Performance-Schlusslichter: China stellt Griechenland in den Schatten

Übersicht der Juni-Performance der wichtigsten Morningstar Kategorien.

Ali Masarwah 06.07.2015
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Stark schwankende Investmentfonds haben die Eigenschaft, in Performance-Rankings regelmäßig zu erscheinen – sei es als Spitzenreiter oder als Schlusslichter. Dies war in den vergangenen Monaten bei Aktienfonds zu beobachten, die in chinesische A-Aktien investieren. Schienen die Kurse dieser Papiere zwischen Herbst 2014 und Frühjahr dieses Jahres nur eine Richtung zu kennen, nämlich nach oben, so ist es in den vergangenen Wochen massiv bergab gegangen. Dies geht aus unserer monatlichen Übersicht über die Performance der wichtigen Morningstar Fondskategorien hervor. Satte 10,6% ging es für China-A-Fonds im Juni im Durchschnitt bergab. Keine andere Kategorie musste derart kräftig Federn lassen, wie dieses überhitzte Aktiensegment. 

Die jüngsten Maßnahmen der chinesischen Behörden, eine Zinssenkung um 0,25% auf nunmehr 4,85%, die Aufhebung von Limits für kreditfinanzierte Aktienkäufe (margin lending) und ein Stopp neuer Börsengänge, lassen auf eine, vornehm formuliert, gewisse Nervosität der Entscheidungsträger in Beijing schließen, die offenbar inzwischen Ansteckungsgefahren für die chinesische Wirtschaft sehen. Schließlich sind in den A-Aktien-Segmenten, den so genannten Festlandsaktien, vorwiegend heimische chinesische Anleger investiert, die derartige Verluste nicht gewohnt sind! 

In Zeiten, in denen sich die Augen der Anleger in Europa auf Griechenland richten, manifestiert sich im Fernen Osten also eine möglicherweise ebenfalls dramatische Entwicklung. Ein erster Blick auf den laufenden Monat deutet an, dass Investoren in China-Aktien mehr Unbill bevorstehen könnten. Allein an den ersten drei Handelstagen im Juli brachen die Kurse in Shenzhen und Shanghai noch einmal massiv ein, was einen weiteren 10-Prozent-Verlust von China-A-Fonds mit sich brachte. (Die Verluste von Griechenlandfonds fielen im Juni mit durchschnittlich 3,3% relativ moderat aus – da die Börse in Athen seit Ende Juni geschlossen ist, lässt sich bisher das Ausmaß der zu erwartenden Verluste nur schwer taxieren.) 

Ein Blick auf die untere Tabelle, in der Sie die Morningstar Kategorien mit den höchsten Verlusten im Juni finden, zeigt, dass der Einbruch nicht auf A-Aktien beschränkt war. Die Verlierer-Liste liest sich wie ein Who is Who ostasiatischer Investments: Fonds für Aktien China, Greater China und Hongkong, die – grob gesagt – in alle chinesischen Aktiensegmente außerhalb des A-Aktien-Segments investieren, zählten ebenfalls zu den Verlierern. Die Entwicklungen in China lassen die Nachbarstaaten bzw. ihre Börsen also nicht ungerührt. Mit einem Minus von knapp 6,5% fielen die Verluste bei Hongkong-Aktienfonds im Schnitt allerdings im Juni etwas geringer aus. 

Tabelle: Die Morningstar Kategorien mit den höchsten Juni-Verlusten 

Fast schon eine Fußnote: Fonds für Russland-Aktien, die hinter China-A-Shares noch immer unter allen Morningstar Fondskategorien die höchste Performance im ersten Halbjahr zeigen, zählten ebenfalls zu den Verlierern im Juni. Weiter bergab ging es auch für Euro-Rentenfonds mit Fokus auf Langläufer, die im Juni im Zuge des Renditeanstiegs vor allem bei Staatsanleihen um rund 6,5% einbrachen und nunmehr auch für den bisherigen Jahresverlauf ein Minus aufweisen. 

Kommen wir nun zu den – wenigen – Gewinnern im Juni. Den deutlichsten Sprung nach vorn machten Rohstoff-Fonds, die breit diversifiziert in Futures investieren. Diese Körbe legten im Juni um gut 5% zu. Minimale Gewinne erzielten Vietnam-Fonds und Aktienfonds für britische Nebenwerte.   

Dass der Juni für Euroland-Investoren per Saldo alles andere als erfreulich war, zeigt, dass sieben der zehn Fondskategorien mit der besten Performance im Minus lagen. Zwei EUR-Geldmarktkategorien und eine Staatsanleihen-Kategorie kamen mit einem blauen Auge davon.

Auch Brasilienfonds vermochten es, die Verluste zu begrenzen, eine fast schon positive Erfahrung für Anleger, die mit Brasilienfonds in den vergangenen fünf Jahren jedes Jahr im Schnitt einen Verlust von gut 7,5% erlitten. Der maximale Verlust von fast 43% seit Mitte 2010 zeigt, dass der Brasilien-Aktien zu den riskantesten Kapitalmarktsegmenten zählt – „übertroffen“ wurden sie nur vom Co-BRIC-Markt Russland, Griechenland-Aktienfonds und Edelmetall-Aktienfonds, die noch höhere Drawdowns seit 2010 verzeichneten. 

Tabelle: Die Morningstar Kategorien mit den höchsten Juni-Gewinnen

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich