonds --- 116,18 Millionen Euro --- aufwiesen, überrascht nur auf den ersten Blick. Bei diesen Fonds werden die Anteilsscheine üblicherweise in festgelegten Zeichnungsfristen angeboten und die Fonds hiernach nicht mehr aktiv vertrieben. Die größten Investments erfolgen also mit der Auflage dieser Produkte.

Wie aus der unteren Tabelle hervorgeht, kamen nur wenige Geldmarkt-, Wandelanleihe-, Rohstoff- und Immobilienfonds auf den Markt. 

Tabelle: Anzahl und Vermögen der neuen Fonds am europäischen Markt

New Funds 2015 after Asset Classes

Differenzieren wir nun die neuen Produkte nach Morningstar Kategorie. „Sonstige Mischfonds“ war die Kategorie mit den meisten Neuauflagen. 287 dieser Produkte wurden auf den Markt gebracht. Das ist mehr als doppelt so viel wie die zweitplatzierte Morningstar Kategorie an neuen Fonds aufwies. Bei diesen Fonds handelt sich zumeist um Laufzeitprodukte, die für den italienischen und spanischen Markt aufgelegt werden. Wegen ihrer häufig begrenzten Laufzeit, dem hohen Anteil an Risiko-Assets und der zumeist hohen Gebühren sehen wir diese Produkte aus Anlegersicht kritisch. Besonders häufig brachte Eurizon Capital, der Asset Manager der italienischen Bank Intesa Sanpaolo, diese doch recht speziellen Produkte auf den Markt. Auch Pioneer und das Fondshaus Anima brachten diese Mischfonds mit kürzeren Laufzeiten in großem Umfang auf den Markt.

Wie aus der unteren Tabelle weiter hervorgeht, waren flexible EUR Mischfonds, die global investieren, die Kategorie mit den zweitmeisten Neuauflagen 2015. Insgesamt wurden 139 Fonds auf den Markt gebracht. Mit acht neuen Produkten stachen die spanische Renta 4 hervor, gefolgt von Edmond De Rothschild und Société Générale mit je sieben, Hansainvest (fünf), Generali und Feri (je vier).

Zählt man die beiden alternativen Multistratgie-Kategorien hinzu, dann machten gemischte Fonds zehn der 20 unter Anbietern beliebtesten Morningstar Kategorien aus. Unter den Top 20 Kategorien befanden sich nur fünf Aktienkategorien, darunter mit 63 neuen Produkten recht viele global investierende Schwellenländer-Aktienfonds, in denen per Jahresende mit 3,16 Milliarden Euro auch ein ordentliches Vermögen investiert war. Interessanterweise waren die beiden größten neuen Emerging-Markets-Aktienfonds per Ende Dezember zwei Nachhaltigkeitsfonds; der MSCI Emerging Markets ESG Equity des Anbieters FundLogic brachte knapp 429 Millionen Euro auf die Waage, der Fisher Investments Institutional Emerging Markets ESG war 306 Milllionen Euro schwer.

Tabelle: Die Fondskategorien mit den meisten neuen Fondsund dem höchsten Vermögen in neuen Fonds

 New Funds 2015 after Morningstar categories

Kommen wir nun zur Bedeutung der neuen Produkte für Anleger. Wir haben auch nachgeschaut, in welchen Fondskategorien bei neuen Fonds das meiste Geld investiert ist. Die Tabelle oben zeigt, dass auch mit Blick auf das investierte Vermögen „sonstige Mischfonds“ den ersten Platz belegten: Gut 33,3 Milliarden Euro steckten per Ende Dezember in dieser Mischfondskategorie. Die größten Fonds waren die beiden Eurizon Capital Fonds, Eurizon Soluzione Cedola Maggio 2020 und ISE Valore Cedola Globale 02/2015 RD, die Ende Dezember 1,36 Milliarden bzw. 1,11 Milliarden Euro an Vermögen aufwiesen.

Ausgewogene EUR Mischfonds, die global investieren, folgten auf Rang zwei mit 12,94 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen. Hierbei war der UniGlobal Vorsorge von Union Investment, ein Fonds, der in der staatlich geförderten Altersvorsorge (Riester Rente) in Deutschland eingesetzt wird, das größte neue Produkt mit einem Vermögen von 8.1 Milliarden Euro.

Über zehn Milliarden Euro waren auch in neuen Fonds der Kategorie Aktien Standardwerte global investiert, von denen 2,5 Milliarden Euro im State Street World Index Equity steckten, der europaweit vertrieben wird, gefolgt vom Investec GSF Global Quality Equity und Robeco Global AC Multi-Factor Equities mit einem Vermögen von 736,6 Millionen bzw. 624 Millionen Euro. Letztere beiden Beispiele illustrieren, wie sehr quantitative Investmentstrategien auch bei aktiv verwalteten Fonds Einzug halten. Die etablierten aktiven Manager bitten also die Anbieter von Strategic Beta ETFs zum Tanz!

Kommen wir nun zu den aktivsten bzw. erfolgreichsten Anbietern neuer Produkte. Die meisten neuen Fonds legte 2015 Amundi auf. Der französische Asset Manager brachte im vergangenen Jahr 74 neue Produkte auf den Markt. Die meisten waren Misch- und Kapitalschutzprodukte für die Märkte Frankreich und Italien.

Es folgte BNP Paribas mit 67 neuen Fonds. Hier war der Mix ausgewogener. Am häufigsten wurden Aktienfonds aufgelegt (22), gefolgt von 16 Misch- und 14 Rentenfonds.

Es folgen die beiden italienischen und spanischen Anbieter Eurizon und Bankinter, bei denen die bereits erwähnten „sonstigen Mischfonds“ im Vordergrund standen. (Im Gegensatz zu Eurizon waren die in Bankinter-Fonds investierten Gelder mit unter 230 Millionen Euro bescheiden.)

Die Schweizer UBS konzentrierte sich vor allem auf die Auflage von Aktien- und Mischfonds.

Tabelle: Die Anbieter mit den meisten neuen Fonds

 New Funds 2015 after provider

Und wer sammelte am meisten Geld ein? Der erfolgreichste Anbieter im Vertrieb war Eurizon Capital. Die bereits erwähnte Tochter der Intesa Sanpaolo sammelte mit ihren neuen Fonds 23,4 Milliarden Euro ein. Allerdings waren die beiden erfolgreichsten Fonds keine der typischen italienischen Laufzeitfonds, sondern die EUR Rentenfonds, Eurizon EasyFund Treasury EUR und Eurizon Riserva 2 anni, die allerdings auch vorwiegend in Italien vertrieben werden. Ansonsten dominierten Laufzeit-Mischfonds, die im Schnitt laufende Gebühren von durchschnittlich sehr hohen 1,83% aufweisen und überwiegend eine Erfolgsgebühr von 20% verlangen.

Platz zwei der erfolgreichsten Asset Manager war die deutsche genossenschaftliche Gesellschaft Union Investment mit Zuflüssen von 10,5 Milliarden Euro. Diese scheinbar hohe Nachfrage muss allerdings relativiert werden: Die gut acht Milliarden, die dem bereits erwähnten UniGlobal Vorsorge zugingen, stammen von einer internen Umschichtung aus dem Aktienfonds UniGlobal, der nun nicht mehr der Risiko-Topf der Union-Riester-Rente darstellt.

Eher technischer Natur waren auch die Zuflüsse in neue State Street Indexfonds: Im Rahmen eines Revirements der Produktpalette wurden die in Frankreich domizillierten SSgA-Indexfonds geschlossen und dafür eine konzentriertere Indexfondspalette in Luxemburg mit dem „State Street“ Brand aufgelegt, die den paneuropäischen Vertrieb der Amerikaner erleichtern dürfte. Infolgedessen kamen „neue“ Fonds mit einem Vermögen von 10,23 Milliarden Euro auf den Markt.

Ähnlich der Fall bei Aberdeen. Die Gesellschaft setzte im vergangenen Jahr die Konsolidierung der Produktpalette im Zuge der 2013 erfolgten Übernahme des britischen Konkurrenten Scottish Widows Investment Partnership fort. Inzuge dessen wurden etlich Fonds liquidiert bzw. auf neue Fonds verschmolzen, die vorwiegend für den britischen Markt bestimmt sind.

Pioneer und Anima sammelten indes den Löwenanteil der neuen Gelder mit Laufzeitfonds für den italienischen Markt ein.

Die Asset Management-Sparte der Deutschen Bank profitierte von Zuflüssen in Laufeit- und Garantiefonds sowie von der Nachfrage nach neuen alternativen Strategien der Platinum-Reihe. Hohe Zuflüsse erreichten die Fonds DB Platinum IV Clinton Equity Strategies, DB Platinum IV Basso, Deutsche Invest II Multi Opps Total Return und DB Platinum IV MW Helium, die allesamt jeweils niedrige dreistellige Millionen-Euro-Beträge an Zuflüssen verbuchen konnten.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich