Anleger haben Aktienfonds und alternative Investments fest im Blick

Ungeachtet des holprigen Starts der Aktienmärkte 2014 suchen Europas Investoren das Risiko – prominente Ausnahme sind Schwellenländer-Fonds, die hohe Abflüsse verbuchen. Der aktuelle Morningstar Fondsabsatz-Bericht. 

Ali Masarwah 08.04.2014
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Anleger haben sich von der kleinen Korrektur im Januar und Anfang Februar nicht beirren lassen und beherzt bei Risiko-Investments zugegriffen. Im Februar konnten Aktienfonds Nettozuflüsse von 9,3 Milliarden Euro verbuchen. Auch Rentenfonds kehrten in den Fokus der Investoren zurück. Wie aus der Morningstar-Absatzstatistik hervorgeht, flossen ihnen 8,3 Milliarden Euro zu. Hier standen flexible Rentenfonds, Unternehmensanleihen und Hochzinspapiere im Vordergrund.

Allerdings machte erneut eine andere Fonds-Katagorie im Vertrieb Furore: Mischfonds sahen Nettozuflüsse von 10,6 Milliarden Euro und waren damit absolut gesehen die am stärksten nachgefragte Publikumsfonds-Gruppe europaweit im Februar. Damit setzte sich der Trend des Vorjahres fort: Privatanleger delegieren zunehmend die Verantwortung für die Auswahl der Anlageklasse an ihren Fondsmanager. (Das impliziert übrigens auch, dass sich Berater zunehmend dieser wichtigen Funktion entledigen!). Dies geht aus der Übersicht über die am stärksten nachgefragten Asset-Klassen im Februar hervor. 

Mit Blick auf den größten gewichteten Zuwächse stachen allerdings alternative Anlagefonds im Februar heraus. Diese hedgefondsähnlichen Strategien konnten mit einer Nettoabsatzleistung von 6 Milliarden Euro organisch um 6,7% zulegen und damit das höchste Wachstum aller Fondskategorien in Europa in diesem Jahr verzeichnen. Das organische Wachstum misst die um die Wertentwicklung bereinigte Steigerung des verwalteten Vermögens.

 

Steht bei alternativen Fonds eine Wachablösung an?

Interessant ist dabei, dass die Kategorie der alternativen Fonds mit Blick auf das verwaltete Vermögen nach wie vor von Standard Life dominiert wird – die beiden Tranchen des Standard Life Global Absolute Return  Strategies weisen ein Vermögen von 31 Milliarden Euro auf. Bei den Zuflüssen haben sich allerdings andere Namen in Februar in den Vordergrund gedrängt. Neben dem Morgan Stanley Diversified Alpha Plus standen bei Anlegern der Schroder GAIA Sirios US Equity Fund und der Alken Absolute Return Europe im Vordergrund – sie verbuchten die höchsten Zuflüsse unter den alternativen Fonds im Februar.

Europa-Aktien werden nach wie vor bevorzugt

Doch kommen wir nun zu den großen Fondskategorien im Detail. Die heterogene Gruppe der „sonstigen Rentenfonds“ verbuchten mit 2,8 Milliarden Euro die höchsten Zuflüsse im Februar. Dazu gehörten vor allem spanische und italienische Laufzeitenfonds. In Zeiten niedriger Zinsen verlieren Garantiefonds wegen der niedrigen Risikobudgets zunehmend an Bedeutung im Vertrieb – stattdessen gehen insbesondere in Südeuropa Banken dazu über, Bond-Fonds mit fixen Laufzeiten (bzw. Kupons) aufzulegen, die nicht mit Garantien unterlegt sind. 

Dass es sich inzwischen bei Privatanlegern herumgesprochen hat, dass europäische Aktien relativ gesehen noch Bewertungsvorteile aufweisen, zeigen die unverändert hohen Zuflüsse in europäische Standardwertefonds, die im Februar gut 2,5 Milliarden Euro netto einsammelten. Davon profitierten vor allem die Gesellschaften Invesco und JPMorgan Asset Management.

Hohe Zuflüsse waren erneut wieder bei konservativen Mischfonds an der Tagesordnung. Auch hier stach das US-Haus Invesco hervor, aber auch der bankenunabhängige französische Vermögensverwalater DNCA, der mit zwei Tranchen des DNCA Eurose gut 400 Millionen Euro einsammelte.

Die großen Verlierer auf Kategorie-Ebene waren im Februar – neben den bereits erwähnten Garantiefonds - erneut Schwellenländer-Fonds. Sechs der zehn Morningstar-Kategorien mit den höchsten Abflüssen waren zumindest mittelbar in den Schwellenländern engagiert, wie aus der unteren Tabelle hervorgeht.

 

Schwellenländer-Bondfonds, die in lokale Währungen investieren, wurden erneut abgestraft. Anleger zogen 2,1 Milliarden Euro aus diesen Fonds ab. Damit verloren die ehemaligen Highflyer im Vertrieb in den ersten zwei Monaten des Jahres 8,5% der zu Jahresbeginn verwalteten Gelder aufgrund der fortdauernden Anlegerflucht. Die stärksten Verluste musste der ehemals größte Fonds dieser Kategorie hinnehmen: Der Pictet Emerging Local Currencies Debt verzeichnete Nettoabflüsse in Höhe von 570 Millionen Euro – in den vergangenen 12 Monaten beliefen sich die Abflüsse auf 3,4 Milliarden Euro. Das verwaltete Vermögen reduzierte sich in den vergangenen 12 Monaten beim Pictet-Fonds um weitere 1,7 Milliarden Euro, wenn man die Performance-Verluste hinzuaddiert.

Schwellenländer-Aktienfonds ließen im Vertrieb mit Abflüssen von 1,8 Milliarden Euro ebenfalls kräftig nach. Bei den Verlierern stachen erneut die großen Fonds von Aberdeen hervor. Die großen drei Produkte der Schotten – Aberdeen Emerging Markets Equity, Aberdeen Global Emerging Markets Equity und Aberdeen Global Emerging Markets Small Companies – büßten rund 560 Millionen Euro in einem Monat ein – Seit März 2013 verloren diese Fonds 6,5 Milliarden Euro aufgrund von Anteilsscheinrückgaben.

Anleger-Schreck Bond-Fonds: sie können auch verlieren

Hinter den hohen Abflüssen von 1,5 Milliarden Euro aus globalen Rentenfonds, eine weitere Verlierer-Kategorie, steckten zu einem großen Teil die beiden großen Templeton-Fonds, Templeton Global Bond und Templeton Global Total Return, die 1,2 Milliarden bzw. 950 Millionen Euro an Abflüssen verkraften mussten. Diese Fonds, die von dem prominenten Fondsmanager Michael Hasenstab verwaltet werden, zählen zu den weltgrößten Schwellenländer-Investoren überhaupt. Die beiden in Europa domizilierten Produkte bringen zusammen gut 55 Milliarden Euro auf die Waage.

Obwohl beide Fonds über Morningstar Analyst Ratings „Silver“ bzw. „Bronze“ verfügen, müssen Anleger die speziellen Risiken verstehen, die mit einem Investment in diesen Fonds verbunden sind. Der rund 29 Milliarden schwere Templeton Global Bond zählte zu den besten global investierenden Fonds im vergangenen Jahr, büßte aus Sicht des Euro-Investors 2013 dennoch 3,1% ein. Für so manchen Rentenfondsanleger könnte eine negative Wertentwicklung eine gleichermaßen ungewöhnliche wie unangenehme Erfahrung sein. (In Zeiten steigender Langfristzinsen könnte ein derartiges Bild indes zur Normalität der nächsten Jahre gehören.)

Auch Carmignac kommt 2014 nicht zur Ruhe

Damit kommen wir nun zu einer Übersicht über die Absatzbilanz der großen Fonds Publikumsfonds in Europa. Die bereits erwähnten beiden Templeton-Fonds mussten unter den europäischen Mega-Fonds die größten Abflüsse hinnehmen. Auch der Mischfonds Carmignac Patrimoine kommt derzeit nicht zur Ruhe. Der drittgrößte Wertpapierpublikumsfonds in Europa musste Abflüsse von 730 Millionen Euro im Februar hinnehmen. Seit 2009 konnte der ausgewogene Mischfonds in keinem Jahr einen 50:50-Aktien-Renten-Index übertreffen und liegt in diesem Jahr per Ende März mit einer negativen Performance  von rund 0,8% im 96. Perzentil seiner Fonds-Vergleichsgruppe. 

Tabelle: Absatzbilanz der größten Wertpapierfonds in Europa im Februar

Hohe Abflüsse waren beim PIMCO GIS Total Return Bond Fund auch im Februar an der Tagesordnung, wenn auch in einem reduzierten Umfang – 577 Millionen Euro flossen aus der europäischen Variante des von PIMCO-Gründer Bill Gross verantworteten Fonds ab. Mit einem leichten Plus von 1% per Ende März lag der Fonds abgeschlagen im 85. Perzentil der diversifizierten US-Dollar-Rentenfonds.

Unter den größten Wertpapierfonds konnte der M&G Optimal Income Fund mit knapp einer Milliarde Euro an Zuflüssen im Februar seine Erfolgsgeschichte im Vertrieb fortsetzen. Erfreulicherweise läuft es bei diesem konservativen Mischfonds nicht nur im Vertrieb, sondern auch bei der Anleger-Performance rund: Seit Jahren zählt dieser Fonds zu den besten seiner Kategorie. Per Ende März legte der von Richard Woolnough gemanagte Fonds aus Sicht von Euro-Investoren in diesem Jahr um 1,8% zu. Er liegt damit im 32. Perzentil seiner Peer Group.

Auch der BGF Global Allocation Fund hatte eine positive Absatzbilanz im Februar. Er sammelte netto 470 Millionen Euro ein.

Der PIMCO Global Investment Grade Credit Fund zählte ebenfalls zu den Gewinnern im Februar. Nach einer längeren Durststrecke im Vertrieb 2013 konnte der US-Dollar-Unternehmensanleihefonds in diesem Jahr bereits gut 500 Millionen Euro netto einsammeln. Dies spiegelt zum einen die stabilere Performance des Fonds, aber auch die gestiegene Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Dollar-Unternehmensanleihe-Emissionen wider.

 

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich