Value ist in Europa nicht mehr so leicht zu finden

Nach den steigenden Kursen im Oktober ist der europäische Aktienmarkt nicht mehr so günstig wie noch vor wenigen Wochen. In welchen Stilen und Sektoren Anleger noch Werthaltigkeit zu tiefen Preisen finden. 

Ali Masarwah 05.11.2015
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Werfen wir nun, nachdem wir uns die europäische Aktienperformance nach unserer Style Box angeschaut haben (lesen Sie hier weiter), einen Blick auf die Bewertung der einzelnen Bestandteile unserer Neun-Felder-Matrix. Vor ziemlich genau einem Monat, also Anfang Oktober, haben wir mehrfach über Kaufchancen berichtet. Seinerzeit waren nahezu alle europäischen Aktienmarktsegmente günstig bewertet. Nur Mid Cap Growth Aktien bewegten sich nahe an ihrem fairen Wert. Sie wiesen per Ende September ein Kurs/Fair Value Verhältnis (K/FVV) von 1,01 auf und waren damit leicht überbewertet. Alle anderen Segmente notierten deutlich unter dem fairen Wert von 1,0 (lesen Sie hier mehr zu unserer Aktienbewertungs-Methodologie). 

Das Bild hat sich im Oktober deutlich gewandelt, was nicht verwunderlich ist angesichts der signifikaten Kurssteigerungen im abgelaufenen Monat. Wie die untere Grafik zeigt, waren per Ende Oktober alle Growth-Segmente leicht überbewertet. Am deutlichsten war das der Fall bei Mid Cap Growth Aktien, die ein KFVV von inzwischen 1,08 aufweisen, gefolgt von Large-Cap Growth (1,06) und Small Cap Growth (1,03). Auch Mid Cap Blend Aktien notierten im Schnitt etwas über ihrem fairen Wert. 

Die günstigsten Kaufgelegenheiten bieten sich nach wie vor bei Value-Aktien. Das ist angesichts der langjährigen Outperformance von Growth nicht verwunderlich. 

Grafik: Growth ist nach unserem Kurs/Fair Value Verhältnis nicht billig

 

Kommen wir zum Schluss zum Überblick über die großen Sektoren. Wie die untere Tabelle zeigt, schoben sich Energiewerte, zyklische Konsumtitel und Technologie-Aktien während der Oktober-Erholungsrally vor die anderen Aktiensektoren. Am schwächsten performten Finanzdienstleister und Gesundheitsaktien, wobei die Kurssteigerungen mit einem Plus von 6,7% bzw. 6,1% ansehnlich waren.

Auf der Bewertungsseite zeigt sich in der rechten Spalte der unteren Tabelle, dass mit Ausnahme des Finanzsektors, der ein Kurs/Fair Value Verhältnis von 0,87 aufweist, alle Sektoren mehr oder weniger nahe ihres fairen Werts notieren. Selbst Rohstoff-Aktien, die in den vergangenen drei Monaten die höchsten Verluste auf Sektorebene hinnehmen mussten, sind mit einem K/FVV von 0,96 nicht weit von ihrem fairen Wert entfernt.

Hingegen sind Telekoms, zyklische und defensive Konsumtitel mit einem K/FVV von zwischen 1,02 und 1,07 unter allen europäischen Aktiensektoren die teuersten. 

Tabelle: Bewertung und Performance der großen europäischen Aktiensektoren 

 

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich