Cash und sichere Anleihen retten im September die Fonds-Performance

Übersicht über die besten und schwächsten Fonds auf Ebene der Morningstar Kategorien bestätigt, dass die klassischen Diversifizierer aller Unkenrufe zum Trotz ihre Funktion als sicherer Hafen gerecht geworden sind. Neben Schwellenländer- und Rohstoff-Kategorien fallen auch langjährige Anlegerfavoriten ziemlich tief. Eine Übersicht.

Ali Masarwah 05.10.2015
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Natürlich ist es sinnvoll, sich als Investor in der Kein-Zins-Zeit Gedanken über die Funktion von Cash- und anderen Kurzfristanlagen im Portfoliokontext zu machen. Wer keine Zinsen oder sonstigen Erträge erzielt, verliert auch in Zeiten kaum vorhandener Inflation langfristig Geld. Fondsgesellschaften, die wiederum kein Geld verdienen, wenn Anleger Cash auf Sparkonten horten, versuchen, diese für Sparer unschöne Konstellation auszunutzen und werben aggressiv für Wertpapierinvestments als „Sachanlagen“. Für so manchen Marketing-Gag ist man sich dabei nicht zu schade: Eine große deutsche Fondsgesellschaft ließ erst jüngst die Summe aller deutschen Kurzfristanlage als Eisblock-Zahlenreihe an einem zentralen Platz in Frankfurt am Main aufstellen. Der Eisblock schmolz erwartungsgemäß dahin, was sinnbildlich für den Verlusteffekt bei deutschen Spargeldern stehen sollte. 

Die Performance von Fondsinvestments in diesem Sommer legt indes nahe, dass es eher die Investoren in Wertpapierfonds waren, die einen gewissen Abschmelzeffekt in ihren Portfolios wahrgenommen haben. Was erneut zeigt, dass selbst (!) die Angst vor der Geldentwertung keine guter Ratgeber ist.

Wie aus unserer monatlichen Übersicht über die Performance der für hiesige Anleger wichtigsten Fondskategorien zeigt, können sowohl Cash und die weithin verpönten Bundesanleihen auch heute noch eine wichtige Rolle im Portfolio Kontext spielen. Mindestens sechs der zehn Fondskategorien mit der besten September-Performance lassen sich hier verorten. Fonds für EUR Staatsanleihen, Europa-Rentenfonds und auch Kurzläuferfonds lagen in deutlich positivem Terrain. Geldmarktfonds lagen dagegen – den Gebühren sei „Dank“ -- minimal im Minus; allerdings erfüllten auch sie insgesamt ihre Schutzfunktion.

Tabelle: Cash, Bonds sowie Indien und -Griechenland waren im September Könige

 

Zwei „Ausreißer“ finden sich ebenfalls in der oberen Tabelle der Top-Performer: Die Morningstar Kategorien Aktien Griechenland und Aktien Indien. Fonds in der ersteren Kategorie legte sogar ordentlich um 4,4% zu. Allerdings brachen diese Fonds im Schnitt im Vormonat August um 18% ein. Griechenland-Fonds verloren in diesem Jahr 17%, und im vergangenen Jahr lag das Minus bei durchschnittlich 25%. Das zeigt, dass es sich hier um eine Erholung nach ausgeprägten Verlustmonaten handelt. 

Als tragfähigeres Investment erweist sich dagegen der indische Aktienmarkt. Fonds dieser Kategorie gewannen im September durchschnittlich 0,5%. Das ist nicht nur auf die relativ robuste Entwicklung des indischen Aktienmarkts zurückzuführen, der in den Jahren im Vergleich zu anderen Schwellenländern sich sehr robust zeigt, sondern auch auf die relativ stabile Rupiah. Die indische Währung hat in diesem Jahr kaum gegenüber dem US-Dollar verloren. Allerdings deutet der maximale Verlust von knapp 25% in den vergangenen drei Jahren an, dass der indische Aktienmarkt beileibe keine Einbahnstraße ist. 

Rentenfonds haben es gegenüber den Indizes schwer

Wie haben sich Fondsinvestments im Vergleich zu den wichtigen Indizes ihrer jeweiligen Kategorie gehalten? Ein Blick auf die relativen Renditen in der Spalte rechts zeigt, ob die größtenteils aktiv verwalteten Fonds besser als der Index waren, den wir ihnen als Vergleichsmaßstab zuweisen. Hier zeigt sich, dass aktiv verwaltete Rentenfonds, vor allem die Kurzläuferprodukte, heute ein Problem haben: In Zeiten niedriger Zinsen haben es die Fondsmanager schwer, die Fondsgebühren herauszuholen. Das zeigt, dass kaum eine Bond-Kategorie mehr als der zugrunde liegende Index erwirtschaften konnte. 

Das war übrigens bei Indien- und Griechenland-Fonds anders: hier standen Überrendite von durchschnittlich 228 bzw. 209 Basispunkten unter dem Strich auf der Habenseite. Bei Indienfonds finden sich häufig die Aktien von Housing Development Finance Corp., Infosys, HDFC Bank und Tata Consultancy im Portfolio sowie Total Return Swaps auf den MSCI India. Bei Griechenlandfonds weist unsere Datenbank ebenfalls Index-Swaps als wichtige Holding auf sowie größere Unternehmen wie Hellenic Telecom, Coca-Cola HBC und Greek Organisation of Football Prognostics.

Biotech- und Gesundheitsaktienfonds leiden unter Gewinnmitnahmen

Kommen wir nun zu den Morningstar Kategorien mit der schlechtesten Wertentwicklung im September. Keine Überraschung stellt die schwache Performance von Rohstoff- und Schwellenländerkategorien dar. Allerdings zeigt der Blick auf die Tabelle auch, dass langjährige Favoriten nicht immun gegen Kursstürze an den Börsen sind. Die schwächste Performance zeigten Biotechnologie-Fonds, die im Schnitt um 13,3% nachgaben. Immerhin steht in diesem Jahr aus Sicht von Euro-Investoren immer noch ein leichtes Plus von 3,8% unter dem Strich. Allerdings liegt das nicht an den Aktien, in die die Fondsmanager investieren, sondern an der Stärke des US-Dollar. Ohne den Währungseffekt hätten Anleger hierzulande ein deutliches Minus mit ihren Investments verbucht. 

Gewinnmitnahmen bei Biotech-Fonds sollten allerdings aufgrund der Performance von knapp 50% im vergangenen Jahr nicht überraschen. Die Entwicklung in diesem Jahr zeigt, dass Anleger gut beraten sind, sich nicht von der Vergangenheits-Performance blenden zu lassen – zumal nicht bei volatilen Fondskategorien, bei denen häufig die spektakulären Gewinner des Vorjahres zu den – ebenfalls spektakulären – Verlierern der nachfolgenden Periode mutieren. In den vergangenen drei Jahren legten Biotech-Fonds im Schnitt sogar um knapp 30% pro Jahr zu. Der maximale Verlust von 22,3% in diesem Zeitraum illustriert die riskante Natur dieses Aktienmarktsegments.

Tabelle: Nicht nur Schwellenländer-Investments enttäuschten im September

 

Ein zweiter High Flyer der Vergangenheit, Fonds für Gesundheits-Aktien, brachen ebenfalls im August überdurchschnittlich heftig ein: Sie verloren gut 8% im Schnitt. Auch andere Sektorfonds zählten zu den prominenten Verlierern. Die hohen Verluste, die Investoren in Brasilien-, Indonesien- und auch Spanien-Aktienfonds erleiden mussten, illustrieren die riskante Natur von Länderfonds. Ungeachtet von Diversifikationseffekten auf der Sektor- und Einzeltitelebene werden Aktien eben auch von den eines Marktes bzw. einer zugrunde liegenden Währung mitunter prägend beeinflusst. Besser fuhren Investoren, die breiter diversifiziert haben: Globale Aktienfonds für Schwellenländer verloren im Schnitt im September „nur“ 3,44%, Eurolandfonds gaben um 5,8% nach.   

Fonds der Verliererkategorien waren aber auch relativ zu ihren jeweiligen Vergleichsindizes schwach. Nur Spanienfonds hielten sich stabiler als der Vergleichsindex MSCI Spanien. Am deutlichsten lagen Aktienfonds für Rohstoffe und Energiefonds hinter ihren Indizes S&P Global Natural Resources und MSCI World/Energy. Unsere Erfahrung zeigt, dass Anleger bei Underperformern in negativen Märkten sehr viel weniger Toleranz an den Tag legen als in positiven Märkten. Das schlägt sich häufig in Nettomittelabflüssen nieder. Anleger sollten allerdings beachten, dass erst mit ihren Anteilsscheinrückgaben die Underperformance ihres Fondsinvestments verbrieft wird. 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich