Immobilien-Aktien: Vorteil Großbritannien

Der Immobilienmarkt geht rosigen Zeiten entgegen. Das behauptet zumindest Jones Lang LaSalle, ein globaler Immobilienspezialist. Investoren können über ETFs ein breit gestreutes Immobilienportfolio kaufen. Unser wöchentlicher Bericht über Indizes, ETFs - und ihre Kosten.

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Die globale Wirtschaft erholt sich zunehmend – vor allem in Europa. Zugleich sind die Zinsen auf Rekordtiefs angelangt. Zuletzt senkte die Europäische Zentralbank den Leitzins, den Hauptrefinanzierungssatz, auf das historische Tief von 0,25%. Beides sollte dem Immobilienmarkt helfen. Laut Jones Lang LaSalle wird das Transaktionsvolumen in Europa 2013 zwischen 5 bis 10% auf über €161 Milliarden wachsen. Insbesondere weisen Großbritannien, Deutschland und Frankreich ein starkes Wachstum auf. Aber auch kleinere Märkte im Süden des Kontinents und in Zentraleuropa machen mit ermutigenden Wachstumszahlen auf sich aufmerksam. Auf Grund fehlender Liquidität verzeichneten Länder wie Spanien oder Polen in der Vergangenheit jedoch nur schwache Zuwachsraten.

In der Vergangenheit war es für Investoren kompliziert, in Immobilien im großen Stil zu investieren. Mittlerweile können Anleger jedoch dank ETFs problemlos so genannte REITS (steht für Real Estate Investment Trusts) in ihr Portfolio legen. REITS peilen konstante Dividendenrenditen an und sind daher für einkommenshungrige Investoren besonders gut geeignet, vor allem in Zeiten niedriger Zinsen. Diese Form der Immobilienanlage bietet Investoren Zugang zu einer relativ illiquiden Anlageklasse mit aktienähnlichen Renditen und anleiheähnlichem Einkommen.

REITS korrelieren stark mit Aktien - und haben dennoch einige Vorteile

Dennoch sollten sich Investoren im Klaren sein, dass sich ein direktes Immobilieninvestment anders verhält als eine Anlage via Immobilienaktien bzw. ETFs auf Immobilienaktien. So weisen REITS-ETFs eine relativ hohe Korrelation zu den Aktienmärkten auf und bieten daher nur begrenzte Diversifikationsmöglichkeiten in einem Aktienportfolio. Dennoch besitzen Immobilienaktien eine Reihe an Vorteilen gegenüber einer Direktanlage. Zum Beispiel sind weder Kredite noch Instandhaltungskosten nötig, zudem sind ETFs wesentlich liquider. Außerdem sollten Anleger beachten, dass hinter Immobilienaktien meist ein Investment in gewerbliche Immobilien steht und nicht Wohnimmobilien, die ein anderes Rendite-Risiko-Profil aufweisen.

In unserer heutigen Analyse haben wir uns auf ETFs konzentriert, die europäische Immobilienaktien abbilden. Insgesamt haben Investoren die Auswahl zwischen 10 ETFs, wobei es zwei Anteilsklassen für den UBS ETF gibt; eine für Privatinvestoren, eine für institutionelle Anleger.

Unwahrscheinlicher Gewinner: der britische Immobilienmarkt

Wie der Blick auf die Tabelle unten zeigt, gibt es große Performance-Unterschiede bei den einzelnen Indizes. Mit Abstand am besten ist der iShares UK Property gelaufen, mit einer Jahresrendite von über 13%. Hierbei ist aber anzumerken, dass dies der einzige ETF ist, der lediglich den Markt in Großbritannien abdeckt. Alle anderen ETFs, bis auf UBS, bilden Pan-Europäische Indizes ab.

Tabelle: Die zehn größten Reits-ETFs im Überblick

Insgesamt gibt es jedoch bei den Immobilien-ETFs nicht zu vernachlässige Performanceunterschiede. Die UBS-ETFs schneiden mit einer annualisierten Performance von 4,8% bzw. 4,9% über die letzten drei Jahre mit am schlechtesten ab. Aber auch hier ist der Referenzwert „schuld“, da dieser lediglich den Schweizer Markt abdeckt. Nur der iShares European Property Yield Index schneidet mit einer Rendite von 2% p.a. über die letzten drei Jahre noch schlechter ab. Dies kann an der starken Gewichtung der Niederlande (37%) liegen, da dieser Markt in den letzten Jahren ein überschaubares Wachstum aufweist. Zudem schließt dieser ETF den Markt in Großbritannien aus, der in den letzten drei Jahren sehr gute Renditen erzielen konnten.

Abgesehen von den Kosten, die wir im nächsten Abschnitt diskutieren, sollten Investoren bei der Auswahl eines Immobilien-ETFs also genau auf den Referenzwert schauen. Zwischen dem schlechtesten ETF und dem besten liegen  über einen Dreijahreszeitraum 9% p.a.; die Kosten machen hier sicherlich einiges weniger aus.

Kommen wir nun zu den Kosten. Bei ETFs fallen vielfältige Gebühren an. Die Management-Gebühren sind dabei das eine. Das andere sind die Gebühren, die beim An- und Verkauf anfallen, die Spreads. Wir haben schon häufiger darauf hingewiesen, dass Anleger neben der Management-Gebühr diese oft übersehene Kostenkomponente beachten sollten (lesen Sie hier mehr).  Neben den wichtigsten Kennzahlen der ETFs am Markt enthält unsere Tabelle auch eine Aufschlüsselung der Kostenkomponenten.

Europäische REITS-ETFs punkten mit engen Spreads

In den 30 Handelstagen vom 24. Oktober bis zum 4. Dezember weist der iShares European Property Yield ETF mit 16 Basispunkten den engsten Spread auf. Der EasyETF FTSE EPRA Europe und der ComStage STOXX Europe 600 Real Estate folgen mit jeweils 17 Basispunkten dicht dahinter auf den Plätzen. Auch der db x-trackers FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe ist mit einem Spread von 18 Basispunkten noch konkurrenzfähig. Die übrigen ETFs weisen wesentlich weitere Spreads auf. Der UBS ETF (CH) SXI Real Estate Funds I ist mit 62 Basispunkten am teuersten. Hierbei handelt es sich aber zum einen um ein reines Investment auf den Schweizer Immobilienmarkt, zum andere um die institutionelle Anlageklasse, die eher OTC (Over-the-counter) gehandelt wird und dadurch an der Börse recht illiquide ist. Mit 46 Basispunkten ist auch der Lyxor FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe recht teuer, insbesondere relativ zum direkten Konkurrenzprodukt von db X-trackers.

Auch bei den Management-Gebühren sollten Investoren ihre Hausaufgaben machen. Zwischen den günstigsten ETFs von UBS und ComStage und dem teuersten von EasyETF liegen 40 Basispunkte.

Aber auch bei den Estimated-Holding-Costs sind die Unterschiede beachtlich. So bietet der ComStage STOXX Europe 600 Real Estate mit 7 Basispunkten das mit Abstand beste Tracking an. Erst mit 21 Basispunkten folgt das Produkt der Deutschen Bank auf dem zweiten Platz. Mit Abstand am teuersten ist der EasyETF mit 115 Basispunkten, obwohl dieser bei den Spreads einer der günstigsten Produkte ist. Dies liegt wahrscheinlich unter anderem an den hohen Management-Gebühren beim EasyETF.

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Über den Autor

Gordon Rose, CIIA, CAIA,

Gordon Rose, CIIA, CAIA,  war von 2011 bis 2014 Fondsanalyst bei Morningstar.