Renditejagd bringt Performance zur Strecke

Durch ihre Market-Timing-Versuche verschlechtern Investoren ihre Fonds-Performance. Suboptimale Ergebnisse auch bei flexiblen Mischfonds an der Tagesordnung, wie der Morningstar Investor Return zeigt.

Ali Masarwah 31.08.2015
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Mischfonds sind heute im Vertrieb der Renner. Unsere jüngsten Absatzdaten per Ende Juli zeigen, dass Aktien-Renten-Fonds in diesem Jahr europaweit 112,5 Milliarden Euro zugingen. Das ist mehr als 20 Mal so viel wie Aktienfonds an Neugeldern zuflossen und 1,7 Mal so viel wie Rentenfonds an Nettozuflüssen verbuchen konnten. Diese Entscheidung erscheint logisch, da immer mehr Anleger, aber auch Berater, die Verantwortung für die Vermögensaufteilung an den Fondsmanager ihrer Wahl delegieren. 

Doch die Absichten sagen wenig über den tatsächlichen Erfolg dieses Unterfangens aus. Über die Frage, wie erfolgreich Asset Allocation-Produkte sind, haben wir verschiedentlich berichtet (lesen Sie hier und hier weiter). Quer über alle Mischfonds-Kategorien hinweg haben aktiv verwaltete Fonds es im Schnitt in den vergangenen Jahren nicht geschafft, auch nur annähernd an ihre Benchmarks heranzureichen. (Unsere Vergleichsmaßstäbe, denen wir die verschiedenen Mischfondskategorien zuordnen, bestehen jeweils aus 2 sehr breit diversifizierten Indizes, die Aktien und Renten je nach Risikoprofil unterschiedlich gewichten; die EUR-Mischfonds-Benchmarks setzen sich etwa aus dem Rentenindex Euro Aggregate Bond TR und dem Aktienindex FTSE World TR bzw. dem FTSE AW Dv. Europe TR zusammen.) 

Anleger-Bilanz auf dem Prüfstand

An dieser Stelle wollen wir auf einen weiteren Faktor hinweisen, der die Anleger-Performance beeinflusst: Das Anlageverhalten der Investoren als solches. Investoren --- egal ob es die Profis sind oder Privatanleger --- werden von Vergangenheits-Renditen angelockt. Auch wenn inzwischen unter jedem Performance-Chart eines Fonds der Warnhinweis steht, dass die Vergangenheits-Performance nicht maßgeblich für die künftige ist, kaufen Anleger das, was in der Vergangenheit gut gelaufen ist. 

Mit Blick auf Fonds lassen sich die Folgen des prozyklischen Verhaltens recht einfach überprüfen. Man nehme statt der zeitgewichteten Rendite, die den üblichen Performance-Rechnungen zugrunde liegt, die geldgewich­tete Rendite. Der Morningstar Investor Return bringt die Mittelzu- und -Abflüsse als Teil der Gleichung ins Spiel. Gewichtet man die Rendite unter Berücksichtigung der Veränderungen des Fondsvermögens, kommt das der Erfahrung eines durchschnittlichen Anlegers relativ nah.

Auf den Punkt gebracht: Die üblichen Renditedarstellungen geben die Performance eines Langfrist-Investors wider, der einmal kauft und den Fonds im Depot liegen lässt. Es handelt sich hier um den Buy-and-Hold-Investor. Der Morningstar Investor Return bildet dagegen die (durchschnittliche) Investmenterfahrung von Fondsanlegern wider, und die versuchen typischerweise, den Markt zu timen.

Wir haben uns die beliebte Gruppe der global anlegenden flexiblen Mischfonds angeschaut und über mehrere Zeitperioden den Unterschied zwischen dem für Langfristinvestoren gültigen Total Return und dem Morningstar Investor Return, der eher die typische Anlegerrendite  darstellt, berechnet. Die untere Tabelle illustriert die Unterschiede.

Tabelle: Erfolgsbilanz der Fondsmanager, Erfolgsbilanz der Fondsanleger

Auf den ersten Blick wird sichtbar, dass Buy-and-Hold-Anleger eine bessere Erfahrung mit ihrem Fonds-Investment gemacht haben als der typische Durchschnittsanleger, der eher taktisch agiert. Das zeigt sich in allen betrachteten Perioden: ob auf Sicht der abgelaufen 12 Monate oder in den vergangenen 10 Jahren: durch die Bank haben Anleger infolge ihres Handelns eine sub-optimale Rendite erzielt. Bis zu 50 Basispunkte schlechter fiel die Performance des typischen Anlegers in der Kategorie „EUR Mischfonds flexible --- global“ aus. 

50 Basispunkte jährlich sind keine Peanuts

50 Basispunkte mögen auf den ersten Blick nicht viel sein, in 10 Jahren machen sie indes ein sehr stattliches Sümmchen aus. Der typische flexible Mischfonds erzielte pro Jahr eine (insgesamt recht magere) Rendite von 2,57%. Der Investor Return belief sich in diesem Zeitraum beim identischen Sample auf 2,05% jährlich. Diese entgangenen 52 Basispunkte summierten sich bei einem Anlagebetrag von 10.000 EUR auf knapp 650 Euro. 

Es bleibt zu hoffen, dass die Ereignisse der vergangenen Woche, die ungeachtet immenser Schwankungsintensität an einzelnen Tagen in fast alle Aktienkategorien mit einem Plus endete, für eine steigende Lernkurve bei Anlegern sorgt (Sie sollten sich den Intraday-DAX-Chart der Handelswoche 24. Bis 28. August ausdrucken und griffbereit haben für die nächste Tageskorrektur!). Es ist an der Zeit, dass sich der Abstand zwischen Total Return und Investor Return verringert!

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich