Haben aktive Manager 2015 Chancen?

Laut dem Credit Suisse Strategen Michael Mauboussin werden in der Diskussion um die Qualität aktiver Fondsmanager die Rahmenbedingungen des Kapitalmarktumfelds vernachlässigt. „Talent bringt nichts, wenn die Chancen nicht da sind“.

Ali Masarwah 20.04.2015
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Die schwache Performance vieler aktiver Fondsmanager im vergangenen Jahr kam für die Fondsbranche zur Unzeit. Zunehmend mehr Geld wird von aktiv verwalteten Fonds bzw. Fondsmanagern abgezogen und in Indexfonds investiert -- Meldungen über das Versagen vieler Fonds wirken da wie Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die der Passivierung von Kapitalanlagen das Wort reden. Die Stimmung hat sich nicht nur unter Investoren aufgeheizt. Selbst Regulierungsbehörden treten auf den Plan. Erst im vergangenen Monat nahm die Norwegische Aufsicht einen aktiv verwalteten Fonds von DNB Asset Management unter die Lupe und ordnete laut Medienberichten wegen zu großer Indexnähe eine Gebührensenkung an.

Differenzierung tut Not! Wir haben uns vor einigen Wochen aktiv verwaltete, global investierende Aktienfonds vorgenommen, die 2014 eine noch schlechtere Bilanz als das schon sehr schlechte Jahr 2011 verbuchen mussten. Die Schlagzeile: Nur 12% der Fonds gelang es, den MSCI World zu übertreffen. Im Detail zeigte sich bei unserer Auswertung, dass bis zu 40% der aus Europa verwalteten global investierenden Aktienfonds den MSCI World nicht oder nicht ausschließlich als Messlatte verwenden. Viele europäische Fondsmanager wählen weniger USA-lastige Indizes als Referenzmarkt. Eine synthethische MSCI Benchmark mit einem größeren Europa-Gewicht ergab laut unserer Untersuchung immerhin eine Outperformer-Quote von 32% (lesen Sie hier mehr).

Verschenktes Talent: Ein Basketball-Star auf der Ersatzbank 

Auf unserer Investmentkonferenz Ende März in Amsterdam lieferte Michael Mauboussin, Kapitalmarktstratege bei der Credit Suisse, auf einem Podium weitere Erkenntnisse zur Frage nach dem Wert von aktivem Management, indem er die Rahmenbedingung, die Fondsmanager an den Kapitalmärkten vorfinden, als zusätzlichen Faktor ins Spiel brachte. „Die Debatte dreht sich viel zu sehr um den Faktor Talent als entscheidende Größe, aber Fondsmanager müssen auch Chancen an den Kapitalmärkten vorfinden“, sagte Mauboussin. Er zog die Parallele eines hochtalentierten Basketball-Spielers, der nicht zum Einsatz kommt. „Dann macht das Talent keinen Unterschied, denn die Gelegenheit zum Einsatz war nicht da“, so Mauboussin.

Mauboussin konnte 2014 gleich mehrere nachteilige Konstellationen ausmachen. Zum einen arbeitete der Faktor „Größe“ gegen die Fondsmanager. Aktive Fondsmanager neigen typischerweise dazu, Nebenwerte überzugewichten. Diese Wette ging 2014 in den meisten Märkten daneben: Standardwerte lagen vorn. Dieses Ergebnis, das Mauboussin in erster Linie für den US-Fondsmarkt konstatierte, war auch ein Grund für die Underperformance globaler Aktienfonds, die wir untersucht hatten. Neben des hohen Gewichts von Nebenwerten hatten wir auch auf den recht hohen (Off-Benchmark-)Anteil an Emerging Markets in globalen Fonds angemerkt, die 2014 ebenfalls einen schlechten Lauf hatten.

Für US-Fondsmanager identifizierte Mauboussin einen weiteren Nachteil: Die geringe Dispersion der Renditen am Aktienmarkt 2014. Die Performance aktiver Fondsmanager war in den USA laut Mauboussin dann am besten, wenn die Unterschiede zwischen den Renditen der Aktien am Markt groß waren. Er illustrierte das an der historischen Bilanz: In den 1970er und 2000er Jahren war die Bilanz aktiver Fondsmanager besser als in den 1980er und 1990er Jahren, wie aus der unteren Grafik hervorgeht. (Details zu dieser These finden Sie in einem Aufsatz, den Mauboussin mit Dan Callahan jüngst verfasst hat. Lesen Sie mehr hier)

Aktive Manager müssen also nicht nur Talent mitbringen, sie müssen auch Chancen vorfinden, die es ihnen ermöglichen, den Markt, auf dem sie operieren, zu übertreffen. Eher in Ungefähren blieb Mauboussins, als es um die Frage nach der Zukunft des aktiven Asset Managements ging. Ja, so der Credit-Suisse-Stratege, passive Manager würde derzeit den aktiven das Leben schwer machen. Allerdings werde es immer „ineffiziente Flecken“ an den Märkten geben, auf denen aktive Manager zeigen könnten, dass sie ihre Gebühren Wert seien.

Er glaube, dass Fondsmanager dann ihre Stärken am besten ausspielen, wenn die Märkte über Gebühr pessimistisch oder optimistisch sind. Wenn sich die Aktienkurse zu weit von ihrer fairen Bewertung entfernten, könnten Fondsmanager, so Mauboussin, von der Unerfahrenheit der Privatanleger profitieren und die Masse der Anleger übertreffen. Voraussetzung sei allerdings, dass es sich um wirklich aktive Fondsmanager handelt. Und die müssen wiederum talentiert sein.

Mitarbeit: Matias Möttölä, Morningstar Finland

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich