Morningstar senkt Fair Value-Schätzung für VW - Aktie aber stark unterbewertet

Der größte deutsche Autobauer hat offenbar gegen die Gesetze in den USA verstoßen und Kunden in die Irre geführt. Wir senken daher weiter den fairen Unternehmenswert.*

Richard Hilgert 25.09.2015
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Wir setzen unsere Fair Value-Schätzung für Volkswagen zum zweiten Mal in einer Woche herab. Bis zum Bekanntwerden der Manipulation von Abgasdaten für Dieselmotoren hatten wir den fairen Wert der Aktie auf 230 Euro taxiert, der Anfang der Woche auf 210 Euro gesenkt wurde. Insbesondere die Letzten Äußerungen des Deutschen Autobauers, dass der Konzern eklatant gegen geltende Gesetze verstoßen wurde, bereiten uns sorgen, sodass wir unsere Fair Value-Schätzung der Vorzugsaktie auf nunmehr 190 Euro senken.

Unsere erste Korrektur der Fair Value-Schätzung basierte auf der Annahme, dass es bei den Rechtsstreitigkeiten in den USA zu einer Einigung kommen könnte. Die jüngsten Meldungen des Autobauers signalisieren jedoch eindeutig kriminelle Handlungen. Das hat uns dazu veranlasst, den Abschlag des Unternehmenswertes von 9 Milliarden auf 20 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Darin sind neben drohenden Strafzahlungen auch eine geringerer Preisgestaltungsmacht und ein zu erwartender rückläufiger Absatz aufgrund des Imageverlusts enthalten. 

Wir gehen davon aus, dass Volkswagen im laufenden Jahr im PKW-Geschäft einen Absatzrückgang von 12% und im Jahr 2016 von 20% wird verkraften müssen. Auch bei den Tochtergesellschaften  Audi, Skoda oder Seat dürften die Absätze zurückgehen. Wir rechnen damit, dass der Umsatz beim größten deutschen Autobauer 2015 um 2% und im Jahr darauf um 15% abnehmen wird.

Trotz der Hiobsbotschaften hinsichtlich drohender Strafzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich und des deutlichen Imageschadens sind wir der Meinung, dass der Markt überreagiert hat und die Aktien überverkauft sind. Der Titel ist momentan mit einem Abschlag von rund 40% auf unserer Fair Value Schätzung zu haben. Die Aktie ist im Moment angesichts der Nervosität am Markt allerdings nichts für nervenschwache Anleger. Wer über einen Einstieg nachdenkt, könnte einen diversifizierteren Zugang über einen ETF auf den europäischen Automobil- bzw. Automobilzulieferermarkt nachdenken. 

Eine Möglichkeit dazu bietet der STOXX Europe 600 Automobiles & Parts Index. Er beinhaltet insgesamt 15 verschiedene Werte, die nach ICB sektorklassifikation zur der Automobilbranche gehören. Deutsche Autowerte machen zum 24. September 2015 gut 65% aus. Die fünf größten Gewichtungen sind Daimler (30,22%), BMW (12,25%), Continental (9,55%), Volkswagen (8,91%) und Michelin (7,46%). Der Index ist damit sehr kopflastig. Zugang erhalten Anleger über entsprechende ETFs aus dem Hause ComStage, Lyxor, THEAM, iShares oder Source.


*Mitarbeit: Michael Haker

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Über den Autor

Richard Hilgert  Richard Hilgert is a securities analyst on the Industrials Team.