Defensive Mischfonds: Zeichnet sich das Ende der Erfolgsgeschichte ab?

Nachdem wir in unserem letzten Update zur Allokation der ausgewogenen und defensiven Mischfonds auf die aktuelle Aufstellung der Fonds und die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr eingegangen waren, schauen wir uns nun die Renditetreiber der defensiven Mischfonds näher an.

Barbara Claus 16.06.2015
Facebook Twitter LinkedIn

Nach einer beispiellos langen Rallye an den Rentenmärkten scheint nun das Ende der Fahnenstange erreicht, zumindest wenn man, wie die meisten Anleger, nicht von einem Deflationsszenario ausgeht. Zinsen auf risikolose Anlagen gibt es praktisch nicht mehr, worunter vor allem als risikoarm geltende Anlagen, wie defensive Mischfonds, besonders leiden sollten. (Bei Morningstar definieren wir defensive Mischfonds als Fonds, deren Aktienquote in der Regel nicht höher als 35% liegen darf.)

In den letzten Jahren hat sich das niedrige Zinsniveau in den Fonds nicht bemerkbar gemacht, da ihre Wertentwicklung sich bedingt durch beständig sinkende Renditen auf der Rentenseite und zumeist steigende Aktienmärkte gut behaupten konnte. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Luft auch für diese Fonds zunehmend dünner wird, wie die Korrektur bei Staatsanleihen in den letzten Monaten zeigt.

Wie sich defensive Mischfonds in den letzten drei Jahren geschlagen haben

Die Wertentwicklung der global aufgestellten defensiven Mischfonds gab Anlegern in den letzten Jahren keinen Grund zur Klage. Bei einer Standardabweichung von lediglich 2,61% erzielten defensive Mischfonds im Schnitt in den letzten drei Jahren eine sehr attraktive Rendite von 5,92%.

Natürlich gilt auch bei Mischfonds: Je offensiver das Mischfondsprofil ist, desto mehr ist in der Regel für Anleger zu holen. So wurde in der aggressiven Kategorie eine Wertentwicklung von 19,19% bei einer, bedingt durch eine lange Phase steigender Aktienmärkte, historisch niedrigen Standardabweichung von 5,29% erzielt. Einzig die flexiblen Mischfonds enttäuschten gegenüber der ausgewogene Kategorie, die eine eingeschränktere Aktienbandbreite von 35-65% aufweist, erneut. Diese Beobachtung, die auf begrenzte Markttiming-Fähigkeiten der Manager (in Summe) schließen lässt, haben wir bereits mehrmals thematisiert.

 

Quelle: Morningstar Direct

Fakt ist, dass Anleger in defensiven Mischfonds bislang insgesamt sehr gut gefahren sind, vor allem im Hinblick auf andere risikoarme Anlagen wie beispielsweise Festgeld. Auch wenn es nicht möglich ist, die zukünftige Marktentwicklung vorherzusehen, habe ich Zweifel, dass dies ohne weiteres wiederholbar ist.

Woraus die gute Wertentwicklung defensiver Mischfonds in den letzten Jahren resultierte

Defensive Mischfonds zeichnen sich generell durch ihre Anleihenlastigkeit aus, wobei die Kategorie allerdings ein weites Feld ist: Dazu zählen sowohl sehr konservative Investments mit durchschnittlichen Aktienquoten im einstelligen Prozentbereich als auch Fonds, deren Aktienquote sich konstant am oberen Rand der Kategorie-Bandbreite (35%) bewegt. Im Schnitt lag die Aktienquote in dieser Kategorie per Ende März 2015 bei 22%, deutlich höher als beispielsweise im Herbst 2011, als diese lediglich bei 17,23% lag.

Wertentwicklung der Kategorie Mischfonds EUR defensiv - Global sowie ausgewählter Indizes

Quelle: Morningstar Direct, Daten per 31.05.2015

Die obige Tabelle gibt Aufschluss über die Haupttreiber der Wertentwicklung der defensiven Mischfonds. Performancebeiträge durch aktive Asset Allocation und Titelselektion sowie Kosten auf Fondsebene bleiben bei dieser Untersuchung außen vor.

Zunächst fällt die gute Wertentwicklung der Aktienmärkte in den meisten der betrachteten Jahre auf, die sicherlich auch einer der größten Performancebringer in den Fonds war. Legt man nun aber eine fiktive Gewichtung von 20% in globalen Aktien, 40% in Staatsanleihen sowie jeweils 20% in Corporate Bonds und Kasse zugrunde, zeigt sich im langjährigen Durchschnitt ein ganz anderes Bild: Staatsanleihen bester Bonität, hier gemessen am REXP Index, waren die größten Performancebringer, da sie im Gegensatz  zu Aktien (mit Ausnahme von 2013) kein Verlustjahr  zu verzeichnen hatten. Die Tabelle zeigt zudem die in der Vergangenheit stabilisierende Wirkung von Bundesanleihen in Phasen fallender Aktienmärkte (negative Korrelation zu Risikoanlagen in fallenden Märkten).

Wertentwicklung eines fiktiven defensiven Mischfonds mit statischer Asset Allocation:

 

Bildet man den Durchschnitt der einzelnen Jahre von 2007 bis 2014, dann erzielte die Staatsanleihenseite in unserem konstruierten defensiven Mischfonds einen Performancebeitrag von 1,83% pro Jahr, was über dem Beitrag der Aktienseite von 1,66% lag. Es überrascht, dass Corporate Bonds, die mit 20% genauso hoch wie Kasse gewichtet waren, mit 0,10% am wenigsten zur Fondsperformance beitrugen, während die Kasseposition, gemessen am EONIA-Index, immerhin im Schnitt noch auf 0,23% pro Jahr kam.

Fazit

Die gute Wertentwicklung der defensiven Mischfonds war in den letzten Jahren stark von der guten Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte getrieben. Aktien und Staatsanleihen lieferten in den meisten Jahren deutlich positive Performancebeiträge, gleichsam eine Win-Win-Situation für Anleger. In den letzten Monaten haben sich die Kurse der Staatsanleihen allerdings aufgrund der steigenden Renditen negativ entwickelt, und auch die Aktienmärkte waren kein Selbstläufer mehr und entwickelten sich volatiler als zuvor. Aktuell weist daher einiges darauf hin, dass sich die gute Performance der defensiven Mischfonds als konservative Renditebringer nicht mehr eins zu eins in die Zukunft fortschreiben lässt.

Bei unserer Untersuchung spielt neben der Performance allerdings auch das Risiko der Fonds eine bedeutende Rolle. Im dritten und letzten Teil unserer Mischfondsserie gehen wir daher auf die Risiken der defensiven Mischfonds, vor allem auch im Hinblick auf die turbulenten Monate des aktuellen Jahres, ein. Dabei untersuchen wir auch, welche Produkte die höchsten Performanceeinbrüche auf Monatsbasis zu verzeichnen hatten und welche Fonds sich auffallend gut geschlagen haben.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Barbara Claus

Barbara Claus  war von 2012 bis 2019 Fondsanalystin bei Morningstar.