Outperformer allenfalls mit der Lupe zu finden

Mit dem Sommer kommt für viele Fondsanleger die Ernüchterung. Bilanz der Wertentwicklung einiger Morningstar-Kategorien.

Ali Masarwah 29.08.2014
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Wir haben im ersten Teil unseres Resümees zu den turbulenten Sommermonaten an den Märkten vor allem für deutsche und europäische Aktien eine eher gemischte Bilanz gezogen. Japanische, amerikanische Aktien, globale Renten haben dagegen eher erfreuliche Renditen zwischen Juni und August erzielt, und auch Gold gab sich von seiner glänzenden Seite. (lesen Sie mehr im Artikel Schluckauf? Sommergrippe? Fleckfieber? Die Marktbilanz des Sommers.)

Da der Blick auf die Indizes für Fondsinvestoren erfahrungsgemäß eine eher theorielastige Angelegenheit ist, wollen wir uns nun die Performance einiger wichtiger Fondskategorien etwas genauer anschauen. Wir haben bei einer Auswahl an Morningstar Fondskategorien getroffen, in denen viele europäische Fondsanleger investiert sind.

So lesen Sie die untere Tabelle: Neben der jeweiligen Fondskategorie finden Sie analog zum Vorgehen im ersten Artikel unserer Serie die Performance der Fondskategorien im Zeitraum zwischen 1. Juni und 23. August ermittelt und auch die maximalen Verluste abgetragen. Im nächsten Schritt haben wir die relativen Renditen der Fondskategorien gegenüber ihren Vergleichsindizes in diesem Zeitraum dargestellt. 

Tabelle: Rendite und Risiko einiger Morningstar Kategorien

Wie die obere Übersicht zeigt, konnten während des turbulenten Sommers nur die wenigsten Fonds auf Kategorieebene mit den Märkten Schritt halten. Nur Fonds der Kategorien US Standardwerte Value und schweizer Obligationen konnten besser als ihre Vergleichsindizes (MSCI USA Value bzw. Citi Swiss Government Bond Index) abschneiden. Bei den anderen 18 betrachteten Kategorien konnten aktiv verwaltete Fonds ihre Indizes nicht übertreffen.

Wir wollen die Ergebnisse angesichts des sehr kleinen Zeitfensters von knapp drei Monaten zwar nicht überbewerten, allerdings stimmen uns zwei Umstände bedenklich: Zum einen – und dieser Befund ist gravierend - haben Mischfonds erneut enttäuscht. Unter den 20 Kategorien haben die drei EUR Mischfondskategorien defensiv, ausgewogen und flexibel am schlechtesten gegenüber ihren Indizes abgeschnitten.

Werden flexible Mischfonds jemals liefern?

Besonders ernüchternd fiel einmal mehr die Bilanz der global investierenden flexiblen Mischfonds aus. Diese Fonds können prinzipiell völlig frei zwischen Aktien und Bonds umschichten. Zwischen dem 1. Juni und dem 23. August erzielten diese Fonds im Schnitt eine Rendite von 0,94%. Damit blieben sie drei Prozentpunkte hinter einem 50:50 Aktien-Renten-Index zurück. Auch der maximale Verlust von 2,3% war deutlich höher als beim Index, der nur um maximal 1,42% im Sommer nachgab. Auch bei ausgewogenen und defensiven Mischfonds fiel die Underperformance gegen die Indizes mit 2,72 Punkten bzw. 2,37 Punkten signifikant aus. Angesichts der heute extrem hohen Nachfrage nach Mischfonds kann diese Bilanz den Beobachter nur ernüchtern.

Dieses Zwischenergebnis bestätigt unsere langjährige Beobachtung, dass viele Manager von Mischfonds offenkundig weder auf der Rendite- noch auf der Risikomanagement-Seite zur Zufriedenheit der Anleger agieren können. Vermutlich spielen hier die hohen Kosten dieser Produkte ebenso eine Rolle wie das zu reaktive Verhalten, das vor allem in volatilen Seitwärtsmärkten verheerende Wirkung auf die Performance hat. 

Prozyklisches Umschichten für weniger Anlegerrendite

Die typischen Handlungsmuster sehen wie folgt aus: Steigen die Aktienmärkte, wird das Risiko in den Mischportfolios sukzessive erhöht; bei fallenden Märkten wird prozyklisch die Aktienquote gesenkt. Kein Wunder also, dass das Ergebnis am Ende – zumal nach Abzug der Kosten – häufiger denn nicht unbefriedigend ist.

Der zweite Punkt ist weniger gravierend als die schlechte Bilanz der Mischfonds, sollte aber auch für Stirnrunzeln sorgen. Der maximale Verlust fällt bei aktiven Fonds fast durch die Bank höher aus als bei den Indizes. Auch wenn der maximale Verlust bei einigen Fonds-Kategorien, wie etwa Schweizer Bonds und Schwellenländeraktienfonds, ein Tick geringer ausfiel als bei den Indizes, überwiegt das negative Bild eindeutig. Aktive Manager sind offenbar überwiegend keine guten Risikomanager. 

Doch bevor Anleger das Kind mit dem Bade ausschütten und das vermeintliche Performance-Heil bei Indexfonds sucht, sollte sich vergegenwärtigen, dass bei ETFs Kosten anfallen, weshalb im Schnitt auch diese Fonds hinter ihren Indizes bleiben. Die kritische Würdigung der Bilanz der großen Kategorie-Durchschnitte sollte deshalb Anlass sein, mehr Mühe in die Auswahl des geeigneten Fonds zu stecken. Auch wenn es trivial klingt: Wer mehr als Index-Renditen will, kommt an aktiv verwalteten Fonds nicht vorbei! 

Nach dieser Übersicht stellen wir nun im letzten Teil unserer Mini-Serie über die Sommerperformance 2014 die Frage, ob sich nach der Korrektur an den Börsen in Europa nun der Einstieg für Fondsinvestoren lohnt. Lesen Sie hier unseren Beitrag „Einstiegschance für Fondsanleger?

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich