Anleger strafen Aktienfonds im September ab

Volatile Märkte und der Abgang von prominenten Fondsmanagern bewirken hohe Geldabflüsse aus einigen Aktien- und Bond-Fondskategorien. Mischfonds erneut sehr stark gefragt. Der europäische Morningstar Fondsabsatz-Bericht.

Ali Masarwah 03.11.2014
Facebook Twitter LinkedIn

Der verschlechterte Wirtschaftsausblick für die Eurozone, nervöse Bond-Märkte sowie der Wechsel einiger prominenter Fondsmanager -- zu nennen ist hier vor allem PIMCO-Gründer Bill Gross -- haben einen Ausverkauf in einigen Anlagesegmenten im September bewirkt. Wie aus den Morningstar-Absatzschätzungen hervorgeht, wurden im September 2,33 Milliarden Euro netto europaweit aus Aktienfonds abgezogen.

Infolge des fortdauernden Ausverkaufs von riskanten Unternehmensanleihen (high yield) mussten auch einige Bond-Fondskategorien Federn lassen. Da jedoch diversifizierte und flexible Rentenfonds sowie Unternehmensanleihefonds, die sich auf Investment-Grade-Papiere fokussieren, hohe Zuflüsse erreichten, konnten Rentenfonds im September per Saldo Zuflüsse von 7,05 Milliarden Euro verzeichnen. Das war deutlich unter dem Durchschnitt in diesem Jahr.

Uneingeschränkt positiv war die Absatzbilanz von Mischfonds, die erneut die höchsten Zuflüsse unter allen großen Anlageklassen verbuchen konnten. Sie sammelten netto 13,12 Milliarden Euro ein. Auch alternative Fonds konnten mit 3,16 Milliarden Euro eine deutlich positive Vertriebsbilanz verbuchen. Vor allem Multistrategie-Fonds, die funktional ebenfalls zur Großgruppe der Mischfonds gezählt werden können, vereinten hohe Mittelzuflüsse auf sich.

Unter den großen Fondsgruppen fiel die Vertriebsbilanz im September bei Geldmarktfonds eindeutig negativ aus. Hier wog die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank, die die Rendite dieser kurzfristigen Anlageprodukte weiter drückte, eindeutig schwerer als die volatilen Aktien- und Rentenmärkte. Vor allen in Frankreich und -- deutlich weniger -- in Deutschland aufgelegte Geldmarktfonds mussten hohe Abflüsse hinnehmen. Per Saldo zogen Investoren 8,78 Milliarden Euro aus Geldmarktfonds ab.

Tabelle: Mittelflussbilanz nach Asset-Klassen in Europa (ex Dachfonds)

Ein Blick auf die Absatzbilanz nach Morningstar-Fondskategorie zeigt, dass US-Dollar-Hochzinsanleihen mit Abflüssen von 3,08 Milliarden Euro die höchsten Abgänge hinnehmen mussten, gefolgt von global investierenden Hochzinsfonds. Investoren, die Geldflussstatistiken -- nach unserer Meinung mit Fug und Recht --  als antizyklisches Signal verstehen, sollten sich allerdings in Acht nehmen: Auch nach der jüngsten Korrektur bleiben die Renditeabstände bei US-Hochzinspapieren auf hohen Niveaus. Mit einem Aufschlag von 400 Basispunkten über US-Staatsanleihen lag der durchschnittliche Spread im Bank of America Merrill Lynch High Yield Master II Index rund 100 Basispunkte enger als im historischen Durchschnitt. 

Der auch für Experten überraschende Wechsel von PIMCO-Gründer Bill Gross zum US-Konkurrenten Janus Ende September verhagelte der Allianz-Tochter die Vertriebsbilanz und drückte auch die Flüsse bei der Fondskategorie diversifizierte US-Dollar-Rentenfonds in negatives Terrain. 

Auch bei europäischen Aktienfondskategorien war die Vertriebsbilanz im September tiefrot. 11 von 13 paneuropäischen bzw. Eurozonen-Aktienfondskategorien mussten Abflüsse von 4,49 Milliarden Euro hinnehmen. Hier dürften die Bedenken von Anlegern über die konjunkturellen Perspektiven der Eurozone im Mittelpunkt gestanden haben. Doch es gibt auch Sonderfaktoren. Die Kategorie der flexiblen Europa-Aktienfonds musste vor allem aufgrund einer Fondspersonalie Federn lassen: Francisco Paramés verlässt Bestinver Asset Management und macht sich selbstständig. Diese Nachricht, die Ende September bekannt wurde, bewirkte in wenigen Tagen Abflüsse von knapp 900 Millionen Euro aus den europäischen Fonds der Spanier. Auch der Abgang von Julie Dean von Schroders verhagelte nicht nur die Bilanz des Fonds Schroder UK Opportunities, sondern zog auch Flüsse der Kategorie der flexibel investierenden britischen Aktienfonds ins Minus. 

Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im September

Die höchsten Zuflüsse konnten dagegen diversifizierte Euro-Rentenfonds verbuchen. Hier hatte der Erfolg viele Väter: Fonds von Swiss RE, Pioneer, La Caixa und Santander verzeichneten die höchsten Zuflüsse.

Ein gewohntes Bild zeigte sich im September bei den beiden defensiven Mischfonds-Kategorien der globalen bzw. europäisch investierenden defensive Mischfonds. Sie stellten erneut etliche Top-Seller. JPMorgan, Ethenea und Sandander zählten hier zu den Hauptprofiteuren.

Rentenfonds für globale Währungen sowie Multistrategie-Fonds waren ebenfalls stark gefragt. Bei ersterer Gruppe zählten die großen Templeton-Flaggschiffe Templeton Global Bond und Templeton Global Total Return zu den Gewinnern. Bei der alternativen Multistrategie-Fonds waren die beiden Global Absolute Return Strategies (GARS) Produkte von Standard Life erfolgreich. Doch auch in der zweiten Reihe gab es Erfolge. Der DWS Concept Kaldemorgen, der inzwischen das Morningstar Analyst Rating „Bronze“ trägt, profitierte in diesem Jahr von einer guten Dreijahres-Bilanz: Der von Klaus Kaldemorgen verantwortete Multistregiefonds zeigte eine organische Wachstumsrate von 90% in den ersten neun Monaten und zählt mit einem Vermögen von 1,17 Milliarden Euro inzwischen zu den größeren Asset-Allocation-Fonds am europäischen Markt. 

Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Zuflüssen im September 

Auf Ebene der Fondsgesellschaften führen Swiss RE, Pioneer, Insight, Amundi und Union Investment die September-Rankings an. Swiss Re und Pioneer sowie Amundi profitierten von Zuflüssen in Euro-Rentenfonds, und Union Investment war vor allem mit Mischfonds erfolgreich. Interessant ist, dass den Zuflüssen bei den Top-fünf-Anbietern eher konzentrierte Erfolgstories zugrunde lagen. Deutlich heterogener waren die Erfolgsquellen von Franklin Templeton und JPMorgan Asset Management, bei denen zahlreiche Fondskategorien gefragt waren. 

Tabelle: Die Anbieter mit den höchsten Zuflüssen (ex Geldmarkt- und Dachfonds)

Die wohl spektakulärsten Zahlen lieferte im September allerdings das US-Rentenhaus PIMCO – im negativen Sinne. Am Nachmittag des 26. September überraschte die Allianz-Tochter mit der Nachricht, dass Gründer Bill Gross zum Konkurrenten Janus wechselt. In den nachfolgenden 1,5 Handelstagen (die Orders ab dem 30. September erscheinen erst in der Oktober-Absatzbilanz) gaben Anleger vor allem Anteile der von Gross verantworteten Fonds PIMCO GIS Total Return Bond, PIMCO GIS Unconstrained Bond, PIMCO GIS Low Average Duration und PIMCO GIS StocksPlus in großem Stil zurück. Unter dem Strich mussten die PIMCO-Europafonds Rückgaben im Wert von 2,49 Milliarden Euro verkraften. 

Neben Bestinver und Schroders litt auch das britische Haus Baring Asset Management unter dem Abgang von gleich drei prominenten Fondsmanagern: Mitte August wurde ruchbar, dass Andrew Cole, Percival Stanion und Shaniel Ramjee zu Pictet wechseln. Hiernach verlor der von ihnen verwaltete Baring Multi Asset Fund 60% seiner Mittel in nur rund 1,5 Monaten. Das prägte auch die Baring-Absatzbilanz für den September. 

AXA Investment Managers verzeichnete Abflüsse vor allem aufgrund der hohen Rückgaben aus den Hochzinsfonds AXA IM FIIS US Short Duration High Yield und AXA WF US High Yield Bonds. 

Tabelle: Die Anbieter mit den höchsten Abflüssen (ex Geldmarkt- und Dachfonds) 

Zuletzt ein Blick auf die größten Fonds am Markt. Es lassen sich einige zaghafte Trends bestätigen. Wie bereits erwähnt, konnten die beiden großen Rentenfonds von Franklin Templeton ihre positive Tendenz der vergangenen Monaten bestätigen: Vor allem der Templeton Global Bond, der größte Publikumsfonds in Europa, konnte mit Zuflüssen von über 300 Millionen Euro überzeugen. (Aufgrund der hohen Abflüsse im ersten Quartal bleibt die Absatzbilanz für 2014 allerdings tiefrot.).

Beim Mischfonds Carmignac Patrimoine zeichnet sich eine Stabilisierung ab: Im September wurden „nur“ 61 Millionen Euro aus diesem Fonds abgezogen, die niedrigsten Abflüsse in einem Monat seit Dezember 2012. Im laufenden Jahr hat sich die Performance gegenüber der Vergleichsgruppe stabilisiert: 90 Basispunkte liegt der von Edouard Carmignac verantwortete Fonds vor dem durchschnittlichen ausgewogenen Mischfonds.

Unverändert stark läuft der defensive Mischfonds M&G Optimal Income Fund. Er sah im September 531 Millionen Euro an Nettoneugeldern. Im laufenden Jahr verzeichnet der zweitgrößte Fonds Europas ein beeindruckendes organisches Wachstum von 35,5% - mehr als jeder andere der größten Fonds am Markt.

Tabelle: Die Absatzbilanz der 10 größten Publikumsfonds in Europa (ex Geldmarkt)

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich