Asien-ETFs für Diversifikation und weltweites Wachstum

Viele Länder in Asien haben sich als Produktionsstandorte besser etabliert als andere Schwellenländer. China gewinnt zunehmend an Bedeutung und ist Schwergewicht in Asien-Indizes. Unser Bericht über Indizes, ETFs, deren Zusammensetzung und die Kosten.

Michael Haker 19.06.2015
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Die Wirtschaft Chinas sowie die lokale Währung Renminbi gewinnen an den internationalen Finanzmärkten zunehmend an Bedeutung. Erst kürzlich hat der Indexanbieter MSCI bekanntgegeben, dass Chinesische A-Shares in deren globale und chinesische Indizes aufgenommen werden könnten (lesen sie hier weiter). China-Aktien, vor allem solche aus dem so genannten A-Segment, haben sich bereits 2015 sehr gut entwickelt.

Zudem ist das Land mittlerweile die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Export-Volumen Chinas liegt nur noch knapp unter dem der 19 Euro-Mitgliedsstaaten, und der IWF schätzt das BIP-Wachstum in China für 2015 auf 6,8%. Das ist zwar weniger als in den vergangenen Jahrzehnten, aber noch immer mehr als die Industrieländer zustande bringen. Zunehmend entsteht auch eine kaufkräftige Mittelschicht, was globale Konzerne längst spüren: China hat dieses Jahr die USA als wichtigsten Absatzmarkt für Apple überholt. Und das, obwohl das IT-Unternehmen aus Cupertino seine Produkte im oberen Preissegment anbietet. Das alles weckt die Phantasie der Investoren.

Es ist somit nicht verwunderlich, dass in den meisten Asien-Indizes China den größten Anteil mit einer Gewichtung von gut einem Drittel oder mehr hat.

Als weltweit größter Produktionsstandort hängt die Wirtschaft des Landes aber auch von der globalen Nachfrage und damit dem globalen Wirtschaftswachstum ab. Dabei ist eine der Lehren aus der Finanzkrise, dass es vor allem die westlichen Nationen sind, von der die chinesische Wirtschaft zu einem großen Teil abhängt. Geht die Nachfrage aus dem Westen zurück, fordert das auch vom produzierenden Gewerbe langfristig seinen Tribut. Der Einkaufsmanagerindex in China ist seit etwa 2005 bis 2008 von 55 auf 40 Punkte gefallen. Im Jahr 2009 konnte sich der Indikator wieder erholen, pendelt aber seit Mitte 2013 um einen Wert von 50 Punkten, was nicht optimal ist: Nur Werte darüber sind ein Indiz für Wachstum.
Besorgniserregend ist auch die Entwicklung des chinesischen Immobilienmarktes, der immerhin 15% der chinesischen Wirtschaft ausmacht. Zwischen 2008 und 2013 sind Häuserverkäufe von Rekord zu Rekord geeilt und haben die Befürchtungen einer Immobilienblase geschürt. Im Jahr 2014 ist die Zahl der Immobilienverkäufe denn auch abrupt gesunken. Als Reaktion hat die Regierung marktbelebende Pläne ins Leben gerufen und die Zinsen gesenkt sowie unüblich hohe Rabatte für Neubauten ermöglicht.

Mit einer Gewichtung von 15% bis 18% ist Taiwan häufig die zweitgrößte Position in Asien-Indizes. Das Land hat ebenfalls eine stark exportorientierte Wirtschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen ist, zuletzt allerdings nicht so robust wie in manchen Nachbarstaaten. Taiwan ist von der chinesischen Wirtschaft als Handelspartner abhängig. Die Zeichen für das Brutto-Inlandsprodukt sehen jedoch gut aus: für das laufende Jahr wird ein Plus von gut 3,8% erwartet, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Wachstum von 1,7% in 2013 ist.
Stadt-Staaten wie Hong-Kong und Singapur haben ihre Stellung als Finanzplätze Asiens ausgebaut. Dementsprechend sind aus beiden Regionen gerade Finanztitel (inklusive Immobilien) am stärksten gefragt. Diese Sektorkonzentration ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko, da Regierungen weltweit die Bankenregulierung in Angriff genommen haben und Finanzinstitute damit beschäftigt sind, in den kommenden Jahren Regulierungsbeschlüsse ins Tagesgeschäft zu integrieren.

Breite Indizes mit Asien-Schwerpunkt

Die Entwicklung mittlerer und großer Unternehmen in Asien ohne Japan wird von mehreren Indizes abgebildet. Typisch sind häufig der bereits angesprochene, hohe Anteil chinesischer Unternehmen sowie die starke Gewichtung von Finanztiteln.

Jeder der folgenden Asien-Indizes von MSCI ist nach der frei im Umlauf befindlichen Marktkapitalisierung gewichtet. Sie werden alle drei Monate auf Zusammensatzung und Gewichtung überprüft, die Neugewichtung erfolgt halbjährlich.

MSCI AC Far East Ex Japan

Der wohl bekannteste Index für Ostasien-Aktien und einer der am häufigsten verwendeten ETF-Underlyings. Er enthält die 539 größten und mittleren Unternehmen aus Hongkong, Singapur, China, Indonesien, Südkorea, Malaysia, Philippinen, Taiwan und Thailand. Auf Länderebene machen mit 46% aktuell chinesische Aktien (inklusive Hong Kong), Südkorea (18,9%) und Taiwan (16,7%) den größten Teil des Index aus. Die Gewichtung des Finanzsektors ist in den vergangenen Wochen um gut 2% gewachsen und liegt nun bei 35,4%, gefolgt von Technologietiteln (21,4%), Industrietiteln (9,8%), zyklischen Konsumwerten (7,8%) und Telekommunikationswerten (7,2%). Die zehn größten Aktienpositionen machen 25,1% im Index aus, er ist also einigermaßen diversifiziert. Die Top-Titel sind Samsung (4,2%), Taiwan Semiconductors (3,7%), Tencent Holdings (3,3%), China Mobile (2,6%) und AIA Group (2,5%).

MSCI AC Asia ex Japan Index

Der wesentliche Unterschied zum MSCI AC Far East ex Japan Index ist, dass hier indische Unternehmen einen Anteil von 8% ausmachen und dafür China, Südkorea, Taiwan und Hong Kong etwas weniger stark vertreten sind. Der Index beinhaltet gut 600 Large und Mid Caps aus zehn Ländern in Asien ohne Japan. Er deckt damit gut 85% der Marktkapitalisierung in dieser Region ab, wobei Aktien aus China aktuell knapp ein Drittel (30%) zufällt. Andere Länder im Index sind Südkorea (17%), Taiwan (15%) Hongkong (13%) und Indien (8%). Typisch für viele Asien-Indizes sind auch hier Finanzwerte, die von allen Branchen am stärksten gewichtet sind (34%), gefolgt von IT-Aktien (21,5%), Industrieunternehmen (9,5%) und zyklischen Konsumtiteln (8%). Bei einem Blick auf die Einzeltitel kann man dem Index keine Kopflastigkeit vorwerfen: die Top-10-Werte machen 23% aus und bestehen primär aus Finanzwerten und IT-Aktien: Samsung (3,8%), Taiwan Semiconductors (3,4%), Tencent Holdings (3%), China Mobile (2,4%), AIA-Group (2,3%).

MSCI Emerging Markets Asia Index

Auch der MSCI Emerging Markets Asia ist mit gut 540 Einzelwerten sehr breit gestreut. Er beinhaltet allerdings ausschließlich die acht Emerging Markets des MSCI AC Asia ex Japan Index - Hongkong und Singapur sind also nicht vertreten. Aber auch hier ist China mit 36,6% am stärksten gewichtet. Es folgen Südkorea (21,2%), Taiwan (18,8%) und Indien (10%). Andere Länder im Index sind Indonesien, Malaysia, Philippinen und Thailand. Insgesamt deckt der MSCI EM Asia ebenso 85% der Marktkapitalisierung in diesen Ländern ab. Bei den Sektoren geben Finanzwerte und IT-Unternehmen im Index klar den Ton an (je 26-28%). Die nächstgrößeren Branchen sind Industriewerte, zyklische Konsumgüter und Telekommunikation (je 6-8%). Bei den Einzelwerten machen die zehn größten Positionen gut 25% aus. Dazu gehören: Samsung (4,7%), Taiwan Semiconductors (4,2%), Tencent Holdings (3,7%), China Mobile (2,9%), China Construction Bank (2,6%). Gerade bei Südkorea macht eine Handvoll großer IT-Konglomerate (Samsung, LG und Hyundai) mit den dazugehörigen Unternehmen über die Hälfte des Länderexposures aus.

MSCI Pacific ex Japan Index

Ausschließlich entwickelte Märkte in der Region Asien-Pazifik enthält der MSCI Pacific ex Japan: Mit seinen 146 Einzelwerten deckt der Index 85% der Marktkapitalisierung in Australien (59%), Hong Kong (28%), Singapur (12%) und Neuseeland (1%) ab. Auf Länderebene ist der Index also alles andere als diversifiziert. Die australische Wirtschaft ist in den vergangenen 20 Jahren dank reichhaltiger Rohstoffvorkommen um durchschnittlich 3,5% gewachsen. Für das laufende Jahr wird ein Plus von 3% erwartet. Wesentlicher Wachstumstreiber ist die Förderung von Flüssiggas, wobei China der zweitgrößte Abnehmer ist. Insofern hängt die Wirtschaft Australiens am Tropf des chinesischen Wachstums. Bei der Branchenaufteilung ist der Diversifikationseffekt ebenfalls gering, da Finanzwerte als größter Sektor 55% ausmachen. Danach kommen Industrieunternehmen (10,5%), Rohstoffe (10%) und zyklische Konsumgüter (5,2%). Der MSCI Pacific ex Japan ist etwas kopflastiger als die anderen vorgestellten Indizes: die Top-10-Werte machen gut 40% aus, sechs davon sind Finanzunternehmen. Die größten Einzelwerte sind Commonwealth Bank of Australia (6,7%), Westpac Banking (5%), AIA Group (5%), BHP Billiton (4,6%) und die ANZ Banking Group (4,4%).

ETFs mit Schwerpunkt Asien

Von den vorgestellten Indizes ist das meiste Vermögen in ETFs auf den MSCI AC Far East es Japan investiert: Die beiden Produkte in unserer Auswahl unten haben ein Gesamtvolumen von etwas über 2,2 Milliarden Euro. Darunter befindet sich auch der älteste und zugleich größte ETF auf Ostasien-Aktien, der vom Marktführer iShares kommt.

Tabelle: ETFs auf Breite Asien-Aktienkörbe
Asien-ETFs


Die ETFs auf den MSCI Emerging Markets Asia – er beinhaltet ausschließlich asiatische Schwellenländer – verwalten insgesamt ein Vermögen von gut 1,58 Milliarden Euro. Die entsprechenden Produkte sind zwischen vier und acht Jahren auf dem Markt. Etwas weniger, knapp 1,48 Milliarden Euro, verwalten die sieben ETFs unserer Auswahl, die den MSCI Pacific ex Japan abbilden. Von Anlegern eher vernachlässigt ist der MSCI AC Asia Pacific ex Japan: Das Gesamtvolumen der drei ETFs unserer Auswahl liegt bei etwas über 380 Millionen Euro.

Ruhigere Fahrt mit breiten Aktienkörben

Hinsichtlich der Wertentwicklung liegen ETFs auf breite Asien-Indizes auf mittelfristige Sicht sehr nah beeinander. In den vergangenen drei Jahren brachten sie eine annualisierte Rendite von zwischen 12,4% und 13,3%. Dabei sind reine Asien-Produkte, die Schwellenländer und entwickelte Märkte beinhalten, etwas besser gelaufen als die weniger diversifizierten ETFs auf den MSCI Pacific ex Japan. Auf fünfjahres-Sicht haben letztere allerdings leicht die Nase vorn. Insgesamt beläuft sich das jährliche Plus seit 2010 auf 7,6% bis 9,8%.
Im laufenden Jahr zeigt sich jedoch ein deutlicherer Performance-Unterschied: breite Asien-Indizes sind besser gelaufen als Produkte, die Australien und Neuseeland beigemischt haben: um knapp 14% ging es bei ETFs auf den MSCI AC Far East in diesem Jahr nach oben, plus 13% sind es beim Asia ex Japan. Mit einem Plus von 9,8% liefen ETFs, die den Australien-lastigen MSCI Pacific ex Japan abbilden, vergleichsweise schwach.
ETFs, in denen Australien sehr stark gewichtet ist, zeigen auch relativ ungünstige Risikokennzahlen. Der maximale Wertverlust in den vergangenen drei Jahren belief sich auf gut 13,3%. Etwas weniger holprig ging es bei den breiteren Asien-Indizes zu, wobei es iShares-ETF auf dem MSCI AC Far East ex Japan auf Dreijahres-Sicht mit einem maximalen Minus von 7,5% insgesamt am wenigsten stark nach unten gezogen hat.

Bei Amundi und iShares ist es am günstigsten

Kommen wir nun zu den Kosten. Die günstigsten ETFs sind der Amundi ETF MSCI EM Asia, der auf Schwellenländer setzt, und der iShares Core MSCI Pacific ex Japan, der nur Industrieländer enthält. Jeweils sind Kosten in Höhe von 20 Basispunkten pro Jahr fällig. Ebenfalls recht günstig wird der MSCI AC Asia abgebildet – das entsprechende Produkt kommt aus dem Hause UBS. Die Preisspanne markiert nach oben eindeutig iShares. Für den ETF auf den MSCI-Index auf ostasiatische Aktien werden 74 Basispunkte in Rechnung gestellt. Das ist angesichts der Größe des Fonds von 2,1 Milliarden Euro hoch. Die günstigere Alternative bietet HSBC, bei der 60 Basispunkte fällig sind.

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Über den Autor

Michael Haker  Michael Haker ist Research Editor bei Morningstar.