Die risikoangepasste Rendite besser verstehen

In der Theorie wird angenommen, dass Investoren zu Gunsten einer geringeren Volatilität auf einen Teil ihrer Rendite verzichten. Wir gehen in diesem Artikel auf häufige Fragen zur risikoangepassten Rendite ein.

Adam Zoll 23.10.2014
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Häufig gibt es auf unserer Webseite Hinweise und Verweise zu “Risikoangepasste Rendite”. Was genau bedeutet das?

Denken Sie bei risikoangepassten Renditen an eine Art Ausgleichsfaktor, der die Volatilität eines Fonds mit berücksichtigt. Investoren können dadurch diejenigen Fonds, die höhere Risiken eingehen dadurch und potentiell überdurchschnittliche Gewinne oder Verluste einfahren, mit weniger volatilen Fonds, die dafür stabilere Renditen erzielen, vergleichen. Es wird dabei allerdings angenommen, dass Investoren eher letztere bevorzugen.

Die meisten Anleger achten primär auf die Gesamtrendite, die ein Fonds über einen bestimmten Zeitraum erzielt. Es spielt allerdings auch eine Rolle, wie ein Fonds seine Performance erreicht. Nehmen wir an, zwei Fonds A und B haben im letzten Jahr jeweils 20% Rendite erzielt. Während Fonds A einen relativ konstanten Kursverlauf gezeigt hat, ist Fonds B mit den Anlegern Achterbahn gefahren. Die meisten Anleger würden den konstanten Kursverlauf bevorzugen, da ein Fonds mit wenig Volatilität die Gemüter weniger beunruhigt als ein Fonds mit hohen Kursschwankungen. Zudem ist es wahrscheinlich, dass Anleger bei einem schwankungsanfälligeren Fonds eher ihre Gelder abziehen, wenn es mal etwas heftiger am Aktienmarkt zugeht – was dazu führt, dass sie durch ihr prozyklisches Verhalten eher Verluste realisieren und zukünftige, potentielle Aufwärtsbewegungen verpassen. Selbst wenn Anleger in einem volatilen Fonds nicht zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt verkaufen, werden sie sicher dennoch einige schlaflose Nächte aushalten müssen.

Hier kommen die risikoangepassten Renditen ins Spiel. Man kann sie auf verschiedene Arten berechnen, grundsätzlich geht es aber darum, die Entwicklung eines Fonds in Relation zum eingegangenen Risiko zu betrachten. Dabei basiert der Ansatz von Morningstar auf der so genannten „Erwartungsnutzen-Theorie“ die davon ausgeht, dass der typische Anleger risikoavers ist und für die Aussicht auf mehr Sicherheit sogar bereit ist, auf einen Teil der potentiellen Rendite zu verzichten. Risikoangepasste Renditen bilden das Fundament unseres quantitativen Morningstar Sterne-Ratings. Doch auch andere Kennzahlen, wie beispielsweise die Sharpe Ratio, versuchen risikobereinigte Renditen abzubilden.

Wie sieht die Formel aus?

Die Formel zur Risikobereinigung, die Morningstar verwendet, ist eher technischer Natur und basiert aber auf der Mehrperformance eines Fonds gegenüber einer risikolosen Anlage– Morningstar zieht dafür die Renditekurzlaufender Staatsanleihen heran. Kurz gesagt wird für die risikoangepasste Rendite die Rendite des risikofreien Investments von der Rendite des Fonds abgezogen. (Ausgabeaufschlag und andere Vertriebskosten werden ebenso berücksichtigt.)

Die Formel ist um einen gewissen Grad an die Bereitschaft der Anleger angepasst, zugunsten eines niedrigeren Risikos einen Teil der Rendite zu opfern. Beispielsweise könnte ein Anleger einen Fonds mit moderatem Risiko, der 12% Rendite generiert und einen risikolosen Fonds mit einer Rendite von 8%, als gleichwertig ansehen, da die Chance auf eine höhere Rendite mit einem höheren Risiko erkauft wird. Dazu heißt es in unserem Morningstar Methodikdokument: „In diesem Fall ist der Anleger bereit, 4% der Rendite eines Investments aufzugeben um das Risiko zu eliminieren. Indem die gesamten Renditen in ihre risikolosen Äquivalente umgerechnet werden, kann Morningstar mehrere Fonds auf risikobereinigter Ebene vergleichen. Dadurch wird ein einheitlicher Rahmen geschaffen, um Fonds derselben Kategorie mit unterschiedlichen Risikoprofilen vergleichbar zu machen.“

Das Gleiche, aber anders

Die Morningstar-Methode zur Berechnung der risikoangepassten Rendite ähnelt zwar der Berechnung der Standardabweichung, die die Volatilität eines Fonds über eine bestimmte Zeit misst. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass Morningstar auf fallende Kurse ein größeres Augenmerk legt. Der Grund ist, dass sich Investoren von stark fallenden Kursen für gewöhnlich betroffener zeigen als von stark steigenden Kursen. Fonds, die seltener starke Verluste erleiden, stehen nach unserer Methodik also besser da, als wenn man lediglich die Standardabweichung betrachten würde.

Risikoangepasste Renditen sind uns insbesondere deshalb wichtig, weil sie die Grundlage einer unserer beliebtesten Bewertungsgrößen bilden, des Morningstar (Sterne-)Ratings. Fonds erhalten Ratings zwischen einem Stern (schlechteste Performance) und fünf Sternen (beste Performance), basierend auf der risikoangepassten Rendite über die vergangenen drei, fünf und zehn Jahre in Relation zu den Fonds derselben Kategorie (hier finden Sie Details zu unserem Fondsrating).

Verwandte Kennzahlen

Eine andere Kennzahl für Fonds, der Morningstar Return, wird ähnlich wie die risikoangepasste Rendite berechnet, allerdings ohne eine entsprechende Höhergewichtung der fallenden Kursbewegungen. Beide Kennzahlen werden auch genutzt, um das Morningstar Risiko-Rating eines Fonds zu berechnen. Indem die risikoangepasste Rendite vom Morningstar Return abgezogen wird, kann man das Risikolevel eines Fonds isoliert betrachten. Das Ergebnis wird mit denen der anderen Fonds in derselben Kategorie vergleichen, um das relative Rating zu bestimmen. (Hier finden Sie mehr zur Kennzahlen Morningstar Risk)

Eine weitere Variante der risikoangepassten Rendite ist die Sharpe Ratio. Hierbei setzt man die Überrendite eines Fonds gegenüber einer risikofreien Anlege mit der Standardabweichung (also dem Risiko bzw. der Volatilität) ins Verhältnis. So lässt sich die effektive Performance des Fonds in Relation zum eingegangenen Risiko bestimmen. (Die Sharpe Ratio und andere Volatilitätskennzahlen sind auf unserer Webseite im Fondsresearch unter „Rating und Risiko“ zu finden.) Die Sharpe Ratio ist jedoch nicht hilfreich, wenn die Renditen negativ sind. Die risikoangepasste Rendite, die Morningstar berechnet, kann jedoch, im Gegensatz zur Sharpe Ratio für positive und negative Renditen herangezogen werden. Hier erfahren Sie mehr darüber, wie die Sharpe Ratio funktioniert.

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Über den Autor

Adam Zoll  Adam Zoll is an assistant site editor with Morningstar.com